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0100 - Die Schule der Dämonen

0100 - Die Schule der Dämonen

Titel: 0100 - Die Schule der Dämonen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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nichts«, bibberte sie angstschlotternd. »Nehmen Sie, was Sie wollen, aber la… lassen Sie mich le… leben.«
    Die Frau hielt Zamorra fraglos für einen Einbrecher. Für den Augenblick paßte das dem Professor ganz gut in den Kram.
    »Wo sind Ihre Wertsachen?« schnauzte er.
    »Hi… hier!« Die Frau neigte sich ächzend zur Seite und zog eine Nachttischschublade auf. Zamorra trat näher. Er sah eine Schatulle mit Ketten, Broschen, Ringen. Dieses Zeug interessierte ihn keinen Deut.
    »Nicht diesen Schrott«, sagte er grob. »Ihre echten Wertsachen. Sie haben bestimmt einen Safe.«
    »Nei… nein.«
    Zamorra hob die Pistole.
    »Nicht, bitte!« kreischte die Frau, bei der es sich wohl um Madame Verlaine handelte. »Ich will Ihnen alles sagen. Der Safe ist in der Bibliothek. Hinter dem Bild mit der Flußlandschaft.«
    »Schlüssel oder Code?«
    Hastig sprudelte die Frau eine Zahlenkombination hervor.
    »Bon«, sagte Zamorra. »Ich bin gleich wieder da. Sie bleiben hier hübsch ruhig liegen. Anderenfalls…« Er wedelte mit der Jagdpistole.
    Sichtlich erschöpft ließ sich die Frau in die Kissen zurücksinken. Zamorra verließ sie und kehrte wieder in das Herrenzimmer zurück, das wohl mit der Bibliothek identisch war. Er machte Licht.
    Ja, da hing ein Bild an der Wand. Es zeigte ein Dorf, das sich malerisch an ein Flußufer schmiegte. Der Professor hängte das Gemälde ab. Die Stahltür eines kleinen Safes kam zum Vorschein.
    Ganz plötzlich spürte Zamorra, wie Übelkeit in ihm aufstieg. Die Übelkeit war mehr geistiger als körperlicher Natur. Wellen einer schrecklichen Depression überspülten ihn. Gleichzeitig hatte er wahnsinnige Angstgefühle. Jede Faser seines Körpers schien zu zittern. Er hatte den ungeheuer bohrenden Wunsch, diesen Raum so schnell wie möglich zu verlassen.
    Aber der Professor war ein Mensch mit eisernem Beherrschungsvermögen. Mit aller geistigen Kraft zwang er sich dazu, dem Fluchtbegehren zu widerstehen. Der kalte Schweiß trat ihm auf die Stirn, als er Hand an den Safe legte und die in Erfahrung gebrachte Zahlenkombination einstellte. Die Tür des Safes schwang auf.
    Zamorra sah sofort, daß sich sein Amulett nicht in dem Stahlfach befand. Dafür sah er etwas anderes: einen in düsterem Rot glosenden, fünfeckigen Stein. Seltsame Zeichen bedeckten die Flächen des Steins. Zeichen, die Zamorra zum Teil kannte.
    Symbole schwarzer Magie!
    Er wollte nach dem Stein greifen, um ihn näher betrachten zu können. Aber er brachte es nicht fertig. Die nicht kontrollierbaren Furchtanwandlungen, die in ihm tobten, waren stärker. Seine Hand verweigerte ihm den Dienst, ließ sich kraft seines Willens nicht dazu zwingen, in den Safe hineinzufassen. Zitternd zog Zamorra die Hand zurück und schloß fast hektisch die Safetür.
    Sofort fühlte er sich besser. Der mörderische Druck war von ihm gewichen. Ärger ergriff jetzt Besitz von ihm, Ärger, daß es ihm nicht gelungen war, den Ausstrahlungen des Bösen zu trotzen.
    Er ging wieder in das Schlafzimmer hinüber. Die Frau hatte sich nicht gerührt, lag nach wie vor voller Angst im Bett.
    »Sie sind Madame Verlerne, ja?«
    Sie nickte.
    »Ich habe nicht gefunden, was ich suche«, sagte Zamorra. »Wo könnte Ihr Mann noch Wertgegenstände aufbewahren? Es geht mir um ein Silberamulett, das an einer kleinen Goldkette hängt. Haben Sie so etwas schon einmal bei Ihrem Mann gesehen?«
    Die Frau verneinte seine Frage. Durch hartnäckiges Bohren holte Zamorra aus ihr heraus, daß Verlaine ganz wichtige Sachen manchmal auch im großen Tresor des Rathauses deponierte. Der Professor nahm sich vor, auch dort nachzusehen. Aber es würde schwierig werden, das wußte er schon jetzt. Denn diesmal konnte ihm die Frau nicht mit der Zahlenkombination dienen, die den Tresor öffnen würde.
    Eigentlich hätte er jetzt gehen können. Aber da war noch etwas, das ihn interessierte.
    »Sagen Sie, Madame Verlaine«, fragte er. »Ihr Mann… ist Ihnen in der letzten Zeit etwas an ihm aufgefallen? Ist er anders als sonst?«
    Mit leichter Verwunderung sah ihn die Frau an. Solche Fragen hätte sie wohl von einem Einbrecher nicht erwartet.
    »Wer sind Sie, Monsieur?« fragte sie plötzlich.
    »Tut nichts zur Sache«, winkte der Professor ab. »Geben Sie mir lieber Antwort auf meine Frage.«
    Sie tat es. Ja, ihr Mann hatte sich geändert in den letzten Wochen. Er kümmerte sich kaum noch um sie, war praktisch überhaupt nicht mehr zu Hause. Der Zeitpunkt seiner Veränderung und der
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