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0096 - Asmodinas Reich

0096 - Asmodinas Reich

Titel: 0096 - Asmodinas Reich
Autoren: Jason Dark
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weit es ging nach vorn und bekam mit den Fingerspitzen den Dachrand über der Tür zu fassen. Zum Glück lief dort eine schmale Regenrinne entlang, so daß ich mich einigermaßen festhalten konnte.
    Ich befand mich in einer abenteuerlichen Stellung. Das linke Bein noch auf dem unter der Tür befestigten Trittbrett, das andere in der Kutsche, den rechten Arm am Dach, und die linke Hand hielt den Türgriff.
    Wenn die beiden Monster jetzt auftauchten, dann hatten sie mich.
    Sie hielten sich aber zurück.
    Noch einmal saugte ich die eisige Luft in die Lungen und stieß mich dann ab.
    Das linke Bein und die linke Hand verloren den Halt. Für Bruchteile von Sekunden schwebte ich halb in der Luft und betete, daß die Kutsche nicht wieder ein Schlagloch durchraste.
    Meine Befürchtung trat nicht ein.
    Dann griff ich mit der linken Hand ebenfalls nach der Regenrinne, klammerte mich eisern fest und zog auch das Bein nach.
    Jetzt stand ich in der offenen Luke, während hinter mir die Tür immer wieder wie ein alter Fensterflügel gegen die Außenwand klapperte.
    Der schwierigste Teil lag hinter mir.
    Mit einem Klimmzug mußte ich mich auf das Dach schwingen.
    Ich sammelte alle Kräfte. Ein Ruck – und…
    Tatsächlich, ich schaffte es. Stück für Stück kam ich höher, biß die Zähne zusammen, daß es knirschte, und schon bald konnte ich meinen Oberkörper auf das Dach beugen.
    Geschafft!
    Oder fast, denn im selben Augenblick faßten eiskalte Hände nach mir.
    Totenklauen…
    Sie griffen nach meinen Waden. Da die Hose hochgerutscht war, fühlte ich sie auf meiner Haut.
    Wild trat ich mehrere Male zu.
    Wohin ich traf, sah ich nicht. Ich spürte nur einen etwas weichen Widerstand, dann verschwanden die kalten Finger.
    Nun zog ich mich völlig in die Höhe, schwang zuerst das rechte Bein über den Dachrand und dann das linke.
    Ich war oben!
    Endlich.
    Ein paar Sekunden ruhte ich mich aus, wobei ich mich um sichereren Halt bemühte. Ich mußte mir eine Pause gönnen, denn mir stand noch ein harter Kampf bevor.
    Ich lag auf der Fläche, wo sich sonst der zweite Sarg befunden hatte.
    Jetzt stand nur noch einer auf dem Dach. Ich wußte, daß er belegt war. Automatisch traf ihn mein Blick.
    Da sah ich, wie sich der schwere Deckel ganz langsam nach oben bewegte.
    Die lebenden Toten stiegen aus!
    ***
    Die Landschaft hatte ihr Gesicht verändert. Waren vorher im Osten schattenhaft bleich die Berge zu sehen gewesen, so fuhren sie jetzt durch eine Ebene, die so typisch für die Provinz Kent ist.
    Weites Land, dessen Eigentümer Grafen und Herzöge waren. Zum Teil hatten sie das Land verpachtet oder später verkauft. Letzteres oft an deutsche Anleger, die ihr Vermögen und Schwarzes Geld günstig anlegen wollten.
    Das alles interessierte Bill Conolly nur am Rande. Er hatte andere Sorgen. Der Reporter wollte so rasch wie möglich London erreichen.
    Was gar nicht so einfach war.
    Hin und wieder fuhren sie zwar über trockene Straßenteilstücke, doch oft lauerten Eisfallen auf sie. Besonders an wind- und sonnengeschützten Stellen.
    Bill ging regelmäßig mit der Geschwindigkeit herunter, wenn welche Teilstücke in Sicht kamen.
    Shao war eingeschlafen. Ihr Kopf lehnte an der Nackenstütze, die Augen hielt sie geschlossen. Der Widerschein der Armaturenbeleuchtung glitt über ihr apartes Gesicht.
    Durch den Innenspiegel konnte Bill Conolly auch in den Fond schauen. Dort saß Harry Salem. Er schlief nicht, sondern hatte den Kopf gesenkt und grübelte.
    Bill ließ ihn.
    Immer wieder kehrten seine Gedanken zum Ausgangspunkt des Abenteuers zurück. Er dachte an die Höllenkutsche, auch an mich und natürlich an Asmodinas Leichenhaus.
    Wenn Bill Conolly erst in London war, dann wollte er so rasch wie möglich hoch zu den Orkney-Inseln, um dort weitere Nachforschungen anzustellen.
    Irgendwie mußte dieses Leichenhaus doch zu finden sein! Und damit auch John Sinclair.
    Bill Conolly erreichte eine Flußau. Hier war es feuchter. Nebel hatte sich gebildet, kroch dem Boden entgegen und gefror auf der Straße zu Eis.
    Der Reporter fuhr nur im Zehn-Meilen-Tempo. Zweimal schon hatten die Räder durchgedreht.
    Der Nachtnebel verdichtete sich zu regelrechten Wolken und trieb wie von Geisterhänden bewegt über die Fahrbahn. In den Scheinwerferbahnen dampfte und bewegte es sich, auf der Straße glitzerten unzählige kleine Eiskristalle.
    Bill hatte sich vorgebeugt. Längst saß er nicht mehr so entspannt hinter dem Steuer.
    Langsam näherte sich der Bentley
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