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010 - Der Derbysieger

010 - Der Derbysieger

Titel: 010 - Der Derbysieger
Autoren: Edgar Wallace
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wollte.
    »Ich möchte Sie einen Augenblick sprechen, Stanton.«
    Er führte Eric zu einem entlegenen Teil der Empfangsräume.
    »Sie haben mich bisher nur oberflächlich kennengelernt - wie einen gelegentlichen Bekannten, den man einmal in Monte Carlo sieht. Aber ich kenne Sie, und ich möchte Sie um einen großen Gefallen bitten. Vorausschicken muß ich, daß ich Geld von Ihnen leihen will. Es handelt sich nur um fünf Pfund.«
    »Sie können auch fünfzig Pfund von mir bekommen, wenn Sie sie brauchen«, erwiderte Stanton lächelnd.
    Milton Sands schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich brauche nur so viel Geld, daß ich nach London komme. Dort warten schon verschiedene Schecks auf mich, die ich einkassieren kann.«
    »Fahren Sie etwa auch schon heute abend mit dem Nachtzug?«
    »Ja - Sie auch?«
    »Ich habe eben ein Telegramm erhalten, das mich nach Hause ruft. Monte Carlo fällt mir auch etwas auf die Nerven. Ich fange an, mich hier zu langweilen.«
    »Das ist ja eine angenehme Nachricht für mich. Soll ich schnell zum Bahnhof gehen und noch einen Platz im Schlafwagen für Sie belegen?«
    »Das wäre sehr liebenswürdig von Ihnen. Aber Sie können die Karte nicht lösen, ohne Geld in der Tasche zu haben«, sagte er, als Milton fortgehen wollte.
    Mit einem Lächeln zog er seine Brieftasche heraus und gab ihm einige Banknoten.
    »So, hier haben Sie wenigstens tausend Francs. Nehmen Sie das Geld doch. Sie brauchen es unterwegs. Wenn Sie allerdings tatsächlich nur fünf Pfund von mir annehmen wollen, können Sie mir ja den Rest zurückgeben.«
    »Fünf Pfund müssen ausreichen«, erwiderte Milton kurz. »Ich möchte wirklich nicht mehr Geld in der Tasche haben, als ich unumgänglich für Essen und Logis brauche.«
    Es fiel ihm nicht schwer, noch einen Platz im Schlafwagen zu bekommen, denn zu dieser Zeit reisten wenig Leute von Monte Carlo ab. Der Nachtzug war auch nicht besonders beliebt; die vornehme Gesellschaft zog den Luxuszug am Tage bei weitem vor.
    Er besorgte die Fahrkarte und kehrte dann zu Stanton zurück, der sich inzwischen für die Reise vorbereitet hatte und soeben seine Rechnung im Hotel bezahlte. Auch Sands beglich seine Rechnung und erhielt noch etwas Geld von seinem Depot zurück.
    In Muße gingen sie zum Bahnhof, da sie noch genügend Zeit hatten.
    »Welche Pläne haben Sie jetzt eigentlich?« fragte Stanton plötzlich.
    »Ich mache niemals Pläne für lange Zeit und für die Zukunft. Es ist mir sehr unangenehm-, mich festlegen zu müssen.«
    »Es war ja auch etwas anmaßend von mir, Sie danach zu fragen«, entgegnete Eric. »Aber vielleicht habe ich mich nicht ganz richtig ausgedrückt. Ich wollte eigentlich wissen, ob Sie einer regelmäßigen Beschäftigung nachgehen.«
    »Ich sagte Ihnen ja schon früher, daß ich ein Glücksjäger bin. Einen Beruf habe ich nicht - ich verdiene mein Geld als Abenteurer. Und ich mache niemals Pläne für die Zukunft, weil ich mich immer erst im letzten Augenblick entscheiden kann. So habe ich es stets in meinem Leben gehalten, und so soll es auch bleiben.«
    Eine Zeitlang gingen sie schweigend nebeneinander her.
    »Ich muß allerdings gestehen«, sagte Milton dann, daß ich augenblicklich gezwungen bin, irgendwelche Zukunftspläne zu schmieden. Ich habe viel Zeit auf die Ausarbeitung meines Systems verwandt, und ich war fest davon überzeugt, daß ich Erfolg damit haben müßte. Es ist eins von den Systemen, zu deren Durchführung man eine Million Pfund braucht. Ich habe es daher scherzhaft das Eine-Million-Pfund-System getauft. Und jetzt weiß ich, daß man es nicht nötig hat, zu spielen, wenn man über eine so hohe Summe verfügen kann.«
    Eric Stanton hatte diesen jungen Mann gern, dem kein Schicksalsschlag etwas anzuhaben schien, und dem Abenteuer nur eine willkommene Unterbrechung des eintönigen Lebens bedeuteten.
    »Ich habe Beziehungen zu großen Firmen«, sagte er zögernd, »und ich könnte Ihnen vielleicht zu einem Posten verhelfen.«
    Milton lachte und schlug ihm vergnügt auf die Schulter.
    »Mein lieber Freund«, erwiderte er offen, »wenn Sie mir eine Vertrauensstellung geben, dann brenne ich eventuell in der nächsten Woche mit einer großen Summe durch. Nein, das ist nichts für mich. Ich habe ganz andere Absichten. Aber auf jeden Fall bin ich Ihnen äußerst dankbar, daß Sie mir so freundlich helfen wollen. Ich bin ein Spieler und werde ein Spieler bleiben bis zum Ende meines Lebens. Es sei denn, daß ich irgendeine Beschäftigung entdecke, in der
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