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010 - Der Derbysieger

010 - Der Derbysieger

Titel: 010 - Der Derbysieger
Autoren: Edgar Wallace
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des Spielklubs und verschwand in der Menge.
    Aber er war beobachtet worden. Ein ungefähr gleichaltriger und ebenso schlechtgekleideter Mann folgte ihm auf der breiten Straße.
    Pentridge wandte sich wütend um, als er eine Hand auf seinem Arm fühlte.
    »Hallo, Penty«, sagte der Fremde freundlich, fast unterwürfig. »Du wirst doch deinen alten Kameraden nicht im Stich lassen. Kennst du den alten Chummy nicht mehr? Wir haben doch mehr als ein Ding miteinander gedreht.«
    Pentridge sah ihn ärgerlich an.
    »Ach so, du bist es«, versetzte er böse. »Was willst du denn von mir?«
    »Meinen Anteil will ich haben, Penty.«
    Sie gingen gerade unter einer elektrischen Bogenlampe, deren Licht erbarmungslos die tiefen Furchen in seinem Gesicht enthüllte. Seine kleinen Augen funkelten feindlich.
    »Haben wir nicht seit Jahren zusammengearbeitet?« fragte er mit brüchiger Stimme. »Haben wir uns nicht miteinander durch die ganze Welt geschlagen? Penty, denkst du noch an die alten Tage in Melbourne? Ich wünschte, wir wären wieder in Australien. Weißt du noch, wie Carbine damals in Flemington das große Rennen machte?«
    »Hör mal zu, Chummy«, erwiderte Pentridge aufgebracht. »Weil wir uns zufällig früher mal im Gefängnis kennengelernt haben und nun beide auf der Straße stehen, habe ich noch lange keine Ursache, für dich zu sorgen. Du hast stets deinen Anteil bekommen.«
    »Aber nicht von der großen Sache«, widersprach Chummy. »Ich meine die große Entdeckung. Darauf habe ich nämlich schon all die Jahre gewartet, daß wir die zu Geld machen könnten. Hier in Monte Carlo ist ein reicher Kerl, ein Rumäne. Er hat schon überall von der Erfindung erzählt, die er jetzt kaufen will, und so habe ich auch davon gehört. Ich bin doch daran beteiligt, denn ich habe dir geholfen, die Pläne zu klauen. Und wenn du nicht mit mir teilen willst, kann ich ja heute abend noch zu einer gewissen jungen Dame gehen, die gerade mit dem Auto in Monte Carlo angekommen ist.« Seine Stimme klang drohend. »In einer Stunde fährt sie nach Marseille zurück. Wenn ich der sage, daß … «
    »Halt das Maul«, zischte Pentridge. Er war so erregt, daß seine Lippen zuckten. »Komm mit, wir wollen die Sache in aller Ruhe besprechen. Geh aber nicht neben mir, sondern bleibe in einiger Entfernung - ich will nicht, daß man uns hier zusammen sieht.«
    Er ging durch die belebten Straßen Monte Carlos zu dem vornehmen Villenviertel der reichen Leute, das abseits des regen Verkehrs lag, und bog schließlich in den Torweg eines großen Hauses ein.
    »Wohin gehst du denn?« fragte Chummy und blieb argwöhnisch stehen.
    »Wir wollen uns doch an einem ruhigen Platz unterhalten. Komm nur mit, hier wohnt ein Freund von mir.«
    Nur widerstrebend folgte ihm Chummy auf den düsteren Weg, der dicht von Bäumen beschattet war.
    Pentridge griff nach dem Totschläger in seiner Tasche.
    »Was ich dir sagen wollte -«, begann Chummy, aber weiter kam er nicht, denn Pentridge schlug mehrmals heftig auf ihn ein.
    Zwei Minuten später verließ der Verbrecher die finstere Allee und ging mit schnellen Schritten davon. Der Zug nach Nizza fuhr gerade ein, als er den Bahnsteig erreichte, und es gelang ihm, noch aufzuspringen. In einem leeren Abteil ließ er sich nieder, überzeugt, daß niemand ihn mit seinem früheren Freund gesehen hatte. Er schien auch recht zu behalten, denn als der Tote am nächsten Morgen gefunden wurde, meldete sich niemand, der über den Mörder etwas aussagen konnte. In Monte Carlo werden derartige Verbrechen möglichst geheimgehalten, da man die Fremden nicht erschrecken will. Infolgedessen wurden die Nachforschungen noch am ersten Tage eingestellt, und Chummy wurde in einem stillen Winkel des Friedhofes begraben, wo die Namenlosen beigesetzt werden!

2
    In der warmen Frühlingsnacht bewegte sich eine fröhliche, lachende Menge in den Straßen Monte Carlos. Am Tage hatten die großen Rennen stattgefunden, und es hielten sich viele Fremde in der Stadt auf. Aus Nizza, Mentone, ja selbst aus San Remo und anderen Orten der Küste waren sie angelockt worden. Die herrlichen Parkanlagen waren bevölkert von festlich gekleideten Menschen, und die Cafes waren überfüllt.
    Zwei Herren traten langsam aus dem Palace-Hotel und blieben auf der breiten, marmorgedeckten Terrasse vor dem Gebäude stehen, um die bunte Menge zu betrachten. Sie waren beide noch jung, und an dem eleganten Schnitt ihrer Anzüge konnte man sie auf den ersten Blick als Engländer
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