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010 - Der Derbysieger

010 - Der Derbysieger

Titel: 010 - Der Derbysieger
Autoren: Edgar Wallace
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sobald der Druck nachließ.
    »Ausgezeichnet - das Glas ist nicht nur biegsam, sondern auch elastisch«, sagte Sotescu halb zu sich selbst. Er zog seine Brieftasche heraus. »Was verlangen Sie für die Erfindung?«
    Pentridge zögerte.
    »Ich wollte zuerst zwanzigtausend Pfund dafür haben, aber sie ist viel mehr wert. Ich gebe die Formel nicht unter fünfzigtausend her.«
    Er täuschte sich aber, wenn er glaubte, daß Soltescu mit sich handeln ließe. Der Rumäne war fest entschlossen, keinen Shilling mehr auszugeben, als abgemacht worden war.
    »Mein lieber Freund«, erwiderte er mit einem breiten Grinsen. »Sie glauben wohl, daß ich zuviel getrunken habe? In gewisser Weise haben Sie recht. Aber trotzdem weiß ich noch sehr genau, was ich tue. Der Preis war auf zwanzigtausend Pfund festgesetzt. Ich frage nicht einmal, wem Sie die Formel gestohlen haben, und bin bereit, Ihnen die ausgemachte Summe zu zahlen. Wenn Sie ein reicher, unabhängiger Mann sind und die Erfindung anderswo besser verkaufen können, so tun Sie es doch! Ich biete Ihnen jedenfalls zwanzigtausend Pfund dafür. Entweder nehmen Sie das Geld, und das Geschäft ist perfekt, oder ich habe kein weiteres Interesse an der Sache. Der Zug nach Paris fährt gleich ab, und ich kann nicht länger warten.«
    »Gut, dann geben Sie mir zwanzigtausend«, entgegnete Pentridge verbissen.
    Er streckte begierig die Hand aus, und Soltescu zählte die einzelnen Scheine.
    »Was wollen Sie denn nun mit all dem Geld machen?« fragte der Rumäne.
    Die Augen des heruntergekommenen Mannes leuchteten merkwürdig auf.
    »Sehen Sie«, sagte er eifrig. »Sie sind ein reicher Mann und haben schon immer ein großes Vermögen gehabt. Aber ich bin nur ein armer Teufel, der immer hin-und hergehetzt wurde. Sie können das Leben genießen und haben auch die Zeit dazu. Aber ich werde alt, und ich habe all diese Jahre ärmlich gelebt. Mein bißchen Verdienst habe ich im Kasino verspielt. Aber jetzt werde ich einmal das große Spiel machen, nach dem ich mich mein Leben lang gesehnt habe. Verstehen Sie, was ich meine?« Er sah Soltescu mit brennenden Blicken an, als ob er Zustimmung von ihm erwarte.
    »Ich habe nicht mehr lang zu leben, und ich kaufe mir morgen die schönsten Anzüge. Weg mit diesem abscheulichen Plunder!« rief er und warf den alten Smoking auf den Boden. »Morgen gehe ich nach Monte Carlo, und zwar genauso elegant wie diese Snobs, die ich in den letzten fünfundzwanzig Jahren gesehen habe. Im Kasino werden sie mich nicht wieder erkennen, wenn ich mich neu eingekleidet habe. Und ich setze jedesmal den Höchstsatz. Das ist die einzig vernünftige Art, Geld zu gewinnen.«
    »Mein Lieber«, entgegnete Soltescu freundlich, als er die Schriftstücke sorgfältig in seine Brusttasche steckte, »ich möchte Ihnen nur eins sagen. Wenn ich tatsächlich Zeit hätte, dann würde ich mit Ihnen um das Geld spielen, das ich Ihnen eben ausbezahlt habe. Und ich würde gewinnen, weil ich das Geld nicht notwendig habe, und Sie würden verlieren, weil das Geld für Sie lebensnotwendig ist. Sie sind wirklich ein unverbesserlicher Narr.«
    Nach diesen Worten verließ Soltescu in heiterer Stimmung das Zimmer und pfiff vergnügt, während er die Treppe hinunterstieg und zu seinem Wagen ging. Er war davon überzeugt, daß er noch nie in seinem Leben ein so großes und vorteilhaftes Geschäft abgeschlossen hatte.

4
    »Ich fürchtete schon, daß Ihre Nachforschungen ergebnislos sein würden, Miss President«, sagte Lord Chanderson, der neben einer elegant gekleideten jungen Dame auf dem Bahnsteig in Marseille auf und ab ging.
    Sie lächelte geduldig.
    »Ich bin schon daran gewöhnt, daß diese Reisen nicht zum gewünschten Ziel führen«, erwiderte sie ruhig, »aber wir dürfen natürlich keine Chance ungenützt vorübergehen lassen. Es wäre immerhin einmal möglich, daß ich den Mann finden könnte, den mein Großvater seit so vielen Jahren sucht. Solange ich jung und gesund bin, kann ich ihn ja in seinen Bemühungen unterstützen. Er ist zwar noch rüstig und stark, aber das Reisen strengt ihn doch zu sehr an, und wenn er mit Leuten verhandeln muß, die nicht englisch sprechen, wird er leicht verwirrt. Aber es war wirklich zu egoistisch von mir, daß ich Ihre Liebenswürdigkeit so sehr in Anspruch genommen habe.«
    Er schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Bitte, entschuldigen Sie sich doch nicht, Miss President. Sie wissen, daß ich mich selten vor zwei Uhr schlafen lege, und es hat mir das
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