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0104 - Die Stieftochter des Teufels

0104 - Die Stieftochter des Teufels

Titel: 0104 - Die Stieftochter des Teufels
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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sichtbar wurde, die sich auf den Hof herniedersenkte. Zwei Fangarme wurden sichtbar, die rotgefärbten Krallen griffen nach den beiden, Nebel umwaberte die schlanken Gestalten, die Wolke stieg empor und segelte davon, über Beaufort hinweg.
    ***
    Wie jeden Abend hockten auch heute wieder die unentwegten Zecher in Augers Bistro. Vor einer halben Stunde waren Kommissar Priol und Sergeant Tersou gegangen, nachdem sie sich jeder ein saftiges Steak und einige Bier zu Gemüte geführt hatten.
    Das Gespräch der Männer drehte sich verständlicherweise um die Vorgänge, die nach wie vor alle bewegten.
    Als sich die Tür plötzlich öffnete, verstummten die Gespräche. Alles drehte sich um. Marcel Auger fielen beinahe die Augen aus dem Kopf.
    Robert Jeffre und Jeanne Audret betraten den Schankraum, blieben stehen, sahen sich um, lächelten starr und maskenhaft und bewegten sich auf den nächsten Tisch zu.
    »Kriegen wir noch einen Pernod?« erkundigte sich Robert Jeffre mit lauter Stimme.
    »Sicher doch…!« entfuhr es dem Wirt. Er schnappte sich Flasche, Eiswasser und Gläser, kam hinter dem Tresen hervor, ging auf den Tisch zu.
    »Wo zum Teufel haben Sie beide denn gesteckt?« fragte er. »Die Polizei sucht Sie schon! Jemand hat den Wagen im Wald gefunden. Verdammt nochmal, wir hatten alle Sorge, Ihnen wäre was passiert!«
    »Was soll denn passiert sein?« fragte Jeffre. »Und wer hat den Wagen weggeholt?«
    Auger schenkte ein und musterte dabei die beiden mit wachsamen Blicken. »Die Polizei, Monsieur! Immerhin waren Sie verschwunden. Spurlos. Na ja, ich will nicht deutlich werden, aber immerhin fand man in der Nähe des Wagens einige, hm, wie soll ich’s sagen…«
    »Ich weiß, was Sie meinen, Monsieur Auger«, mischte sich Jeanne Audret in das Gespräch. »Ich nehme an, daß Sie auch mal so jung waren wie wir, nicht? Warum sollen Sie nicht wissen, wo wir waren? Der Wald ist groß, der Sommer warm, wir sind…«
    »Ah, jetzt verstehe ich!« grinste der Wirt. »Mann, daß darauf niemand gekommen ist! Die Liebeshöhle bei den Roes d’or! Na ja, wer sollte auch darauf kommen, ist immerhin ein ganz schöner Fußmarsch bis dorthin, nicht? Warum sind Sie denn nicht gefahren, sondern haben den Renault im Wald stehen lassen?«
    Robert Jeffre zuckte mit den Schultern. »Wir sind einfach durch den Wald gelaufen, sahen dann plötzlich den Felsen und Jeanne erinnerte sich, von der Höhle gehört zu haben. Wer denkt schon daran, daß man hier gleich aus dem Häuschen gerät, wenn wir mal…«
    In diesem Augenblick hörten alle das zischende Brausen. Robert Jeffre verstummte, als die Männer aufsprangen und zur Tür drängten. Auch der Wirt stürmte davon.
    Jeffre trank seinen Pernod auf einen Zug aus, griff zur Flasche, umspannte sie sekundenlang mit der Hand, ließ sie wieder los. Auf dem Glas bildete sich eine Eisschicht…
    ***
    Die Männer von Beaufort starrten zum samtblauen Nachthimmel hinauf, sahen die davonsegelnde Wolke und bekreuzigten sich. »Wen hat sie sich jetzt wohl geholt?« murmélte Marcel Auger.
    »Mal nicht den Teufel an die Wand«, meinte der andere. »Seht, sie treibt in Richtung Schloß…!«
    Eine andere, viel größere Wolke war plötzlich da, dunkel und drohend, teilte sich in zwei Hälften und verdeckte den Mond, dessen Licht bisher die Erde erhellt hatte. Es wurde für Sekunden stockdunkel. Dann kam Wind auf, von dem niemand zu sagen wußte, woher er so plötzlich kam, trieb die beiden schwarzen Wolkenhälften weiter nach Norden, und der Mond trat wieder hervor. Von der grauweißen Wolke war nichts mehr zu sehen. Sie hatte sich im Schutz der Dunkelheit auf den Hof von Château de Cassagne niedergesenkt.
    Marcel Auger wandte sich um und erstarrte.. Der Tisch, an dem Robert Jeffre und Jeanne Audret gesessen hatten, war leer.
    »Leute!« schrie er. »Die beiden sind weg!«
    »Was? Wie? Wer ist weg?« klangen die Stimmen durcheinander.
    »Da! Der Ingenieur und die Lehrerin! Verschwunden!«
    Auger stürzte auf den Tisch zu, nahm die Pernodflasche hoch, stellte sie jedoch sofort auf den Tisch zurück. »Das… das ist… wißt ihr, wer eben hier gesessen hat?« Er sah sich wild um, packte den ihm Gegenüberstehenden an den Revers und schüttelte ihn. »Wen hast du gerade hier sitzen sehen, Auguste?«
    »Na, den Ingenieur und die Lehrerin. Wieso?«
    »Sieh dir diese Flasche an! Nimm sie in die Hand!«
    Auguste Marchand tat, wie ihm geheißen. Auch er stellte sie sofort zurück. »Der Himmel sei uns
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