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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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folgten ihm.
    Es war heiß in diesem fast kuppeiförmigen Raum, der durch keinerlei Wände unterteilt war. Überall standen Werkzeuge und all jene Dinge, die ein fleißiger Schmied benötigte - Metallbarren, Hämmer, ein riesiger Blasebalg, ein Amboss und mehrere Tauchbecken. Zwei große Holzkisten enthielten die Zeugnisse von Regins Handwerk.
    Mit einer Zange nahm der kleinwüchsige Mann ein glühendes Metallstück vom Amboss, das er sogleich in ein Wasserbecken tauchte, in dem es zischend sein Licht verlor.
    Sieglinde war angetan als auch erstaunt. Diese Werkstatt war anders als jede Schmiede, die es bei Hofe gegeben hatte. Grob, einfach, unaufgeräumt. Doch sie strahlte eine Ruhe und Wärme aus, die beruhigend wirkten. Es war, als wäre sie Teil des Waldes, Teil der Natur.
    »Was machst du gerade?«, wollte sie wissen.
    »Eine Sichel«, murmelte Regin und rieb das erkaltete Metall mit einem Stück Leder ab. »Gute Sicheln gibt es nie genug.«
    Auch in den Kisten lagen nur Werkzeuge, aber keine Waffen, wie Laurens nun erkannte. »Du fertigst keine Schwerter, keine Pfeilspitzen?«
    Regin sah ihn verächtlich an. »Der Krieg ist vorbei - verwesende Leichen und Hunger, davon haben wir derzeit genug. Waffen auch. Ihr Wert ist gering, wenn Frieden und Not herrschen.«
    Regin schöpfte etwas Wasser aus dem Tauchbecken und wusch sich das Gesicht. Dann trocknete er sich mit einem groben Lappen ab. Als er halbwegs von Schmutz und Schweiß befreit war, schien er noch jünger auszusehen als vorher. Auch das Fehlen jeglichen Bartwuchses fiel Sieglinde auf. »Man sagte mir, du seist schon der Schmied von Hendrik gewesen, dem Vater Siegmunds.«
    Regin grinste nur schief. »Die Götter haben mir ein langes Leben geschenkt.«
    Es war offensichtlich, dass damit alles gesagt war, was preiszugeben er als nötig erachtete. Und Sieglinde, die ihn in der Not um Hilfe bitten musste, würde nicht fordern, was man ihr nicht bot.
     
    Sieglinde und Laurens aßen mit Hunger. Es lag nicht so sehr an der Leere in ihren Mägen. Es war vielmehr der Genuss, nach Tagen, in denen es nur halbrohes Fleisch gegeben hatte, endlich wieder einmal eine richtige Mahlzeit zu bekommen, die mit Soße, Gewürzen und Kräutern einherging.
    Und Brot. Sieglinde war überzeugt, noch nie in ihrem Leben so köstliches Brot gegessen zu haben.
    Sie saßen in dem kleinen Beihaus, das Regins Schlafraum und seine Kochstelle beherbergte. Wie es schien, hatte sich der Schmied hier in den letzten Jahren recht gut eingerichtet.
    »Wie kommt es, dass du dir eine Schmiede in der Wildnis gebaut hast?«, fragte Laurens, während er einen Bissen Brot kaute, den er durch die dunkle Soße gezogen hatte.
    »Ich bin gerne allein«, antwortete Regin, und ein kurzer Seitenblick zu Sieglinde machte deutlich, was er damit meinte. »Und ich arbeite in niemandes Auftrag. Einmal im Jahr nehme ich meine Ware und verkaufe sie flussauf und flussab. Ich habe mein Auskommen.«
    »Der König hätte deine Hilfe brauchen können - Xanten hätte deine Hilfe brauchen können«, knurrte Laurens.

    »Nicht einmal die Götter hätten Xanten retten können«, hielt Regin dagegen.
    Es war eine Beleidigung, die jedem Soldaten im Dienste Siegmunds galt. Laurens' Hand griff nach seinem Schwert, und als er aufstand, fiel sein grob gezimmerter Schemel hintenüber.
    »Es steht dir nicht zu, uns zu verspotten!«, rief er wütend.
    Regin blieb sitzen. »Steck dein Schwert fort, oder ich werde dich töten.« Er war völlig ruhig, während er sprach. Und trotzdem - es bestand für Sieglinde kein Zweifel, dass Regin sein Hausrecht durchzusetzen in der Lage war.
    Es war sichtlich schwer für Laurens, die Sache auf sich beruhen zu lassen, ohne sein Gesicht zu verlieren, darum schlichtete Sieglinde: »Bitte, Laurens, nimm wieder Platz. Auch wenn jeder von uns den Krieg anders bewertet - es ändert doch nichts daran, dass er vorbei ist. Unser Blick sollte in die Zukunft gerichtet sein.«
    Der Soldat nahm wieder Platz. Er erhob seinen Becher. »Auf die Zukunft. Wenn in Xanten wieder unsere Flagge weht und die Kinder mit Hjalmars blankem Schädel spielen.«
    Regin stieß mit ihm an. Der Schmied war nicht besonders nachtragend.
     
    Regin und Laurens hatten ihr Nachtlager in der Schmiede aufgeschlagen, damit Sieglinde das Beihaus für sich hatte. Sie hatte nichts davon wissen wollen, aber die beiden Männer hatten darauf bestanden.
    »Morgen«, verkündete Regin, »werde ich die ersten Bäume fällen, und bevor der Winter
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