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01 - Wie Feuer im Blut

01 - Wie Feuer im Blut

Titel: 01 - Wie Feuer im Blut
Autoren: Katherine Sutcliffe
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widerhallte,
erkannte Damien ihn als das, was er war.
    Er
sprang auf, rannte aus der Bibliothek, stürmte, immer zwei Stufen auf einmal
nehmend, die Treppe hinauf und traf auf der Galerie eine schlaftrunkene
Marianne an. Sie eilten zusammen in Bonnies Zimmer, wo Dr. Whitman Damien hilfesuchend
anblickte.
    »Pa!«
rief Bonnie. »Verlass mich nicht. Bitte, verlass mich nicht!«
    Sie
ruderte mit beiden Armen, als suchte sie vergeblich etwas zu erhaschen,
während ihr Kopf von einer Seite auf die andere rollte. Tränen schossen ihr aus
den Augen. Damien bemühte sich nach Kräften, Bonnies Arme einzufangen, während
der Arzt ihre Beine festhielt.
    »Bonnie«,
sagte Damien in beschwörendem Ton. »Du bist hier in Sicherheit. Dir kann hier
nichts passieren.«
    Sie
warf den Kopf zurück und schrie abermals - ein langgezogener,
unheimlicher Klagelaut, der Damien einen Schauer über den Rücken jagte.
    »Pa! O
Pa, komm zurück! Es wird gleich regnen, und du hast keinen Mantel an. Bitte, lass mich hier nicht allein!«
    »Bonnie,
Bonnie, so höre doch ... «
    »Nein!!!«
schrie sie. »Er hat ihn umgebracht. Pa, bitte verlass mich nicht!« Ihre Lider
flatterten und öffneten sich. Ihr Blick heftete sich auf Damiens Gesicht. Mit
fast übermenschlicher Kraft entriss sie ihm ihre Handgelenke und warf sich
ihm, ehe er sie daran hindern konnte, an die Brust und schlang die dünnen Arme
um seinen Hals. Sie vergrub ihr Gesicht in seinen Seidenmantel und weinte so
heftig, dass das Bett bebte.
    »Du
bist heimgekommen«, schluchzte sie. »Verlass mich nicht. Bitte, verlass mich
nicht.«
    Damien
sank mit ihr aufs Bett, legte zögernd die Arme um sie und hielt sie
umschlungen, während ihr Körper von Angst und Fieber geschüttelt wurde. Bald
war sein Hausmantel feucht und er spürte ihren fieberheißen Körper. Aber seine
Gegenwart schien sie irgendwie zu beruhigen. Und so hielt er sie fest, bis es
draußen hell wurde, während Marianne und der Arzt auf ihren Stühlen in der Nähe
des Bettes eingenickt waren. Ihr Körper wurde kühler, und der Alptraum schien
sie aus seinen Fängen entlassen zu haben. Als Damien glaubte, dass sie endlich
friedlich schlief, versuchte er seine Schulter unter ihrem Kopf wegzuziehen;
aber er hielt wieder still, als ihre Lider zuckten und er sich dann von ihren
blauen Augen argwöhnisch beobachtet sah.
    »Hallo,
Bonnie«, sagte er leise.
    »Hallo.«
Es klang wie ein Hauch, der über ihre Lippen kam. »Wer bist du?«
    »Ein
Freund.«
    Sie
starrte ihn unverwandt mit großen Augen an, bis sich ihre kirschroten Lippen zu
einem seltsamen Lächeln verzogen. Schließlich wisperte sie: »Ich wußte gar
nicht, dass ich überhaupt Freunde habe ... schon gar keine Freunde, die so
aussehen wie du.«
    »Ist
das gut oder schlecht?«
    Sie
starrte ihn noch eine Weile an, und ihr Blick schien sich auf sein Haar, seine
Nase und seinen Mund zu konzentrieren, bevor er langsam wieder zu seinen Augen
zurückkehrte. Ihre Hand hob sich und berührte leicht seine Lippen. »Das ist
gut«, wisperte sie und dämmerte dann rasch in einen tiefen Schlaf hinüber.
     
    Bonnie spürte das
kühle Tuch an ihrer Stirn und öffnete lang sam die Augen. Das letzte Mal war da
eine junge Frau gewesen - nicht viel älter als sie selbst, vermutete
Bonnie ~ deren runde Augen sich vor Freude weiteten, als sie erwachte. »Ich
heiße Jewel. Kleines, und...« Dann war die Stimme verebbt.
    Beim
nächsten Mal hatte sie eine rothaarige Frau gesehen. Bonnie hatte sie ein paar
Sekunden betrachtet, bevor die Frau von einem Buch aufsah und lächelte. »Hallo,
Bonnie«, hatte sie mit einer wohltönenden Stimme gesagt. »Es geht dir schon
besser. Viel besser. Damien wird sich sehr freuen . . .«
    Wer war
Damien? Wer waren diese Leute? Bisher waren es alle Fremde für sie, und sie
hatte gehofft - oh, wie sehr hatte sie das gehofft! -, dass es ihr
gelungen war, Birdie Smythe und dem Caldbergh-Arbeitshaus für immer zu
entrinnen. Aber diese Hoffnung war nur ein törichter Traum gewesen, wie sie
jetzt sah. Ein vom Fieber erzeugtes Hirngespinst. Denn sie erkannte nun das
Gesicht dieses Mannes wieder. Das war der Arzt Dr. Whitman. Irgendwie hatte man
sie nach Caldbergh zurückgebracht, und weil sie krank war, hatte Smythe diesen
alten Quacksalber gerufen, damit er ihr den Garaus machen konnte.
    Wie sie
es fertigbrachte, ihre Fäuste mit solcher Gewalt zu schwingen, nachdem sie doch
die letzte Woche noch am Rand des Todes geschwebt hatte, wußte sie nicht. Aber
ihr Schlag
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