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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall
Autoren: Brenda Joyce
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Fenster und blickte auf den lebhaften Verkehr unten auf der Straße. Das Laub der Bäume hatte sich herbstlich orange und gelb gefärbt. Sie drehte sich nicht um.
    Dominick betrat den Raum und schloß die Tür hinter sich. „Ich weiß alles. Rutherford hat es mir gesagt. Mein Vater hat mir die Wahrheit erzählt."
    Endlich sah Ciarisse ihn an. Ihr Gesicht war sehr blaß, und ihre Augen waren gerötet.
    „Ich hasse ihn", sagte sie. Tränen rannen ihre Wangen hinab.
    „Sprich nicht so!" rief Dominick. Er eilte zu ihr und faßte ihre Arme. „Weshalb hast du es mir nicht erzählt? Wie konntest du mich so leiden lassen? War es dir egal? Der Skandal hätte mich vernichtet. Ich war kurz davor, alles zu verlieren."
    Sie sah ihn fest an. „Es war mir nicht egal, Dominick. Aber meine Rache gegenüber deinem Vater war mir wichtiger."
    „Weil er dich zurückgewiesen hatte?" fragte Dominick verblüfft.
    Sie nickte. „Ja, weil er jemand anders mehr liebte als mich."
    „Sarah."
    „Nein, er liebte Annes Mutter - Janice."
    Dominick sah sie verständnislos an. „Du mußt dich ..."
    „Rutherford liebte Janice Stanhope Stewart", unterbrach Ciarisse ihren Sohn. „Das ist der Grund, weshalb er Anne so sehr mag - weshalb er wollte, daß du und Anne zusammenkommt. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Er hat gewonnen. Meine Güte, er hat erneut gewonnen."
    „Es tut mir leid, daß Vater dir weh getan hat. Sehr leid sogar. Trotzdem hättest du die Wahrheit sagen müssen, als Fairhaven den Skandal heraufbeschwor."
    Ciarisse antwortete nicht.
    „Ich gebe mir große Mühe, deine Beweggründe zu verstehen, Mutter", sagte Dominick heiser. „Was vorgefallen ist, ändert nichts an unserem Verhältnis, das versichere ich dir. Du bist immer noch meine Mutter. Meine Gefühle für dich bleiben dieselben. Ich werde dich vor jedem Skandal bewahren."
    „Ich glaube nicht, daß du mich schützen kannst, Dominick", antwortete Ciarisse, und ihre Lippen zitterten. „Was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun?"
    „Ich finde, du solltest du dich für eine Weile aufs Land zurückziehen."
    „Ja." Sie schloß einen Moment ergeben die Augen.
    „Der Herzog und ich sind übereingekommen, die Wahrheit zu veröffentlichen. Die Nachricht wird morgen in der .London Times' zu lesen sein. Außerdem hat Rutherford sein Testament geändert und einen Absatz darin aufgenommen, in dem er seine Vaterschaft bestätigt. Es wird einen erheblichen Aufruhr geben. Deshalb wäre es am besten, wenn du auf dem Land bliebest, bis sich die Wogen geglättet haben. Ich bin Rutherfords Sohn. Mich wird man sofort in der Gesellschaft wiederaufnehmen. Aufgrund meiner Position und meines Einflusses wirst du in einigen Monaten ebenfalls in die Gesellschaft zurückkehren können. Das verspreche ich dir, Mutter."
    Clarisse nickte.
    Dominick zögerte einen Moment, dann küßte er sie auf die Wange. Er wandte sich ab und wollte das Zimmer verlassen. Als er die Tür erreichte, rief Ciarisse:
    „Dominick?"
    Er blieb stehen und drehte sich noch einmal um.
    „Es war ein sehr schmerzliches Geheimnis, mußt du wissen. Es hat allen eine Menge Kummer bereitet. Ich bin sehr erleichtert, daß die Wahrheit endlich ans Licht gekommen ist und ich nicht mehr lügen muß."
    Sie sahen sich fest in die Augen.
    „Vielleicht hätte ich es anders machen sollen", fuhr Ciarisse fort. „Es tut mir leid, Dominick, daß ich dir so weh getan habe."
    „Danke, Mutter", sagte er.

EPILOG
    Es war ein milder Herbsttag. Der Himmel war strahlend blau, und das Laub der Bäume im Park hinter Waverly Hall leuchtete rot und golden.
    Im Garten, wo Anne wartete, blühten die letzten Sommerrosen. Rot, weiß und gelb rankten sie an den Wänden der Terrasse und schlängelte sich um den Kalksteinbrunnen.
    Anne lächelte vor sich hin und betrachtete den Zettel in ihrer Hand. Wie viele Erinnerungen verbanden sich damit! Die Nachricht stammte von Dominick. „Komm in den Garten hinter dem Ballsaal", hatte er geschrieben. Die Unterschrift lautete
    „Dominick."
    Sie drückte das elfenbeinfarbene Büttenpapier an die Brust. Vor vier Jahren, am Abend seiner Verlobung mit Feli-city, hatte sie genau die gleiche Nachricht erhalten.
    Anne wurde ernst. Dominick und sie waren übereingekommen, Felicity trotz ihrer boshaften Machenschaften nicht anzuzeigen. Allerdings war die Cousine wegen des Todes von Fairhaven angeklagt worden. Tränenreich hatte sie ihre Unschuld beteuert, und das Urteil hatte „nicht schuldig" gelautet.
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