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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus
Autoren: Elizabeth George
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konnten.«
    »Und wie kommt das?«
    »Soviel ich weiß, hat er die Leiche gefunden.«

2
    Hillier trat ans Bürofenster. Die Nachmittagssonne fiel auf sein Gesicht. Sie brachte Fältchen zum Vorschein, die von zu vielen langen Nächten zeugten, beleuchtete schlaglichtartig rosige Aufgedunsenheit, die von zuviel schwerem Essen und Portwein sprach.
    »Das geht denn doch zu weit! Hat Kerridge den Verstand verloren?«
    »Das behauptet Nies jedenfalls schon seit Jahren.«
    »Uns einen Mann zu schicken, der nicht zur Truppe gehört - nur weil er zufällig zuerst am Tatort war! Was denkt dieser Mensch sich eigentlich?«
    »Daß ein Priester der einzige ist, dem sie beide vertrauen können.« Webberly sah wieder auf seine Uhr. »Er müßte eigentlich innerhalb der nächsten Stunde hier aufkreuzen. Deshalb hab' ich dich hergebeten.«
    »Damit ich mir die Geschichte des Priesters anhören kann? Das entspricht aber gar nicht deinem Stil.«
    Webberly schüttelte bedächtig den Kopf. Jetzt kam der kitzlige Teil der ganzen Angelegenheit.
    »Nicht, damit du dir die Geschichte anhören kannst; damit du dir den Plan anhören kannst.«
    »Na, da bin ich aber neugierig.«
    Hillier ging zum Schrank und schenkte sich noch einen Sherry ein. Er hielt dem Freund die Flasche hin, aber der schüttelte den Kopf. Er setzte sich wieder in seinen Sessel und schlug die Beine übereinander, sorgsam darauf bedacht, die messerscharfe Bügelfalte in seiner maßgeschneiderten Hose nicht zu verknittern.
    »Also, was ist das für ein Plan?« fragte er.
    Webberly trommelte mit einem Finger auf einen Stapel Aktendeckel auf seinem Schreibtisch.
    »Ich möchte Lynley für den Fall.«
    Hillier zog eine Augenbraue hoch.
    »Eine zweite Runde zwischen Nies und Lynley? Hatten wir aus dieser Ecke nicht schon genug Verdruß, Malcolm? Außerdem hat Lynley dieses Wochenende keinen Dienst.«
    »Das läßt sich regeln.« Webberly wartete. Die Stille wurde drückend. »Du läßt mich zappeln, David«, sagte er schließlich.
    Hillier lächelte. »Entschuldige. Ich wollte nur mal sehen, wie du es anstellen würdest, sie zu verlangen.«
    »Verdammter Schurke«, schimpfte Webberly gedämpft. »Du kennst mich entschieden zu gut.«
    »Sagen wir, ich kenne deine Neigung, die Fairneß weiter zu treiben, als dir selber guttut. Hör auf meinen Rat, Malcolm; laß die Havers dort, wo du sie hingesteckt hast.«
    Webberly seufzte und schlug nach einer fiktiven Fliege.
    »Es drückt mir aber aufs Gewissen.«
    »Du schneidest dich höchstens ins eigene Fleisch. Barbara Havers hat während ihrer gesamten Dienstzeit bei der Kriminalpolizei hinlänglich bewiesen, daß sie nicht imstande ist, auch nur mit einem einzigen unserer Inspectoren zurechtzukommen. In den acht Monaten, seit sie wieder Uniform trägt, hat sie sich wesentlich besser bewährt. Laß sie dort.«
    »Ich hab' noch nicht versucht, sie mit Lynley zusammenzuspannen.«
    »Du hast auch noch nicht versucht, sie mit dem Prinzen von Wales zusammenzuspannen! Es ist nicht deine Aufgabe, die Leute herumzuschieben, bis sie ein Plätzchen gefunden haben, wo sie in Glück und Frieden alt werden können. Es ist deine Aufgabe, dafür zu sorgen, daß die Arbeit getan wird. Und wo die Havers die Hände im Spiel hatte, hat es nie geklappt. Das mußt du doch zugeben.«
    »Ich glaube, sie hat aus der Erfahrung gelernt.«
    »Was denn? Was hat sie gelernt? Daß sie mit Aufsässigkeit und Sturheit bei uns nicht weiterkommt?«
    Webberly ließ Hilliers Worte in der Luft verhallen.
    »Tja«, sagte er dann, »das war immer schon das Problem, nicht?«
    Hillier bemerkte die Resignation in der Stimme des Freundes. Das war in der Tat das Problem: vorwärtszukommen. Gott, wie hatte er nur etwas so Blödes sagen können.
    »Verzeih mir, Malcolm.« Er trank eilig seinen Sherry aus, um seinem Schwager nicht ins Gesicht sehen zu müssen. »Du verdienst meinen Posten. Das wissen wir ja beide, nicht wahr?«
    »Sei nicht albern.«
    Hillier stand auf. »Ich lasse die Havers kommen.«

    Sergeant Barbara Havers zog die Tür zum Büro des Superintendent hinter sich zu, ging mit steifen Schritten an seiner Sekretärin vorbei und trat in den Korridor hinaus, weiß vor Zorn.
    Gott, diese bodenlose Unverschämtheit! Sie drängte sich ruppig an einem entgegenkommenden jungen Beamten vorbei und blieb nicht einmal stehen, als ihm die Aktendeckel, die er trug, aus der Hand fielen und auf dem Boden landeten. Sie stieg einfach darüber hinweg. Was glaubten diese Leute
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