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0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

Titel: 0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht
Autoren: Ich und die Tote ohne Gesicht
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Mit eingeschlagener Schädeldecke.
    Für mich war alles klar. Die Frau draußen im Regen stand Schmiere. Mein plötzliches Einbiegen zur Tür hinderte sie daran, die Kerle bei ihrer Arbeit zu warnen. Es war mein Pech, dass sie schon fertig waren, als ich auftauchte. Und ich Narr ließ mich von dem Dicken täuschen. Während er mit mir in den Keller stieg, verschwanden die anderen. Dass er es nicht allein getan haben konnte, stand fest.
    Ich ging mit Captain Camber hinüber zu seinem Office und gab alles zu Protokoll. Auch eine Beschreibung des Dicken und der Frau vor der Tür.
    Bevor ich nach Hause fuhr, klingelte ich Alan aus dem Schlaf. Er hörte sich meinem Bericht wortlos an. Erst als ich damit fertig war, schnaubte er los.
    »Erstens verstehe ich nicht, Jerry. Warum haben der Mann und seine Komplizen - falls er welche hatte - Jana Harker das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt? Ich finde wirklich keinen Grund. Das war doch ein verdammtes Risiko, in die Leichenhalle einzudringen, den Wächter zu ermorden und so weiter, wo doch jeden Augenblick einer von meinen Leuten rübergehen konnte, um dem Kollegen McLawers guten Abend zu sagen.«
    »Das wird sich alles heraussteilen. Ich gehe jetzt und lege mich ins Bett. Ich bin hundemüde.«
    »Ich muss noch etwas wissen, Jerry. Was soll mit den beiden Morden werden? Mit diesem Brief an euch Herren von der Bundespolizei fängt die Geschichte ganz harmlos an - und nun liegen zwei Tote unten im Leichenkeller. Wie in dem Brief steht, fällt die Sache unter eure Kompetenz. Aber jetzt sieht es anders aus. In meinem Bezirk wurden zwei Menschen umgebracht - das geht mich als Polizeichef an. Oder bist du anderer Meinung?«
    »Nicht so ehrgeizig, alter Junge«, erwiderte ich. »Vorerst wissen wir doch nur von einem Mord. Noch ist nicht bewiesen, dass auch Jana Harker umgebracht wurde. Kann sie nicht genauso gut Selbstmord verübt haben, oder bei dem Regen ausgeglitten und in den Elizabeth River gerutscht sein? Ich meine, wenn die Tote tatsächlich Jana Harker ist. Auch das steht noch lange nicht fest.«
    »Du brauchst Schlaf, Jerry.«
    »Und dich hat der Schlaf verdummt«, gab ich zurück. »Was glaubst du wohl, warum dieser Bursche und die Genossen das ganze Theater in euerem Leichenkeller vom Stapel gelassen haben? Nur, um einen Wärter umzubringen und einer Wasserleiche aus purem Vergnügen das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zu verstümmeln? Noch einmal, Alan: ich glaube erst dann, dass die Tote Jana Harker ist, wenn es hundertprozentig bewiesen sein wird. So, nun knipse das Licht wieder aus und träume schön.«
    ***
    Nach viel zu kurzem, dennoch aber erfrischendem Schlaf und einem ausgiebigen Frühstück fuhr ich zum Districtsbüro.
    Es war kurz vor neun, als ich mein Office betrat. Phil Decker saß bereits hinter dem Schreibtisch. Er sagte, dass Mr. High mich zu sprechen wünsche, und ich machte mich sofort auf den Weg.
    »Endlich«, sagte der Chef lächelnd und ließ sich dann von meinem Ausflug nach Middleville berichten. Ich erzählte, was geschehen war, ohne einen Kommentar zu geben.
    Ich war noch nicht ganz fertig, als eine Sekretärin meldete:
    »Major Westhanger aus Middleville ist da, Mr. High«.
    »Führen Sie ihn herein, Miss-Visher.«
    Alan begrüßte uns und angelte nach einer Sitzgelegenheit. »Ich bin gekommen«, begann er sofort in seiner temperamentvollen Art, »um mit ihnen die Kompetenzfrage in dem Fall Harker zu besprechen, Mr. High. Jerry ließ mich darüber im Unklaren. Halten Sie es noch für notwendig, sich mit dem Fall zu beschäftigen, obwohl nur ein Brief der Ermordeten davon spricht, dass etwas im Gange sei, das das FBI angeht?«
    »Lieber Major«, sagte Mr. High in'seiner schlichten, ruhigen Weise. »Wir müssen den Fall bearbeiten, ob wir wollen oder nicht. Sollte sich herausstellen, dass der Hinweis grundlos war, dann ziehen wir uns natürlich zurück und überlassen Ihnen selbstverständlich alles Weitere. Es freut mich, dass Sie mit Jerry befreundet sind. Das erleichtert nur unsere Zusammenarbeit.«
    »Okay«, murmelte Alan gottergeben. Innerlich bedauerte ich ihn. Da hatte er mal einen dicken Fisch, der ihm zu Ruhm verhelfen konnte, und er sah sich gezwungen, das Anglerglück mit uns zu teilen. Ich zweifelte keinen Augenblick, dass das, was Jana Harker angekündigt hatte, nicht einfach aus der Luft gegriffen war.
    »Wollen Sie uns bitte informieren, Major«, sagte der Chef, »was Sie inzwischen alles herausbekommen haben?«
    Alan
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