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0091 - Ernst Ellerts Rückkehr

Titel: 0091 - Ernst Ellerts Rückkehr
Autoren: Unbekannt
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danach aus. Marcel Rous machte seinen täglichen Rundgang durch den Stützpunkt, sprach hier und da mit der Besatzung und kontrollierte die Wachen, Funkeinrichtungen und Warnanlagen.
    In der Funkzentrale überzeugte sich Rous davon, daß die Aufnahmeabteilung aktionsbereit war. Beim geringsten Impuls würden die Tonbänder anlaufen und jede Nachricht speichern. Aber noch leuchteten die Kontrollichter grün. Es waren keine Botschaften eingegangen.
    „Kreuzer OHIO befindet sich dicht vor dem Entspannungstrichter", meldete der diensthabende Funker.
    „Keine besonderen Vorkommnisse."
    Marcel Rous nickte ihm zu und kehrte in sein eigenes Quartier zurück, nachdem er der Stationszentrale noch einen Besuch abgestattet hatte. Ruhe auf Hades. Der Höllenplanet schien im tiefsten Frieden zu leben, und doch lag das Verderben nur wenige Lichtminuten entfernt.
    „Wenn so nahe am Gefahrenpunkt nichts passiert, spürt man direkt Langeweile", meinte Marcel Rous, als er sich auf sein Bett legte. Später wünschte er sich, diesen Gedanken niemals gehabt zu haben.
     
    *
     
    Zwei Tage und drei Nächte verbrachte Onot in seiner Zelle, ohne, daß sich jemand um ihn kümmerte. Ein schweigsamer Wärter brachte ihm das Essen und beantwortete keine seiner Fragen. Die Erinnerung kehrte langsam zurück. Es war dem Wissenschaftler bisher noch nicht zu Bewußtsein gekommen, daß er an Amnesie litt.
    Sicher, dieses oder jenes mochte er vergessen haben, aber von einer regelrechten Gedächtnislücke konnte doch wohl nicht die Rede sein. Er hatte in der Vergangenheit, besonders damals, als das Rechenzentrum von den gegnerischen Robots vernichtet wurde, merkwürdig gehandelt. Zugegeben. Er vermochte sich auch nicht mehr zu erklären, warum er so gehandelt hatte, aber er wußte doch noch, daß er es getan hatte.
    Es war ein wirres Durcheinander. Seine Gedanken versuchten, eine gerade Linie zwischen Gegenwart und den Ereignissen der Vergangenheit herzustellen, aber es gelang ihnen nicht. Ihm war, als schöben sich undurchsichtige Schleier zwischen die Geschehnisse und hinderten ihn daran, nach rückwärts zu schauen. Dabei wurden die Kopfschmerzen wieder unerträglich. Ihm wurde klar, daß er in einer Falle saß.
    Sie würden ihn für Dinge verantwortlich machen können, an die er sich nicht mehr erinnerte. War er es denn wirklich gewesen, der die Zerstörung der großen Rechenzentrale unter der Stadt veranlaßt hatte? Und wenn er es getan hatte, warum hatte er es getan? Warum hatte er die feindlichen Roboter in das Rechenzentrum gelassen, damit sie dort ihre Aufgabe erledigten?
    Ihm war, als könne er die Vergangenheit plötzlich mit den Händen greifen. Aber als er dann zugriff, war sie wieder hinter den Schleiern verschwunden. Als hätte sie jemand fortgezogen. Jemand...?
    Onot entsann sich plötzlich, daß „jemand" eine große Rolle gespielt hatte. Jemand, den er nicht sehen, wohl aber hören konnte. Jemand, der bei ihm war. Oder vielmehr: in ihm. Ja, jetzt wußte er es wieder. Am Morgen des dritten Tages begann Onot, sich zu erinnern.
    Eine Stimme hatte damals zu ihm gesprochen. Sie schien aus dem Nichts gekommen zu sein, und doch sprach sie aus ihm - zu ihm. Eine lautlose, unheimliche Stimme in seinem Gehirn. Sie hatte behauptet, schon seit Jahren in ihm zu wohnen und seine Arbeit zu kontrollieren. Ja, die Stimme hatte sogar gesagt, nur ihr habe Onot es zu verdanken, daß er der größte Wissenschaftler seines Volkes geworden sei.
    Onot stand auf und ging mit unruhigen Schritten in der Zelle auf und ab. Fünf Schritte hin, fünf Schritte her. Die Stimme ... Er müsse tun, was sie von ihm verlange, hatte sie weiter gesagt. Er müsse ihr gehorchen, was immer sie ihm auch auftrage. Und er entsann sich, daß sie ihm den Verrat befohlen hatte. Ja, er war es gewesen, der den Transmitter-Empfänger einschaltete, damit die fremden Roboter in die Zentrale eindringen konnten. Und das nur, weil die Stimme es von ihm verlangt hatte.
    Onot setzte sich wieder. Wenn er dem Obersten Richter von der Stimme erzählte, würde der ihm glauben? Oder würde der Richter es nicht für eine billige Ausrede halten müssen, für ein Hirngespinst?
    Der große Unbekannte - eine Stimme!
    Onot hörte schon, wie der ganze Gerichtssaal vor Lachen dröhnte. Die Druuf waren nüchterne und berechnende Geschöpfe. Sie glaubten nicht an Gespenster oder Stimmen.
    Aber dann suchte er weiter in seinen Erinnerungen.
    Hatte die Stimme nicht auch behauptet, wenn sie ihn verließe,
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