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0,1 % - Das Imperium der Milliardäre

0,1 % - Das Imperium der Milliardäre

Titel: 0,1 % - Das Imperium der Milliardäre
Autoren: Hans-Jürgen Krysmanski
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Wüste vergossen haben, und an die ganz anderen Interessen jener Händler der Macht, die wie verrückt für die Realisierung dieses Krieges kämpften und in jeder Phase an ihm profitieren.« 15
    Im Kriegslager schwadronierte James Woolsey, CIA Direktor unter Clinton, von einem »vierten Weltkrieg«, der auf jeden Fall »erheblich länger als der Erste und Zweite, wenn auch hoffentlich nicht länger als der Kalte Krieg dauern« werde. Der neue Weltkrieg, so Woolsey, richte sich »gegen drei Feinde: die religiösen Herrscher des Iran, die ›Faschisten‹ des Irak und Syriens und die islamistischen Extremisten der al-Qaida.«
    Aber auch die Regime in Ägypten und Saudi-Arabien sollen nervös gemacht werden: »Wir wollen, dass sie merken, dass dieses Land zum vierten Mal in hundert Jahren zusammen mit seinen Alliierten auf dem Marsch ist und dass wir auf der Seite derjenigensind, die ihr – die Mubaraks, die saudische Königsfamilie – am meisten fürchtet. Wir sind auf der Seite eurer eigenen Völker.« Und dann Woolseys wichtigster Spruch: »Der ›vierte Weltkrieg‹ wird die größte ›business opportunity‹ aller Zeiten.« 16
    Und zumindest dies hat sich ja (in Grenzen) bewahrheitet. Auch Thomas P. M. Barnett, Professor für Militäranalyse am U. S. Naval War College, hatte gleich nach den Anschlägen des 11. September ja nicht schiefgelegen, als er forderte, der Dialog zwischen Wall Street und dem Pentagon müsse entschieden intensiviert werden. »Die Mission des amerikanischen Militärs besteht heute darin, die Kluft zwischen den an die internationalen Finanzströme angeschlossenen Ländern und dem Rest zu schließen. Alle Regionen, die nicht mit der von der amerikanischen Wirtschaft dominierten Globalisierung verbunden sind, stellen also ein eindeutiges Sicherheitsrisiko und mithin einen Fall für ›unsere Streitkräfte‹ dar.« 17
    Was damals angerichtet wurde, bestimmt noch immer alle Fragen nach einer neuen Weltordnung. Das zeigt sich an den Vorgängen im Nahen und Mittleren Osten, das zeigt sich an der fortschreitenden Verflechtung von Konzernmacht und Korruption. Insofern ist der Samen der Skandale von damals in der Gegenwart aufgegangen. Was sich damals anbahnte, ist heute schon die Infrastruktur einer »neuen Weltordnung«.
    Gibt es eine »globale herrschende Klasse«?
    »Them With The Gold Make The Rules!« ( Ann Richards , ehemalige demokratische Gouverneurin von Texas, über die »goldene Regel«)
    Eine schulmäßige Antwort auf die Frage, ob es eine globale herrschende Klasse gibt, hätte bis ungefähr zur letzten Jahrtausendwende so lauten können wie mein entsprechender Artikel im Historisch-kritischen Wörterbuch des Marxismus 18 , aus dem ich im Folgenden zitiere.
    »Der Begriff der herrschenden Klasse, der das Phänomen der Herrschaft an das Schicksal des Klassenbegriffs bindet, ist ein instabilerBegriff. Diese Schwierigkeit begleitet auch die Diskussion um eine global ruling class beziehungsweise um eine ›Transnational Capitalist Class‹ (TCC, vgl. Leslie Sklair). Gerade für das Entstehen einer sozial definierbaren globalen herrschenden Klasse sind empirische Belege intrinsisch schwer zu beschaffen. Außerdem ermöglichen Marktstrukturen die Diffusion der Macht. Autoritative oder gar autoritäre Macht konstituiert sich gegenwärtig in Organisationen wie Weltbank, WTO, IWF und bei ähnlichen Akteuren der Weltwirtschaft sowie in großen privaten – multinationalen oder transnationalen – Konzernen. Besonders schwierig ist es, auf dieser Analyseebene die (globale) Rolle staatlicher Organisationen zu fixieren. Mit dem Konzept einer ›soft geopolitics‹ wird versucht, das ganze Geflecht von Verhandlungen und Absprachen zwischen Staaten einzufangen. Dabei stößt man selbstverständlich auf eine US-amerikanische ›Quasi-Hegemonie‹. Innerhalb der Gruppen, die für eine TCC in Frage kommen, finden heftige ideologische Konflikte zwischen ›freemarket conservatives‹, ›neoliberal structuralists‹, ›neoliberal regulationists‹, ›third way-protagonists‹ und so weiter statt, weiter verkompliziert durch nationale Achsen und andere Allianzen. Dennoch ist die Versuchung groß, eine transnationale Kapitalistenklasse, die von keiner anderen Klasse herausgefordert wird, als den einzigen Herrscher über die Weltökonomie zu betrachten. Doch die Entwicklung zielt eher auf eine flüchtigere Form von Klassenbildungen, wenn man etwa an die Bedeutung von ›Kadern‹ (eigentlich
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