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0099 - Ein Freund der Menschen

Titel: 0099 - Ein Freund der Menschen
Autoren: Unbekannt
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erstenmal sah Rhodan den Mann an, der einige Schritte von ihm entfernt am Ufer stand.
    „Wo wünschen Sie, daß das Haus errichtet wird, Crest?" fragte er.
    Es mußte ein besonderer Klang in seiner Stimme gelegen haben, denn der alte Arkonide kam zu ihm herüber, um ihm die Hand auf die Schulter zu legen.
    „Es ist gegen Ihre Überzeugung, mir diesen Platz für meine letzten Tage einzurichten, nicht wahr, Perry?"
    „Es ist gegen meine Überzeugung, einen Freund allein zu lassen", erwiderte Rhodan ruhig. Sein hageres Gesicht zeigte keine Gemütsbewegung, aber auch ein Weniger aufmerksamer Beobachter als Crest hätte bemerkt, wie sich die Hände des schlanken Raumfahrers zu Fäusten ballten.
    „Ich weiß, welche Bedeutung für Sie das Wort Freund besitzt", sagte Crest. Seine Stimme klang klar, fast ließ sie den alternden Körper vergessen. Doch auch sie mochte nicht darüber hinwegtäuschen, daß das Leben des arkonidischen Wissenschaftlers zu Ende ging. Crest hatte ebensowenig wie Rhodans verstorbene Frau Thora die Zelldusche auf Wanderer erhalten können. Die Kunst der Ärzte und die Errungenschaften der arkonidischen Medizin konnten zwar ein Leben verlängern, aber Wunder waren auf dieser rein biologischen Basis nicht zu erwarten. Crest, der Philosoph genug war, um alle Dinge richtig abzuschätzen, fühlte seinen Tod nahen. Er war zu Rhodan gekommen und hatte darum gebeten, daß man ihn auf diesem Planeten absetzen sollte. Er hatte sich von seiner eigentlichen Heimat, Arkon, seelisch zu sehr entfernt, um noch den Wunsch nach einer Rückkehr in sich zu spüren. Auch auf der Erde wollte er nicht sterben. In grimmiger Ironie hatte er Rhodan erklärt, daß er nicht in einem Bett enden wolle, umgeben von „trauernden Barbaren".
    Der Arkonide hatte Rhodan von einem kleinen, den Menschen bisher unbekannten Sonnensystem berichtet, das 6381 Lichtjahre von der Erde entfernt war. Die gelbe Sonne vom Soltyp wurde von fünf Planeten umkreist und war bereits vor einigen Jahrtausenden von dem Arkoniden Ufgar entdeckt worden.
    Das System trug den Namen des Entdeckers. Der zweite Planet war eine wasserreiche Sauerstoffwelt, etwas größer als der Mars. Die Schwerkraft betrug 0,84 Gravos. Urwälder und Meere bedeckten den Planeten. Intelligente Lebewesen gab es hier nicht.
    Diese Welt hatte sich Crest dazu auserwählt, seine Tage zu beschließen. Rhodan hatte dem Drängen des Wissenschaftlers schließlich nachgegeben und war mit der SOLAR SYSTEM von Terrania gestartet.
    Jetzt waren sie hier, um Crest einen guten Platz auszusuchen.
    „Vorsicht da unten!" brüllte Leutnant Tuncher herunter. Im gleichen Moment erkannte er, daß es Rhodan war, der seiner Verladearbeit im Wege stand.
    „Entschuldigen Sie, Sir", rief er etwas leiser.
    Der Ausleger des Krans schwenkte aus der Luke heraus. Tuncher wedelte mit den Armen, als das kleine Haus an dem Haken zu schwanken begann.
    „Wollt ihr eine Ruine hier absetzen?" schrie er außer sich.
    Einige verschüchterte Männer erschienen am Rande der Luke, um den Erfolg ihrer bisherigen Arbeit zu besichtigen. Der Leutnant knurrte sie unzufrieden an.
    „Ist der Platz da unten richtig, Sir?"
    „Ja", bestätigte Rhodan, „die Männer sollen ablassen."
    Frei an einer Stahltrosse hängend, sank das Fertighaus langsam auf das Ufer hinab. Tuncher begleitete den Vorgang mit Verwünschungen und Drohungen. Schließlich landete alles wohlbehalten im Sand.
    „Wie gefällt es Ihnen?" erkundigte sich Rhodan.
    „Wahrscheinlich ist es viel zu komfortabel", lächelte Crest. „Ich kann mir vorstellen, daß Sie an nichts gespart haben."
    Etwas bitter sagte Rhodan: „Ein winziges Haus für das, was Sie für unser Volk getan haben - was ist das schon?"
    „Alles was ich getan habe, habe ich gern und aus freiem Willen getan." Crest nickte, und seine rötlichen Augen schienen zu schimmern. „Es ist nur wenigen vergönnt, an der Höherentwicklung einer großen Zivilisation entscheidend mitzuarbeiten. Die Menschen waren für mich immer wie Kinder, die man beschützen und leiten muß. Das ist jetzt vorbei. Die Menschheit ist den Kinderschuhen entwachsen und redet bei den Erwachsenen mit. Ich weiß, daß diesem Volk eine große Zukunft bevorsteht, wenn es weiter handelt wie bisher. Und es ist mein besonderer Wunsch, daß es immer Männer wie Sie geben möge, Perry."
    „Wir wollen uns Ihr neues Heim ansehen", lenkte Rhodan ab. „Ich habe Ihnen schon gesagt, daß Sie außerdem eine moderne Space-Jet mit
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