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0090 - Den Teufel zur Hölle geschickt

0090 - Den Teufel zur Hölle geschickt

Titel: 0090 - Den Teufel zur Hölle geschickt
Autoren: Den Teufel zur Hölle geschickt
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Augenblick zu erkennen, in dem seine Hand nach der Aktentasche griff.
    Ich blickte auf die Armbanduhr. Zwölf Minuten nach zehn Uhr. Noch drei Minuten und ich musste mich auf den Weg machen. Langsam löste ich mich von der Säule am U-Bahn-Schacht und ging vorwärts.
    Ich ging die 10. Avenue hinunter, überquerte die Kreuzungen mit der 15., 16. und 17. Straße. In der 18.-Straße bog ich ein und ging weiter.
    Die 18. ist eine Wohnstraße, in der sich nur wenige Geschäfte befinden.
    Daher ist der Strom der Passanten geringer, und je weiter man die Straße nach Osten geht, desto älter und hässlicher, schmutziger und verkommener werden die Häuser. So ungefähr ab Nummer 600 wohnen kaum andere Menschen als Gelegenheitsarbeiter mit ihren Familien, viele Puertoricaner darunter.
    Ich wollte keinen Verdacht erregen. Nur an Kreuzungen wagte ich einen Blick nach hinten.
    Bei der dritten Kreuzung merkte ich, dass mir immer der gleiche Mann folgte. Er trug keinen Mantel, sondern einen blauen Anzug mit einem auffallenden, hellen Längsstreifen. Sein Hut war hell und tief in die Stirn gezogen, und soviel ich bei den flüchtigen Blicken mitbekam, schien er ein bräunliches, mageres Gesicht zu haben. War das der Mann, der wusste, wie viel ich in meiner Aktentasche trug?
    ***
    Ich lief jetzt schon länger als eine halbe Stunde. Ich erreichte die Stelle, an' der auf der rechten Seite eine kleine Grünfläche, kaum mehr als ein Kinderspielplatz, bis an den Bürgersteig heranreichte. Ein Dutzend Kinder spielten auf dem spärlichen Rasen.
    Ich mochte die Mitte des Platzes erreicht haben, als der Mann an meiner Seite auftauchte. Seine Hand griff nach der Aktentasche.
    »Gib her!«, zischte es leise neben mir.
    Ich ließ los, aber ich wandte auch den Kopf. Für eine Sekunde lang sah ich dem Gangster genau ins Gesicht.
    Ich weiß nicht, ob es Ihnen schon einmal passiert ist, dass Sie sich durch einen Blick verraten haben. Man sieht einen Menschen an und hat in der gleichen Sekunde das Gefühl, dass dieser Mensch nun weiß, was man denkt. Ich habe nie herausbekommen, welchen Fehler ich machte, der den Verdacht des Gangsters erregte. Vielleicht machte ich gar keinen Fehler, aber der Instinkt des Mannes war fein genug, um ihn zu warnen.
    Jedenfalls blieb er stehen. Ich ging weiter. Als uns fünf Schritte trennten, rief er ein lautes »Stopp!«
    Ich gehorchte und drehte mich um. Er hielt die Pistole in der rechten Hand. Links trug er die Aktentasche.
    Die Straße war leer bis auf eine Gestalt, die sich in vielleicht dreihundert Yards Entfernung bewegte. Links von mir lärmten die Kinder.
    »Wer bist du?«, fragte der Gangster.
    »Ein Angestellter von Mr. Holster«, antwortete ich ruhig.
    »Warum hast du mich angesehen?«, knurrte er.
    Bevor ich antworten konnte, hörte ich eine helle Jungenstimme.
    »Seht mal! Seht mal! Da hat einer eine Pistole!«
    Ich warf einen raschen Blick auf den Spielplatz. Die Kinder hatten ihre Bälle, oder mit was immer sie gespielt haben mochten, fallen lassen und liefen jetzt auf uns zu.
    Der Bursche warf seinen Kopf nach rechts, stieß einen unverständlichen Fluch aus und schoss, kaum, dass er sein Gesicht mir wieder zugewandt hatte.
    Ich ließ mich fallen in dem Augenblick, in dem er den Drücker berührte, rollte mich nach links, und noch während ich über das Pflaster kugelte, griff ich nach der Smith & Wesson.
    Die Stimme eines Knaben schrie: »Der schießt! Der schießt!« Ich erinnere mich genau, dass ich mich darüber wunderte, wie viel Jubel in der Stimme lag.
    Meine Hand umklammerte den Griff meiner Waffe! Ich sah den Kerl vor mir, der zur Seite gesprungen war. Er legte auf mich an. Noch konnte ich die Smith & Wesson herausreißen und vielleicht schneller sein als er.
    Ein Gedanke zuckte durch mein Gehirn, brennend, heiß und erschreckend wie ein Blitz.
    »Sie töten das Kind, wenn du den Gangster umlegst!«
    Meine Hand fror am Griff der Waffe fest. Die Vorstellung, den Tod des Kindes zu verursachen, lähmte meinen Arm. Sein zweiter Schuss peitschte. Alles, was ich tun konnte, war, mich vorwärtszuschnellen wie ein Pfeil.
    Ich lag jetzt hart am Rand der Grünfläche, der Gangster stand am Bordstein. Zwischen uns war nur noch die Breite des Bürgersteigs.
    Sein dritter Schuss hätte schon fallen müssen, aber er zögerte. Der kalte Blick seiner Augen lag auf meinem Gesicht, als versuche er, meine nächste Bewegung zu erraten. Die Mündung seiner Pistole starrte mich an wie ein drittes Auge.
    Bevor er
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