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010 - Die Todesengel

010 - Die Todesengel

Titel: 010 - Die Todesengel
Autoren: Dämonenkiller
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persönliche Probleme, übers Wetter und lobte Schwester Hercys ausgezeichneten Kuchen. Nach dieser Einleitung steuerte Dr. Deming, unter Assistenz von Dr. Hillary, die Unterhaltung langsam, aber sicher in eine andere Richtung. Er ließ jeden über sich sprechen, fragte nach den Wünschen und Beschwerden und versuchte so, den Seelenzustand des einzelnen zu ergründen. Das war seine spezielle Methode der Gruppentherapie.
    Als Deborah vor einer Woche in die O'Hara-Stiftung eingeliefert worden war, hatte er ihr seine Methode auseinandergesetzt. »Sie werden bei uns ein ganz normales Leben führen, Miß Ashton«, hatte er ihr erklärt. »Es wird Ihnen an nichts fehlen. Sie bekommen alles, was Ihr Herz begehrt. Sie werden Freunde unter den anderen Patienten finden, Freunde, die Sie zu jeder Tages- und Nachtstunde aufsuchen können. Wir sind keine geschlossene Anstalt, sondern eine Abteilung der offenen Türen. Eine Welt der Stille und der Ruhe inmitten des Chaos von Groß-London. Sie müssen immer daran denken, daß wir Sie nicht einsperren, sondern nur die schädlichen Einflüsse der Außenwelt von Ihnen abhalten wollen, dann werden Sie sich schnell mit den Gegebenheiten abfinden.«
    Es hatte dennoch eine Woche gedauert, bis ihr Widerstand gebrochen worden war. Aber obwohl sie nicht mehr tobte und sich so weit in der Gewalt hatte, daß sie sich nicht mehr zu hysterischen Anfällen hinreißen ließ, konnte sie sich dennoch nicht mit ihrem Schicksal abfinden. Sie gehörte nicht in eine Irrenanstalt. Sie war normal. Davon war Dr. Deming jedoch nicht zu überzeugen. Er glaubte ihrem Mann mehr. Hätte sie doch ihrer Einlieferung nur nicht zugestimmt! Aber sie hatte diesen Wisch unterschrieben, um endlich der Hölle ihrer Ehe zu entkommen. Jetzt war es zu spät für Reue.
    »Ich hatte einen schönen Traum«, hörte sie Betty Drawson gerade sagen. »Als ich aus ihm erwachte, war ich so zufrieden und ausgeglichen wie nie zuvor. Ich war ohne Körper, nur Seele, und schwebte im Unendlichen. Ich wünsche jedem, daß er einmal so viel Seligkeit verspürt wie ich in diesem Traum. Ich konnte aus der himmlischen Höhe zurück auf die Erde blicken, in meinen Bungalow, auf mein Bett – und da sah ich meinen Körper ruhen. Ich hatte ihn für immer verlassen.«
    Kitty stieß Deborah an und flüsterte ihr zu: »Was meinst du, Debbie, die spinnt doch ganz ordentlich, nicht?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Na klar spinnt sie, sonst wäre sie nicht hier«, sagte Kitty und kicherte. »Betty ist schwer manisch-depressiv. Sie leidet an einem Selbstzerstörungstrieb. Wenn sie ihre depressive Periode hat, muß sie nach drüben gebracht werden.«
    Deborah wußte, was mit drüben gemeint war. Sie hatte die ersten fünf Tage selbst in einer der Gummizellen zugebracht.
    »Warum bist du hier, Kitty?« erkundigte sich Deborah, um Kathrine Lorraine keine Gelegenheit zu weiteren spöttischen Bemerkungen über die anderen Patienten zu geben.
    »Ich fixe«, antwortete Kitty geradeheraus. »Rauschgift, verstehst du? Mit mir stand es schon ziemlich schlecht, als mich mein Alter zur Entwöhnung in diese Klapsmühle steckte. Freiwillig wäre ich nie hergekommen, aber er überrumpelte mich einfach. Er hielt in der einen Hand die Spritze mit der Mixtur und in der anderen den Füllhalter. Ich war damals so fertig, daß ich sogar dem Teufel meine Seele für einen einzigen Trip gegeben hätte.«
    Weil Deborah nichts anderes einfiel, sagte sie: »Ich hätte nie gedacht, daß du rauschgiftsüchtig bist.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Ich – möchte nicht darüber sprechen«, sagte Deborah. »Aber – ich bin ganz normal. Mir fehlt überhaupt nichts.«
    »Das sagen sie alle. Auch John Storm«, entgegnete Kitty. »Aber sieh ihn dir einmal an! Welche Diagnose würdest du stellen?« Sie hatte das Gespräch schon wieder auf ihr Lieblingsthema gelenkt: die Verspottung der anderen Patienten. Bevor Deborah etwas sagen konnte, fuhr sie fort: »Storm ist schizophren. Er leidet unter Verfolgungswahn. Merkst du nicht, wie seine Augen ständig hin und her wandern? Er wittert überall Gefahr. Ich bin sicher, daß ihn sein Geiz in den Wahnsinn getrieben hat. Er muß steinreich sein, und jetzt fürchtet er, daß ihm seine Erben einen Killer auf den Hals hetzen. Wundere dich nicht, wenn er dich beschuldigt, einen Mordanschlag auf ihn zu planen.« Kitty machte nur eine Pause zum Atemholen, dann fuhr sie fort: »Grovers, der zwischen Betty Drawson und Danny Dean sitzt, ist ein harmloser
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