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0101 - Ein Friedhof am Ende der Welt

0101 - Ein Friedhof am Ende der Welt

Titel: 0101 - Ein Friedhof am Ende der Welt
Autoren: Jason Dark
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dauerte eine Weile, bis Sir Powell sich gefangen hatte.
    Dann kam der Schrecken.
    Jetzt sah er genau, wohin man ihn verschleppt hatte.
    In den Dschungel!
    Aber in welch einen? So hohe Bäume gab es nicht auf der Erde. Und auch die vom Boden hochwachsenden Farne besaßen gewaltige Ausmaße. Er jedoch lag auf einer Lichtung inmitten des Urwalds. Und er sah die Grabsteine, die aus dem Boden ragten. Einige von ihnen waren herausgerissen und lagen verstreut herum.
    Ein Friedhof im Dschungel?
    Weiter vorn wuchs ein Berg gegen den grauen Himmel. Nebelschwaden hüllten den unteren Teil ein, und über der grauen Fläche des unbekannten Himmels zogen gewaltige, urwelthafte Vögel ihre lautlosen Kreise.
    Das war eine Welt, wie es sie nicht mehr gab, einfach nicht mehr geben durfte.
    Sir Powell holte tief Luft. Er glaubte, einer Täuschung erlegen zu sein, wischte sich über die Augen, doch das Bild blieb.
    Er befand sich tatsächlich in einer anderen Welt!
    Diese Erkenntnis war für ihn ein Schock. Der Superintendent sah sich selbst als Schreibtischstratege, er hatte nie körperlich gekämpft, sah man von seinen Kriegserlebnissen ab, aber dort war er Offizier gewesen – und jetzt dies hier.
    Grauenvoll…
    Hinzu kamen die gewaltigen, unbekannten Vögel mit ihren riesigen Schnäbeln und der enormen Spannweite ihrer Flügel. Diese Tiere segelten über diesen Dschungelfriedhof wie unheimliche Wächter.
    Trotz der Wärme lief es Sir Powell kalt den Rücken hinab.
    Er stand auf.
    Mit beiden Händen stützte er sich ab und mußte zuvor das Schwindelgefühl niederkämpfen, bevor er sich an den neuen Zustand gewöhnt hatte.
    Langsam schritt er zwischen den Grabsteinen hindurch. Er wußte nicht, wo er zuerst hinblicken sollte, alles war so fremd, so unheimlich und grauenhaft.
    Sir Powell war ein knallharter Analytiker, der mit seinem Verstand die Dinge zerlegte und entsprechende Gegenmaßnahmen ergriff. Hier streikte sein Intellekt. Er begriff nichts.
    Doch er ahnte, daß dies nicht die normale Welt war, in der er sich befand.
    Ein Dschungel lebt, ist erfüllt von kreischenden Vogelstimmen und von den Lauten unzähliger wilder Tiere.
    Hier aber war alles ruhig. Es schien, als halte die Natur den Atem an.
    Sir Powell hörte nur seine eigenen Schritte. Er schritt über den uralten Friedhof, suchte dabei nach einer Spur von Leben, nichts rührte sich.
    Noch immer trug er seinen dunklen Anzug, das weiße Hemd, die Krawatte, dazu die Halbschuhe. Er kam sich in diese Kleidung deplaziert vor, wußte jedoch, daß er nichts ändern konnte. Er war seinem Feind hilflos ausgeliefert.
    Und das war der Schwarze Tod!
    Schon oft hatte Sir Powell darüber gehört und gelesen. Immer wenn er Sinclairs Berichte durchsah, stach ihm sofort der Schwarze Tod ins Auge. Er wußte auch, welche Macht dieser Dämon verkörperte. Allerdings hatte er Sir Powell nie direkt angegriffen, er hielt sich nur an die anderen Mitglieder des Sinclair-Teams. Doch nun stand der Superintendent dem Schwarzen Tod wehrlos gegenüber.
    Das machte ihm Angst. Dieser Dämon war nicht auszurechnen, nicht zu analysieren und auch nicht mit den Mitteln des Verstands zu besiegen.
    Man mußte ihn bekämpfen! Ihn mit seinen eigenen Waffen attackieren, nur so konnte man ihn vernichten.
    Sir Powell blieb stehen. Er schaute sich um, suchte den Schwarzen Tod er sah ihn nicht. Der Dämon hatte sich zurückgezogen und Powell allein gelassen.
    Wirklich allein?
    Sir Powell sah plötzlich einen Mann, der über die letzten Reste einer alten Mauer hinwegkletterte. Er trug um seinen Kopf einen weißen Verband und winkte Sir Powell zu.
    Ein zweiter Mann folgte ihm.
    Beide trugen andere Kleidung als Sir Powell. Allerdings keine Tropenanzüge, wie sie eigentlich vonnöten gewesen wären.
    Sir Powell ging den beiden Männern entgegen. Zwei Schritte voneinander entfernt blieben sie stehen.
    Die Wissenschaftler sahen erschöpft aus. Der kurze Aufenthalt in dieser Welt hatte bereits seine Spuren hinterlassen. Schweißfeucht waren ihre Gesichter und staubverklebt. Ihre Augen blickten stumpf, als hätten sie Schreckliches gesehen.
    Zuerst sprach niemand der drei Männer ein Wort. Dann stellte Art Cornwell eine Frage, die ziemlich dumm klang, es jedoch in Anbetracht der Situation gar nicht war.
    »Sind Sie ein Mensch?«
    Sir Powell nickte. »Ja.«
    »Und wie sind Sie hergekommen?«
    Sir Powell nahm seine Brille ab und wischte die beschlagenen Gläser mit einem Taschentuch sauber. »Wenn ich Ihnen das erzähle,
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