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0089 - Die Werwolf-Insel

0089 - Die Werwolf-Insel

Titel: 0089 - Die Werwolf-Insel
Autoren: Jason Dark
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hatte sie eine unifarbene Strickweste gestreift.
    Das Girl lächelte und kam auf Bill mit ausgestreckter rechter Hand zu. »Sie sind sicher Mr. Conolly?«
    »Der bin ich.« Bill legte seine Hand in die ihre. Aus den Augenwinkeln bemerkte er den Sergeant. Er stand an der Tür zu Commander Staffords Büro und hatte die Lippen fest zusammengepreßt. So glich sein Gesicht noch mehr einem Nußknacker.
    »Mein Name ist Su Howard«, stellte das Girl sich vor. »Ich heiße Sie herzlich willkommen.«
    Bill grinste und deutete in die Runde. »Mir scheint, Sie sind der einzige Lichtblick in dieser traurigen Umgebung hier. Damit schließe ich auch den Sergeant ein.«
    Wenn Blicke töten könnten, wäre Bill jetzt gestorben, so finster blickte der Knabe.
    Su Howard aber lachte. »So hat noch nie jemand mit Sergeant Rapp gesprochen.«
    »Ich bin eben kein Befehlsempfänger«, erwiderte Bill und strahlte Rapp dabei unschuldig an.
    »Der Commander hat leider noch Besuch«, sagte Su und wollte etwas hinzufügen, als sich die Tür zum Zimmer des Kommandanten öffnete und ein blondhaariger hochgewachsener Mann heraustrat.
    Aus dem Raum erklang das barsche Organ des Commanders. »Sie nehmen sich dieses Mannes an, Rapp. Sonderbehandlung.«
    Der Sergeant riß die Hacken zusammen und schrie sein: »Yes, Sir!«
    Su Howard preßte die Lippen zusammen. Ihr tat der Soldat offenbar leid, aber eingreifen konnte sie auch nicht. Dafür meldete sie Bill Connollys Besuch.
    »Soll reinkommen!«
    Bill setzte sich in Bewegung. Dabei mußte er den Soldaten passieren, und der Reporter sah genau, daß dieser ihm ein Auge zukniff.
    Bill grinste zurück.
    Ach so, der blonde Soldat war ich!
    ***
    Wie ein geprügelter Hund schlich ich aus dem Vorzimmer des Commanders. Und ich brauchte mich nicht einmal anzustrengen, deprimiert auszusehen. Der Commander hatte mich angepfiffen, daß mir Hören und Sehen verging.
    Ich hatte ihn bewußt provoziert, denn ich wollte hier nicht den Fügsamen spielen, sondern gewisse Leute aus der Reserve locken. Meine Haltung war lässig gewesen, ebenso lässig wie die Antworten. Nur daß ich jetzt in die Hände dieses Sergeants gefallen war, das paßte mir überhaupt nicht.
    Denn Rapp hatte mich von Beginn an nicht leiden können.
    Seit zwei Tagen befand ich mich im Camp. Gestern hatte ich meine Uniform bekommen und war auch sonst eingekleidet worden. Das hieß, im Camp lief ich nur im Drillichzeug herum. Trug auf dem Kopf eine Schirmmütze und an den Füßen Stiefel.
    Rapp brachte mich in ein anderes Gebäude, wo meine Bude lag.
    Neben ihm ging ich über den Gang. An der Decke brannten Kugelleuchten. Die Wände waren grün gestrichen, kein einziges Bild schmückte sie.
    Es sah alles sehr trostlos aus.
    Wir hatten frühen Nachmittag. Der Himmel zeigte eine graue Novemberfarbe, von der See her blies ein steifer Wind. Das Krächzen der Vögel kam mir vor wie ein Trauergesang.
    In der Tat, in diesem Camp kam man sich lebendig begraben vor.
    Meine Bude, die ich mit einem weiteren Leidensgenossen teilen mußte, lag am Ende des Ganges. Die letzte Tür links. Ich blieb davor stehen und wartete, daß der Sergeant etwas sagte.
    »Nehmen Sie Haltung an!« brüllte er. Seine Stimme hallte von den Wänden wider.
    Ich stand stramm.
    Er schritt um mich herum, streckte seinen Kopf mit dem Nußknackergesicht vor und zog die Mundwinkel nach unten. »Dir reißen wir den… bis zum Stehkragen auf!« brüllte er. »Auf so etwas wie dich haben wir gerade noch gewartet. Der Commander hat eine Sonderbehandlung angeordnet. Wird mir ein Vergnügen sein, die bei dir auszuprobieren.«
    Ich nickte.
    »Hast du keine Stimme?« schrie er.
    »Doch, Sir!«
    Er deutete auf die Tür. »Geh rein und hol dein Gewehr. Anschließend geht’s ins Gelände!«
    Ich verschwand.
    Zwei harte Betten, zwei Spinde, zwei Stühle, ein kleiner Tisch. Das war die Einrichtung.
    Mein Gewehr stand im Schrank. Ich holte es hervor und hängte mir die Knarre über die Schulter. Da der Sergeant gerade nicht hinschaute, schob ich noch rasch meine mit Silberkugeln geladene Beretta unter die Drillichjacke.
    »Bist du endlich fertig?«
    »Yes, Sir!«
    Diese stupide Antwort fiel mir jetzt schon auf den Geist. Irgendwann würde ich noch durchdrehen.
    »Raus!«
    Ich trabte los.
    »Schneller oder ich mache dir Beine, du lahmarschige Krähe!«
    Das wurde ja lustig. Irgendwie ist das Repertoire an Schimpfwörtern in allen Armeen der Welt wohl gleich. Ich rannte durch den Flur, knallte mit den
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