Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0095 - Am Mittag vor dem großen Coup

0095 - Am Mittag vor dem großen Coup

Titel: 0095 - Am Mittag vor dem großen Coup
Autoren: Am Mittag vor dem großen Coup
Vom Netzwerk:
Beweismaterial ausheben sollen. Wenn wir von jedem ein paar Sätze auf Tonband sprechen lassen, ohne daß sie es wissen, daß ein Tonband eingeschaltet ist, können unsere Fachleute vielleicht ermitteln, ob einer der Gangster ein Gesprächspartner dieses alarmierenden Gesprächs war.«
    »Und wenn das nicht klappt?« fragte Phil pessimistisch.
    Mr. High zuckte die Achseln.
    »Dann haben wir gar keine andere Wahl, als die ganze Bande mit Ausnahme Strack Marchys nach vierundzwanzig Stunden wieder laufenzulassen.«
    »So daß sich die Halunken die Hände reiben und wir die Blamierten sein werden«, knurrte Phil.
    Mr. High lächelte.
    »Legen Sie soviel Wert darauf, von einem Gangster nicht als der Blamierte angesehen zu werden?« fragte er ironisch: »Ich gönne ihnen nur keinen Triumph«, entgegnete Phil. »Sollten wir mit der Verhaftung der Bande nicht noch warten bis nach einundzwanzig Uhr heute abend? Um einundzwanzig Uhr soll doch ein weiteres Gespräch in dieser Sache stattfinden. Vielleicht erfahren wir dabei ein paar Einzelheiten, die es uns gestatten, die Suche nach der Frau aufzunehmen.« Ich nickte zustimmend. Das war auch mein Gedanke gewesen. Aber meine Hoffnung wurde von Mr. High sofort zunichte gemacht.
    »Und wenn nun dieses Gespräch heute abend nicht von der Zelle aus geführt wird, deren Leitung wir angezapft haben?« fragte er. »Was dann? Dann hören wir kein Wort von dem Gespräch, haben aber zwölf Stunden verloren.«
    »Verdammt, ja!« brummte Phil und kratzte sich hinter dem linken Ohr. »Das ist doch die vertrackteste Geschichte, die mir je passiert ist!« stöhnte er. »Man weiß, daß jemand umgebracht werden soll, aber man kann nichts dagegen tun! Himmel noch mal, ich werde heute nacht kein Auge zumachen können.«
    »Wenn wir bis heute abend nicht untätig bleiben wollen«, mischte ich mich ein, »dann bleibt uns gar keine andere Wahl, als das zu tun, was der Chef uns vorschlug: Wir lassen die Creanan-Gang hochgehen, holen uns die Stimmen auf Tonbänder und lassen von den Experten vergleichen. Ich gebe zu, es ist eine vage Hoffnung, aber im Augenblick ist es die einzige, die wir überhaupt haben.«
    Wir diskutierten die ganze Geschichte noch einmal von vorn bis hinten durch. Wir kamen immer wieder zu der Schlußfolgerung: Von der Frau wissen wir nichts. Vom Anrufer wissen wir, daß er das Gespräch von der Telefonzelle aus führte, die wir angezapft hatten. Und in dieser Telefonzelle telefonierten die Mitglieder der Creanan-Gang. Das war die einzige Spur, die wir überhaupt hatten.
    Nachdem wir zum zweitenmal zu dem gleichen Resultat gekommen waren, hob Mr. High den Telefonhörer ab und sagte: »Der Einsatzleiter soll zu mir kommen. Die Fahrbereitschaft soll vier Wagen fertig machen. Das Waffenmagazin kontrolliert sofort acht Maschinenpistolen und legt für jede zwei Reservemagazine bereit. In einer Stunde wird die Creanan-Gang ausgehoben…«
    ***
    Billy Chester milderte die Geschwindigkeit seines Wagens ein wenig und knurrte: »Was soll ’n der Blödsinn, he?«
    Im Rückspiegel sah er das Gesicht eines etwa fünfundzwanzigjährigen Mannes. Es war knochig, hart und nicht saüber rasiert. Der Hemdkragen, von dem Billy gerade noch ein kleines Stück im Spiegel erkennen konnte, sah sehr schmuddelig aus.
    »Du fährst mich jetzt sofort rauf nach Harlem!« kommandierte der Kerl in seinem Rücken. »Aber ein bißchen verdammt plötzlich, mein Alter.«
    »Und wenn ich’s nicht tue?« fragte Billy. »Dann ziehe ich dir mit dem Kolben eins über den Schädel, daß du für die nächsten zwei Stunden an nichts mehr denken kannst — wenn dein Schädel meinen Schlag überhaupt aushalten sollte.«
    »Und der Wagen?«
    »Das Steuer krieg’ ich noch schnell genug, wenn du erst einmal wegsackst, verlaß dich drauf. Ich hab’ Erfahrung in solchen Sachen.«
    »Interessant«, sagte Billy.
    »Also?«
    »Ich fahr’ ja schon«, sagte Billy.
    Er schlug tatsächlich die Richtung zum Norden von Manhattan ein. Wenn der Kerl als Weißer am hellichten Tag ins Negerviertel will, dachte Billy, dann muß er es verdammt nötig haben, sich möglichst schnell zu verdrücken. Und so etwas interessiert einen G-man schließlich.
    Die Fahrt dauerte ungefähr eine halbe Stunde, denn von der Südspitze Manhattans bis zum Nordosten sind es einige Meilen, und der Verkehr um die Mittagsstunde ist nicht so, daß man zügig vorankommen kann.
    In der 129. Straße sagte der Kerl in seinem Rücken plötzlich: »Links kommt gleich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher