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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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deiner Landsleute.«
    Etzel lachte, als er im Vorbeigehen einem Pferd auf die Hinterbacken schlug, während übler Geruch wie unsichtbarer Nebel ihre Nasen reizte. »Männer leben, Männer sterben. Das eine ist zum Jubel so wenig tauglich wie das andere zur Trauer. Doch Morgen früh werden wir den Leichnam meines Vaters auf den letzten Ritt schicken. Wenn du dich dem gewachsen fühlst, kannst du dabei an meiner Seite stehen.«
    Kriemhild nickte. »Ich werde immer an der Seite meines Königs zu finden sein.«
    Zum ersten Mal, seit er in Xanten erneut um ihre Hand angehalten hatte, kamen Etzel Zweifel. »Es will mir kaum in den Sinn, wie eine Königin von deinem Stand ohne Zögern einem Leben in Gran zustimmen kann. Verglichen mit deiner Herkunft muss es dir hier wie in einem Schweinestall vorkommen.«
    Kriemhild sah ihn an. »Was ich sehe, ist in Wahrhaftigkeit gewachsen. Glaube mir, Schweine leben auch auf poliertem Marmor.«
    »Bist du sicher, dass dieses Leben dir genug bieten kann -und deinem Sohn?«
    Kriemhild ergriff die Hand des Hunnen, um seine Sorgen zu zerstreuen. »Etzel, mein Sohn wird hier zum Krieger heranwachsen - und genau das ist mein Wunsch. Was mich selbst angeht - viele Ansprüche habe ich nicht, auch wenn ich davon ausgehen muss, dass ich in Gran viel mehr Kleider brauche.«
    Sie deutete auf den Saum ihres Kleides, der voll gesogen war mit Kot und Dreck.
    Etzel lachte, und Kriemhild lachte mit ihm.
     
    An die eintausend burgundische Soldaten ritten in der Furt bei Pförring über die Donau nach Großmehring. Gut ein Drittel der Reise nach Gran hatte Gunther damit hinter sich gebracht, die stolzen Städte Passau und Wien noch vor sich. Der König selbst stieg hier um auf ein Schiff, das unter stolzem Burgunder Segel fuhr, während die Truppen an Land nebenher trabten. Dahinter trugen drei weitere Boote Proviant. Die Donau schlängelte sich nicht so sehr wie der Rhein, und es war wesentlich einfacher, schweres Gerät mit Schiffen zu transportieren, statt von Pferderücken tragen zu lassen.
    Gunther stand am Bug, für seine Ratgeber in Gedanken versunken. Doch in Wahrheit hörte er Hagens Ausführungen zu, der seine Aufregung kaum zu verbergen vermochte. »Mein König, die glorreichen Zeiten sind nun zum Greifen nah! Alle düsteren Taten werden bald vom edlen Ziel gerechtfertigt!«
    »Was meinst du damit?«, knurrte Gunther.
    »Wo wir einst hofften, den Bund von Burgund und Xanten zu schmieden, schenkte uns das Schicksal Dänemark und Island obendrein. Und wo wir dachten, im Tode Siegfrieds den Einfluss zu verlieren, sehen wir nun die Möglichkeit, durch Kriemhilds neue Ehe auch den Rest des Kontinents zu beherrschen. Stellt Euch nur vor - ein solch riesiges Reich wird einen neuen Namen brauchen. Und Gunther wird nicht mehr König sein, sondern Kaiser, Imperator gar!«
    Der König spuckte ins Wasser. »Dann war der Mord an Siegfried keine Schandtat, sondern gottgewollte Pflicht.«
    Hagen lächelte dünn. »So ist es. Vor keinem Richter, im Leben wie im Tod, müsst Ihr euch dafür rechtfertigen.«
    »Es bleibt die Frage, wie wir das Hunnenreich unter unsere Kontrolle bekommen.«
    Der Ratgeber strich sich über den Kinnbart. »Es kommt ganz darauf an, wie Etzel zu regieren beabsichtigt. Ist er schwach, wird Kriemhild die Geschäfte leiten. Ist er stark -nun, auch Siegfried war stark.«

    »Du willst erneut die Klinge ziehen?«, flüsterte Gunther.
    Hagen schüttelte den Kopf. »Dann gäbe es Krieg, den kaum jemand sich wünschen kann. Aber es gibt Tränke, Pulver, Salben, die auch den jungen Krieger eines scheinbar natürlichen Todes sterben lassen.«
    Der König wollte etwas erwidern, aber Gernot trat an seine Seite, und Hagen zog sich mit schnellem, lautlosem Schritt zurück. »Mein Bruder, kann ich mit dir sprechen?«
    Gunther legte dem Prinzen den Arm um die Schulter. »Konntest du es jemals nicht?«
    Gernot senkte den Blick. »Ich fürchte für Burgund.«
    »Warum das?«
    »Kriemhild war dem Land nicht mehr wohlgesonnen, als sie fortzog, und Etzel hat ebenfalls kaum gute Erinnerungen daran«, sagte er. »Und nun ziehen wir mit vielen Klingen mitten ins Herz des Hunnenreichs. Wäre eine Aussöhnung aus der Ferne nicht ratsam gewesen?«
    Gunther nickte. »Da magst du Recht haben. Aber die Einladung auszuschlagen wäre nicht weniger ein Affront gewesen. Was ich suche, ist die Aussöhnung mit meiner Schwester, denn sie ist der Schlüssel zum Frieden mit den Hunnen. Selbst Hagen . . . «, er besann
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