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0091 - Satans Schloß

0091 - Satans Schloß

Titel: 0091 - Satans Schloß
Autoren: Richard Wunderer
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weil wir hier offenbar nichts mehr erfuhren. »Können Sie mir sagen, wie ich fahren muß?«
    »Wollen Sie wirklich mit dem Bentley fahren?« Frambon warf einen ungläubigen Blick aus dem Fenster auf meinen vor dem Gendarmerieposten parkenden Wagen. »Dann seien Sie vorsichtig, Monsieur Sinclair.«
    Er beschrieb mir, wie ich die Zufahrt zu dem Schloßberg finden konnte, und blickte uns skeptisch nach.
    Fünf Minuten später verstand ich seine Bedenken. Die Straße war aus dem Felsen herausgesprengt, gerade so breit, daß die Reifen noch Platz hatten, und völlig ungesichert.
    »An solchen Tagen wünsche ich mir, in London in meinem Bett zu liegen«, stöhnte Jane.
    Ich wollte sie beruhigen, obwohl mir der kalte Schweiß ausbrach und ich so vorsichtig Gas gab, als hätte ich ein rohes Ei unter dem Pedal liegen.
    »So schlimm ist es doch auch nicht, Darling! Wir haben schon ganz andere Sachen geschafft.«
    »Das sagst du so leicht«, erwiderte Jane mit bebender Stimme. »Du sitzt ja auch nicht am Abgrund. Warte auf die Talfahrt, dann wird dir anders.«
    Ich warf einen Blick über die Felskante hinaus und schluckte. Tief unter uns erstreckten sich sanfte Hügel und schlängelte sich die Loire durch ihr weltberühmtes Tal.
    Eine falsche Bewegung am Steuer, und wir schlossen unsanfte Bekanntschaft mit diesem Tal!
    Fünf Minuten später hatten wir es hinter uns. Der Bentley rollte vor dem Portal von Château Brouillard aus.
    »Das nächste Mal gehe ich zu Fuß!« verkündete Jane.
    »Willkommen auf Château Brouillard!« rief eine schrille Stimme hinter uns.
    Wir wirbelten herum und standen einem Mann gegenüber, bei dessen Anblick es mir eiskalt den Rücken hinunter lief.
    ***
    Suko genoß es, auf seinem Feuerstuhl über die schnurgeraden, in sanften Wellenlinien auf und ab führenden französischen Chausseen zu jagen. Auf der schweren Maschine wirkte der massige Chinese noch wuchtiger, trug er doch schwarze Lederkluft, bis zu den Knien reichende feste Stiefel und einen ebenfalls schwarzen Sturzhelm, der den ganzen Kopf umschloß. Suko trug diese Ausrüstung nicht nur, weil er sich darin gefiel, sondern weil sie ihm auch auf seinem schnellen Feuerstuhl die nötige Sicherheit bot.
    Suko hatte den Anschluß zu meinem Bentley verpaßt, weil er einen kurzen Umweg über eine schmale Seitenstraße einschlug, die mitten durch die Hügel und Felder führte. Hier legte er sich tief in die engen Kurven, drehte auf den Geraden auf, daß der Motor unter ihm röhrte, und jagte in die nächste Kurve. Suko wußte, daß er immer noch rechtzeitig nach Château Brouillard gelangte.
    Doch es kam anders. Er stutzte, weil für seinen Geschmack die Abenddämmerung zu schnell hereinbrach. Zwar tauchte die Hauptstraße an dieser Stelle in einen urwaldähnlichen, fast schwarzen Forst ein, hinter dem sich der Felsen mit dem Schloß erhob. Trotzdem erlosch das Tageslicht viel zu rasch.
    Irritiert schaltete Suko den starken Scheinwerfer seiner Harley ein. Der grelle Lichtkegel stach in die Dunkelheit, doch gleich darauf schien er verschluckt zu werden. Das Licht wurde schwächer und schwächer, so daß Suko das Gefühl hatte, in einen endlosen Tunnel zu rasen.
    Nebel!
    Der massige Chinese bremste vorsichtig, doch die Maschine jagte weiter. Suko versuchte eine Notbremsung.
    Ohne Erfolg!
    Schweiß brach ihm aus. Ungebremst donnerte die Harley-Davidson in den Nebel hinein. Da half nicht einmal mehr, daß Suko die Zündung ausschaltete. Die Geschwindigkeit verringerte sich nicht.
    Und im nächsten Moment waren sie da! Von allen Seiten sprangen scheußliche Gestalten aus dein Nebel und griffen den Chinesen an, Dämonen, die sich im Schutz der grauen Schlieren herangeschlichen und auf ihr Opfer gelauert hatten.
    Ganz flach preßte sich Suko auf das Motorrad, daß seine massige Gestalt mit der Maschine verschmolz. Es half ihm nichts.
    Hageldicht prasselten die Schläge auf seinen breiten Rücken und seine Schultern. Es hörte sich an, als ginge ein Schauer faustgroßer Steine auf den Sturzhelm nieder.
    Es krachte und knallte und dröhnte in dem engen Helm, daß Suko gepeinigt aufschrie. Er glaubte, seine Trommelfelle würden platzen und sein Kopf zerspringen.
    Die Schläge betäubten ihn beinahe. Er konnte die Harley nicht mehr halten.
    Die kraftvolle Maschine entglitt seiner Kontrolle und schoß seitlich über die Fahrbahn hinaus.
    Das Vorderrad grub sich in den weichen, moderigen Waldboden. Das Hinterrad hob ab und drehte sich aufheulend leer
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