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0104 - Die Stieftochter des Teufels

0104 - Die Stieftochter des Teufels

Titel: 0104 - Die Stieftochter des Teufels
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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beinahe gegen den gemauerten Rand eines alten Brunnens gelaufen, den er gerade noch im letzten Moment erkannte und ihm ausweichen konnte.
    Er erreichte die Rückwand des Hauptgebäudes, preßte sich sofort wieder an die Wand und holte tief Atem. Die Stille um ihn herum war unheimlich. Irgendwo weit über ihm knackte etwas, aber er konnte nichts ausmachen, als er nach oben blickte. Hier im Hof, wohin das Mondlicht kaum hingelangte, war es zu dunkel, um ohne Hilfsmittel etwas sehen zu können.
    Schließlich schlich er weiter, hin und wieder die Stablampe einschaltend. Nach knapp acht Metern stieß er auf eine Bohlentür, die sein Interesse erregte.
    Bevor er sich daran machte, sie mit Hilfe des Dietrichs zu öffnen, lauschte er wieder und sah sich um. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Finsternis im Schloßhof. Viel konnte er dennoch nicht erkennen. Nur die Mauer und den Brunnen, die sich wie Schemen abzeichneten.
    Auch das Schloß dieser Tür bereitete ihm keine Schwierigkeiten. Es war ebenfalls gut geölt, und die Tür knarrte so wenig wie jene in der Mauer.
    Vor ihm lag ein langer Gang. Die Stablampe flammte auf, und er sah sich um, nachdem er die Tür behutsam geschlossen hatte. Die Wände waren rauh verputzt und gekälkt, der Boden mit Bruchsteinplatten belegt.
    Zamorra entdeckte eine tiefe Nische gerade im rechten Moment. Denn weit hinten tauchte ein Licht auf, das sich langsam näherte. Schritte wurden hörbar, dann eine Stimme.
    »Beeil dich, Ridicule!« sagte sie. »Glacier wird jeden Moment hier sein! Hoffentlich hast du ihm den richtigen Befehl gegeben!«
    »Wie du es gesagt hast, Meister«, erwiderte eine zweite Stimme. »Er wird das Mädchen nicht einfrieren.«
    Zamorra verschwand in der Nische, die tief genug war, um ihn den Blicken der Vorübergehenden zu entziehen.
    Zu seinem Ärger konnte er die beiden nicht erkennen, die wenig später an der Nische vorbeikamen, aber es war sicher, daß einer von ihnen Edouard Rivette war, obwohl dessen Stimme so geklungen hatte wie jene auf dem Tonband.
    Ich werde hierbleiben, bis sie zurückkommen, dachte er, und ihnen dann folgen.
    Er hörte, wie die Tür zum Hof geöffnet wurde und pries seinen Einfall, sie mit Hilfe des Dietrichs wieder abzuschließen.
    Die Tür blieb offen, daher konnte er das zischende Brausen vernehmen, mit dem die Wolke - oder der Eisige, wie der Meister sie genannt hatte herankam.
    Zamorra wagte es, sich vorzubeugen, um auf diese Weise mehr mitzubekommen.
    »Vorsichtig!« hörte er Negros Stimme. »Vorsichtig absetzen, Glacier! Und dann sofort zurück… die anderen beiden holen! Ridicule, du bleibst hier, nimmst sie in Empfang und bringst sie in ihre Särge zurück!«
    Die anderen beiden, überlegte Zamorra, das werden dieser Ingenieur und die Lehrerin sein! Verdammt, wenn der eine noch draußen bleibt, muß ich warten, bis auch er wieder vorbei ist!
    Geräusche an der Tür verrieten, daß jemand kam. Es war Negro, der Corinne Curet in den Armen hielt. Hinter ihm ging Martine. Zamorra hatte sich wieder weit zurückgezogen und hielt die Kamera vor die Augen. Der Infrarot-Sucher zeigte ihm, wer an der Nische vorüberging.
    Also doch, schoß es ihm durch den Sinn, Rivette und Martine. Oder ist es Denise?
    »Geh vor, Martine!« sagte Negro. »öffne die Tür! Und dann verschwinde! Du schläfst bis morgen! Oder bis Ridicule dich holt.«
    »Und der Mann im Jagdhaus, Meister?« fragte sie. »Soll ich nicht…«
    »Du sollst das tun, was dir befohlen wird, Martine!« unterbrach die schneidende, vor Kälte klirrende Stimme des Meisters sie. »Los, geh endlich vor!«
    Professor Zamorra hatte es sich anders überlegt. Er hielt es für sicher, daß die Wolke die größere Gefahr für ihn bildete - jedenfalls im Augenblick. Sie mußte zuerst unschädlich gemacht werden. Wenn ihm das gelang, hatte er dem Meister eine seiner gefährlichsten Waffen aus der Hand genommen.
    Aber da war noch dieser Ridicule, von dem Zamorra nicht wußte, wer er war. Wahrscheinlich, und mit dieser Vermutung lag er richtig, der Gehilfe Negros.
    Jetzt wagte sich Zamorra wieder etwas vor. Negro, Martine und das andere Mädchen waren verschwunden. Zamorra hatte nur lange, nackte Beine gesehen, als es an ihm vorbeigetragen wurde. Er zweifelte nicht daran, daß sich Negro ein neues Opfer aus Beaufort geholt hatte, allerdings glaubte er nicht, daß im Augenblick unmittelbare Gefahr für dieses Mädchen bestand, weil aus dem Dialog zwischen Negro und seinem Adlatus
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