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0095 - Am Mittag vor dem großen Coup

0095 - Am Mittag vor dem großen Coup

Titel: 0095 - Am Mittag vor dem großen Coup
Autoren: Am Mittag vor dem großen Coup
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kam Billy genau um elf Uhr fünfundzwanzig an. Der Parkwächter machte uns später diese Aussage. Billy fuhr sofort mit dem Lift hinauf in den zweiten Stock, wo der Commissioner der Stadtpolizei sein Arbeitszimmer hatte.
    Die Sekretärin im Vorzimmer kannte Billy schon lange von seinen häufigen Kurierdiensten her.
    »Guten Morgen, Mr. Chester«, sagte sie freundlich, denn sie hatte eine kleine Schwäche für den stämmigen, selbstbewußten grauhaarigen FBI-Beamten.
    ’ »Haben Sie wieder etwas für uns?«
    Billy schüttelte den Kopf: »No. Ich muß den Chef sprechen.«
    »Ich melde Sie an.«
    Die Sekretärin drückte die Taste ihres Vorzimmersprechgerätes. Jetzt flammte drinnen ein Lämpchen auf. Sekunden späterertönte die sonore Stimme des New Yorker Stadtpolizeipräsidenten durch den kleinen Lautsprecher: »Ja? Was ist?«
    »Mr. Chester vom FBI möchte Sie sprechen, Sir.«
    »Soll reinkommen.«
    Billy marschierte bereits auf die Doppeltür zu. Er drückte sie ohne viel Federlesen auf und schloß sie sorgfältig wieder hinter sich. Dann ging er quer über den dicken Teppich auf den Schreibtisch des Commissioners zu und sagte: »Ich habe Ihnen diese Briefe im Auftrag meines Chefs persönlich zu übergeben, Sir.«
    Der Commissioner griff nach den Schreiben und legte sie vor sich auf den Schreibtisch.
    »Gut, danke, Mr. Chester. Nehmen Sie eine Zigarre?«
    Er deutete auf das Kästchen. Billy grinste.
    »Gern, Sir. Danke.«
    Er nahm sich eine Zigarre und ging wieder. Als er sich von der Sekretärin verabschiedete, hörte er noch, wie der Commissioner durch den Lautsprecher sagte: »Ich möchte in der nächsten Viertelstunde unter gar keinen Umständen gestört werden.« Billy biß gleich im Flur die Spitze der Zigarre ab und steckte bedächtig ein Streichholz an. Tja, dachte er, das ist doch ganz etwas anderes als die Marke, die ich mir leisten kann. Zufrieden paffend ging er zum Lift, fuhr hinab und ging auf seinen Mercury zu. Der Parkwächter saß weit hinten in einer Ecke auf einem Klappstuhl und sah kaum hoch. Er hatte die neueste Ausgabe einer Baseballzeitschift vor vier Minuten erhalten und würde für die nächsten zwei Stunden kaum Zeit für etwas anderes haben.
    Die linke Hintertür des Mercury stand einen winzigen Spalt offen. Kopfschüttelnd schlug Billy sie zu, ohne hinzusehen. Er mußte auf seine Zigarre achten, weil er verhindern wollte, daß ihm vorzeitig die Asche abfiel.
    Verrückt, dachte er, während er einstieg und langsam vom Parkplatz herunterrangierte. Da bin ich doch, scheint’s, mit halboffener Hintertür den ganzen Weg vom Distriktgebäude bis hierher gezuckelt. Da hätte sonst was passieren können. Ich möchte nur wissen, was für eine Schlafmütze die Hintertür nicht ordentlich zugemacht hat, als er den Wagen bei der Fahrbereitschaft ablieferte.
    Er blieb darüber nicht lange im Zweifel. Plötzlich hörte er in seinem Rücken ein leises Geräusch. Bevor er noch irgend etwas unternehmen konnte, spürte er schon die kalte Mündung einer Pistole in seinem Genick.
    ***
    Wir spielten uns das Band viermal hintereinander vor. Dann kannten wir fast jedes Wort auswendig.
    Ich nahm das Band ab und sagte zu Less: »Wir nehmen uns das Ding mit zum Chef.«
    »Okay. Gib mir Bescheid über den weiteren Verbleib des Bandes.«
    »In Ordnung, Less.«
    Wir fuhren mit dem Lift hinunter zu Mr. Highs Office. Er saß wie üblich in seiner ruhigen Art hinter dem Schreibtisch und beschäftigte sich mit dem ganzen Papierkram, den der Distriktchef eines FBI-Bezirks zu bewältigen hat. Wir haben noch nie erlebt, daß Mr. High nicht für seine G-men Zeit gehabt hätte. Vielleicht war dies mit einer der Gründe, warum sich sämtliche New Yorker G-men jederzeit für ihren Chef in Stücke reißen lassen würden. Anscheinend erledigte Mr. High den dringendsten Papierkrieg in den Nachtstunden, denn tagsüber konnte er kaum dazu kommen.
    »Nun, ihr beiden«, sagte er bei unserem Eintreten freundlich, »was habt ihr auf dem Herzen? Oder soll ich besser fragen: Was haben Sie unterm Arm, Jerry?«
    »Ein Tonband«, sagte ich. »Gerade von der Technik geholt. Am besten wird es sein, Sie hören sich das Ding mal eben an, Chef.«
    »Wenn ihr meint.«
    Er zog seine linke Schreibtischlade vor. Darin stand ein kleines Tonbandgerät. Ich legte das Band ein. Schweigend hörten wir uns das aufgenommene Gespräch an. In Mr. Highs Gesicht zuckte kein Muskel. Als das Gespräch abgelaufen war, drückte er die Stopptaste. Er sah einen
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