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0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht

Titel: 0098 - Ich und die Tote ohne Gesicht
Autoren: Ich und die Tote ohne Gesicht
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eine ganze Menge. Welche Sie trug, das weiß ich nicht mehr. Warten Sie mal, ich glaube, mich erinnern zu können. Jawohl Mr. Cotton, jetzt bin ich ganz sicher. Sie trug heute Nachmittag außer ihrem Ehering einen von Brillanten umgebenen Smaragdring.«
    »Haben Sie vielleicht ein Foto von Mrs. Harker?«
    »Sogar mehrere.«
    »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn ich eins davon sehen könnte, das Mrs. Harker möglichst deutlich zeigt.«
    »Einen Augenblick, ich werde es holen.«
    Nach wenigen Minuten betrachtete ich eine gut aussehende blonde Frau von etwa zweiunddreißig Jahren. Das Gesicht prägte ich mir ein.
    »Ist etwas passiert?«, fragte das Mädchen plötzlich. »Haben Sie eine schlechte-Nachricht erhalten, die sich auf Jana bezieht? Spannen Sie mich doch nicht auf die Folter, Mr. Cotton, ich bitte sehr darum. Vielleicht kann ich Ihnen helfen, ich glaube sogar, dass ich es ganz bestimmt kann.«
    Ich erhob mich.
    »Danke bestens«, sagte ich. »Vermutlich werde ich Sie noch häufiger sehen. Vorerst möchte ich genau das tun, was Sie in bezug auf die Unterredung mit Jana Harkers getan haben. Aber, verehrte Miss Marr, sollte auch nur der geringste Verdacht auf Sie fallen, werden Sie mich kennenlernen. Gnade Ihnen Gott, wenn Sie dann immer noch nicht mit der Sprache herausrücken.«
    Von einem früheren Besuch her wusste ich, wo sich die Leichenhalle von Middleville befand. Unmittelbar hinter dem Police Building.
    Die Straße von Lyons Farms nach Middleville durch den Bezirk Clinton überquerte mehreremale den Elizabeth River, der in South Orange entspringt und bei Elizabeth Port in den südlichen Zipfel der Newark Bay mündet.
    Der Nebel hatte sich zwar verzogen, aber ein feiner Regen war an seine Stelle getreten. Das richtige Septemberwetter.
    Ich machte mir Gedanken über die schwarzhaarige Katze mit den grünen Nixenaugen. Warum sagte sie nicht, weshalb Jana Harker sie von Hawaii zurückgerufen hatte. Ich zerbrach mir den Schädel, um einen nur einigermaßen plausiblen Grund zu finden. Ich fand keinen.
    Im letzten Winkel meines Herzens glomm ein winziges Flämmchen Hoffnung, dass die aus dem Elizabeth River gefischte Tote nicht Jana Harker war. Aber alles sprach dafür, dass es Jana sein musste. Nun, bald würde es sich ja heraussteilen, ob das Gefühl recht behielt oder der Verstand.
    Ich parkte meinen Wagen auf dem Parkplatz vor dem Polizeihauptquartier und eilte durch den Regen um die Ecke. Die Leichenhalle war von einer Nebenstraße aus zu erreichen.
    Nicht dass die Nähe meistens durch Mord oder Selbstmord aus dem Leben Geschiedener der Straße eine gewisse Zurückhaltung beschieden hätte - im Gegenteil. Bar an Bar, Gerüche aus billigen Speisewirtschaften, von Neonlicht erleuchtete Läden, Lärmen von Musikautomaten, Johlen Betrunkener, die auf Raub ausgingen.
    Mein Blick fiel auf Wachspuppen in einem Schaufenster. Der Dekorateur musste vor Beendigung seiner Arbeit Feierabend gemacht haben. Die Figuren standen nackt und kahl und entsetzlich bleich da, eine Gruppe schamloser Gespenster.
    Vor dem Eingang des Leichenschauhauses stand ein Mädchen. Sie drückte sich an die Wand, als suche sie Schutz vor dem Regen. Weder Mantel noch Schirm trug sie. Auch sie sah kahl und entsetzlich bleich aus. Es kam mir vor, als sei mir eine der Wachsfiguren nachgelaufen.
    »Einen freundlichen Platz haben Sie sich hier ausgesucht«, meinte ich. »Wissen Sie, was im Keller neben uns liegt?«
    »Sie sind wohl von der Polizei?«
    »Nein, von der Heilsarmee.«
    Sie guckte mich frech an, aber nach ihren Augen zu urteilen, schien sie Angst zu haben.
    Zwei Cops in langen Umhängen tauchten auf. Das Mädchen machte sich dünne.
    Ich drückte auf einen Knopf. Niemand öffnete. Ich wurde wütend. Waren denn für mich heute alle Türen verschlossen? Ich drückte auf die Klinke -und siehe da, die Tür ließ sich öffnen.
    Eine schöne Schluderei, dachte ich. Wenn was Alan erfährt, schlägt’s hier dreizehn. Einige Schritte weiter zur Linken befand sich der Raum für den Wärter. Tagsüber waren es zwei oder drei, nachts wohl nur einer.
    Licht brannte, auf dem Tisch lag das große Buch mit den Eintragungen. Auf einem Eckschrank stand eine Thermosflasche. An einem Kleiderhaken hingen Rock und Hut. Von dem Wärter keine Spur.
    Ich wollte gerade zum Telefon gehen und im Polizeihauptquartier anfragen, wie man in den Keller komme, da hörte ich Schritte.
    Ein dicker Bursche erschien. Seine Uniformjacke platzte in allen Nähten.
    »Was
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