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010 - Satansmesse

010 - Satansmesse

Titel: 010 - Satansmesse
Autoren: Heinrich Graat
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Dann zündete er sich umständlich eine dicke Zigarre an.
    »Ich war bei Harry«, sagte er dann, und Ben sah ihn interessiert an.
    »Was hat er Ihnen erzählt?«
    »Wir wollen Beverley hereinrufen, denn das ist eine lange Geschichte.«
    Carl stand auf und bat Beverley, ihre Arbeit einen Augenblick zu unterbrechen. Sie kam herein und setzte sich auf das Sofa.
    »Harry lebt nun allein dort oben in diesem einsamen Haus. Er war recht gesprächig, als ich hinkam. Ich habe ihm erzählt, dass ich Professor für amerikanische Geschichte bin und mich für seine Familiengeschichte interessiere. Dann musste ich gar nicht mehr viel sagen. Er erzählte mir, dass sein Urururgroßvater, der 1630 hier in Amerika eingewandert war, in Massachusetts gelebt habe. Er hatte eine große Familie, und sein Großvater hatte ihm das Geheimnis der Beezrah vererbt. Dieser Herrick war nicht der Mann, solche Dinge zu versuchen. Aber vielleicht hat er sich eines Tages betrunken, oder er ist auf andere Weise an einen Rausch gekommen, jedenfalls ist er in die alte Kirche gegangen und hat in der Nacht die Teufelin tatsächlich beschworen. Sie erschien ihm, und er ist vor Schreck fast gestorben. Gottlob hat er die Vertreibungsformel nicht vergessen, so wurde er sie auch wieder los. Dann ging er nach Hause, und alles wäre vergessen gewesen, wenn er nicht ein gläubiger Katholik gewesen wäre. In der darauf folgenden Woche war Ostern, und er musste nun zur Beichte gehen. Er wagte weder, sein Verbrechen zu beichten, noch wagte er, den Herrgott anzulügen. So floh er mit seiner ganzen Familie. Dass sich die Gemeinde gerade intensiv mit ihm beschäftigte und zu ihm kommen wollte, hat er gar nicht mehr erfahren, weil er so schnell abgefahren ist.«
    »Das ist ja ungeheuerlich«, sagte Beverley.
    »Erstaunlich«, warf Ben ein. Ihm wurde nun manches klar.
    »Die Familie Herrick hat sich dann im wilden Indianerland niedergelassen. Das Fort in Northhampton soll es damals schon gegeben haben, aber die Familie Herrick siedelte sich mitten im Indianerland an. Sie müssen sehr tapfer und tüchtig gewesen sein, denn sie überlebten alle Indianerkriege und später auch den Bürgerkrieg. In dieser Familie war das Wissen um Beezrah erblich. Aber keiner hat sie je wieder gerufen. Es war entweder kein Grund vorhanden, oder sie wagten es nicht. Es kann auch sein, dass sie mit dieser Welt nichts mehr zu tun haben wollten, da sie sehr gesund waren und gut lebten. Harry sagte jedenfalls, dass seine Mutter die erste seit vielen Generationen war, die diese Worte wieder gesprochen hat.«
    »Deshalb wirkte Mrs. Emerly so unwissend, trotz ihrer Kenntnisse.«
    »Ja, Ben. Mrs. Emerly hat sich an die Kräfte, die sie rufen konnte, nur erinnert, weil sie ihre Enkeltochter heilen wollte. Das war ein Irrtum, den sie und ihre Enkelin mit dem Leben bezahlt haben.«
    »Wie schrecklich«, flüsterte Beverley.
    »Wir wollen nicht sentimental werden«, wehrte Ben ab. »Immerhin wollte Frank mich zweimal ermorden, und er hat dann ja auch seine Mutter ermordet. Denn das steht ja wohl einwandfrei fest.«
    Ben schien ein Gedanke gekommen zu sein. Er sah Carl fragend an.
    »Wissen wir eigentlich genau, dass die alte Mrs. Emerly nicht mehr dazugekommen ist, ihr Geheimwissen an einen Erben weiterzugeben? Oder hatte sie noch Gelegenheit, die alten Formeln und Riten an jemanden weiterzugeben, der sie wieder an seine Kinder und Enkel weitergibt und so fort, bis einmal wieder ein Urenkel davon Gebrauch macht?«
    Carl schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Das wissen wir leider nicht. Wir können nur hoffen, dass sie ihr Geheimnis mit ins Grab genommen hat.«
     
     
    ENDE
     
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