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0097 - Der unheimliche Richter

0097 - Der unheimliche Richter

Titel: 0097 - Der unheimliche Richter
Autoren: Jason Dark
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Fluchtweg war ihm versperrt. Die beiden Gesichtslosen standen davor. Ihre Lanzen hielten sie über Kreuz gegeneinander.
    Harold Parker erhielt einen Stoß in den Rücken, der ihn nach vorn trieb. »Geh schon!« befahl der Richter. »Ich will hier nicht für alle Zeiten bleiben. Mein Platz ist woanders.«
    Parker taumelte auf die beiden Gesichtslosen zu. Sie traten zur Seite, drehten sich sofort und blieben dicht hinter Harold Parker, als er über den Gang taumelte.
    Von schreiten oder gehen konnte keine Rede sein. Er war einfach zu schwach.
    Sie erreichten die Treppe.
    Im Bogen führte sie nach unten, und trotz seiner verhängnisvollen Situation sah Parker, daß die Haustür nicht ganz ins Schloß gefallen war.
    Maud war im Haus!
    Dieser Gedanke durchzuckte wie ein Blitzstrahl sein Gehirn. In seinem Herzen gab es einen schmerzhaften Stich.
    Plötzlich schwankten die Stufen vor seinen Augen. Unsicher tastete er nach dem Geländer, fand den Handlauf und stützte sich ab.
    Die Gesichtslosen drückten ihm die Lanzenspitzen in den Rücken. Ein Zeichen, daß er gehen mußte.
    Harold schritt vor.
    Wie ein Schlafwandler nahm er die ersten Stufen. Sein Blick war auf die Empfangsdiele fixiert. Er suchte seine Schwester, sah sie aber nicht.
    Hatte sie sich irgendwo versteckt?
    Links der Treppe befand sich die Tür zur Bibliothek. Wenn Maud dort hineingegangen war, erlitt sie den Schock ihres Lebens.
    »Geh weiter!« forderte ihn der unheimliche Richter auf. »Du sollst dort sterben, wo auch dein Vater umgekommen ist.«
    Das waren harte Worte. Aber die Androhung seines Todes schockte ihn nicht so sehr wie das Wissen um seine Schwester. Wenn sie in die Hände der Monster fiel – nicht auszudenken, was dann geschah.
    Die erste Hälfte der Treppe hatte Harold hinter sich gelassen. Wie oft in seinem Leben war er diese Stufen bereits hinuntergelaufen, und nun brachten sie ihn seinem Ende näher.
    Da wurde die Tür zur Bibliothek aufgestoßen.
    Allerdings von innen.
    In Harolds Gehirn schrillten die Alarmglocken. Maud Parker war also in dem Raum gewesen.
    Und schon wankte sie über die Schwelle, kreidebleich in dem vor Entsetzen verzerrten Gesicht. Sie sah ihren Bruder, und ein gellender Schrei drang über ihre Lippen…
    ***
    Ich fuhr so schnell, wie es der Verkehr zuließ. Powells Anruf hatte mich aufgeschreckt. Während Jane und ich mit den Ghouls kämpften, mußte woanders etwas Grauenhaftes passiert sein. Manchmal war es zum Verzweifeln. Dann hätte ich gern zehn Hände oder Arme gehabt, um überall eingreifen zu können, wo es lichterloh brannte.
    Ein paarmal überholte ich riskant. In der Victoria Street staute sich der Verkehr.
    Lange warten konnte ich nicht und fuhr kurzerhand durch eine Fußgängerzone. Zwei Bobbys hielten mich an.
    Mein Ausweis verschaffte mir Platz.
    Ich atmete erst auf, als ich den Bentley auf dem Hof des Yard Building abstellte.
    Einen freien Lift fand ich zum Glück vor, der mich nach oben schoß. Unter meiner linken Achsel verspürte ich wieder den vertrauten Druck der mit Silberkugeln geladenen Beretta.
    Im Laufschritt stürmte ich über den langen Flur.
    Glenda erschrak, als ich meine Bürotür aufriß.
    »John, der Chef wartet bereits.«
    »In seinem Zimmer?«
    »Ja.«
    Sie hatte das Wort kaum ausgesprochen, da befand ich mich schon auf dem Weg.
    Powell gegenüber saß ein bulliger Mann, der allerdings einen ziemlich aufgelösten Eindruck machte. Ein Pflaster zierte seine breite Stirn. Er wußte nicht, wohin mit den Händen, und er knetete sie, als wären sie aus Teig.
    »Das ist John Sinclair!« stellte mich Sir James Powell vor.
    Ich nahm mir einen Stuhl, reichte dem Mann die Hand, erfuhr, daß er Al Morton hieß und als Chauffeur bei einem gewissen Ezra Parker angestellt war.
    Powell sagte: »Es wird Sie interessieren, was Mr. Morton zu berichten hat.«
    Ich nickte dem Mann aufmunternd zu.
    Er rückte mit seiner Geschichte heraus und berichtete davon, wie er überwältigt worden war und in einem Kellerschacht wieder zu sich kam.
    »Dann sah ich die drei Gestalten«, erzählte er mit leiser Stimme weiter. »Es waren grausame Geschöpfe. Zwei von ihnen hatten keine Gesichter. Einer jedoch trug in der Hand eine Schlinge. Sie war fertig geknüpft, so wie man es immer in den Western sieht. Die drei zwangen meinen Chef, in den Mercedes zu steigen, und sind dann mit ihm abgefahren.«
    »Können Sie sich denken, wohin?« wollte ich wissen.
    »Nein.«
    »Wie sah die Gestalt aus, die den Strick
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