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0089 - Die Werwolf-Insel

0089 - Die Werwolf-Insel

Titel: 0089 - Die Werwolf-Insel
Autoren: Jason Dark
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Fluchtmöglichkeiten.
    Dieser Dienstag im November war wieder einmal so ein Tag. Nebel drückte über London. Die Spitze des Tower war nicht mehr zu sehen, und den schlanken Turm von Big Ben konnte man höchstens noch ahnen.
    Eben typisches Londoner Nebelwetter. Die Wagen krochen nur so durch die City. Die hellen Scheinwerfer nutzten nur wenig, denn das Licht wurde vom Nebel schon nach wenigen Handspannen verschluckt.
    Wer nicht unbedingt in die grauweiße Suppe raus mußte, der blieb lieber zu Hause.
    Nicht so Slim Beckett und Mick Elmer.
    Für sie war das Wetter gerade recht. Denn sie lebten von dem, was sie anderen raubten. Die beiden jugendlichen Verbrecher gehörten zu den sogenannten Hyde-Park-Banden, die in diesen Grünanlagen ihr Unwesen trieben. Vor einem Mord aber hatten sie bisher zurückgeschreckt.
    Irgendwo schlug eine Kirchturmuhr siebenmal, als die beiden Jugendlichen den Park betraten.
    Etwa zwanzig Yards schritten sie auf einem der Wege, dann aber huschten sie in die Büsche, weil aus der grauen Watte zwei Männer auftauchten, die Polizeiuniformen trugen. Und den Beamten wollten sie nicht gerade in die Hände fallen.
    Ruhig warteten sie ab, bis der Nebel die Polizisten verschluckt hatte.
    Sie sahen fast aus wie Zwillinge, trugen beide schwarze Lederjacken, die feucht glänzten und aufgesetzte Taschenklappen besaßen. Ihre Haare verschwanden unter Wollmützen, die jedoch so lang gestrickt worden waren, daß sie die Mützen vor ihre Gesichter ziehen konnten und dabei nur zwei Schlitze für die Augen freiblieben.
    Slim Beckett war etwas größer als sein Kumpan. Dafür aber nicht so breit in den Schultern. Er hatte sich einen Bart wachsen lassen, der, weil ungepflegt, in seinem Gesicht wie wucherndes Gestrüpp wirkte.
    Mick Elmer hatte keinen Bart und dünnes flachsblondes Haar, er war ein farbloser Typ, der überall herumgestoßen wurde. Im Elternhaus ebenso wie auf der Arbeitsstelle, wo er vor wenigen Monaten rausgeflogen war. Stark wurde er erst, wenn er seinen Totschläger in der linken und den Schlagring in der rechten Hand hielt.
    Slim Beckett verließ sich auf seine alte Armeepistole, die er seinem Vater gestohlen hatte. Die Waffe stammte noch aus dem Zweiten Weltkrieg, doch sie funktionierte ausgezeichnet, weil Beckett sie sehr pflegte.
    Beide hatten sich vorgenommen, an diesem Abend und auch in der Nacht gute Beute zu machen.
    »Drei Liebespaare müssen dran glauben!« hatte Slim Beckett gerufen und sich dabei die Hände gerieben.
    Bei seinem Partner erntete er nur Zustimmung.
    Die Polizisten waren verschwunden, und die beiden Jugendlichen verließen ihr Versteck.
    Sie hatten ihr Revier, gingen vorgezeichnete Wege und kannten auch die verschwiegenen Ecken, in die sich die Paare gern verzogen. Vor einigen Wochen waren ihnen dreihundert Pfund in die Hände gefallen. Da hatten sie einen reichen Kerl aufgestöbert, der sich mit seiner Sekretärin vergnügte und den beiden das Geld förmlich aufdrängte, damit nur nichts an die Öffentlichkeit geriet, denn der Mann war verheiratet.
    Von solch einer Chance träumten Beckett und Elmer noch immer.
    Der Weg, den sie gingen, durchschnitt den Park wie mit einem Lineal gezogen. Er würde im weiteren Verlauf auf die Polizeistation zuführen, aber bis dahin wollten die beiden jugendlichen Gangster nicht laufen.
    Sie bogen vorher ab.
    Ein schmaler Pfad wand sich durch dichtes Buschwerk. Hier war es stockfinster. Die entlaubten Kronen der Bäume wurden vom Nebel und der Dunkelheit verschluckt. Irgendwo tropfte Wasser zu Boden. Manchmal knackte oder raschelte es, wenn von den jungen Männern Äste oder Laub zertreten wurde.
    Sie näherten sich dem ersten Liebesnest. Es war eine Sackgasse, ausgebaut in der Art eines Wendehammers, und sie endete vor einer Wand aus Bäumen.
    Dort standen oft die Wagen der Pärchen. Dieser Platz lag noch nahe am Ausgang, so war es ziemlich einfach zu fliehen.
    Slim Beckett trat als erster aus dem schützenden Gebüsch. Seine Gestalt wurde von den Nebelfetzen umwabert, die die Umrisse des Körpers seltsam verschwommen nachzeichneten und aus dem jungen Mann eine regelrechte Horrorgestalt machten.
    Kein Laut war zu hören, und nicht ein Wagen stand im Wendehammer.
    »Mist auch!« zischte Mick Elmer, der neben seinen Kumpan getreten war und sich schüttelte, da ihm ein Wassertropfen vom Kragen den Rücken hinunterrann.
    Beckett hob die Schultern. »Was willst du machen? Wir können ja noch warten.«
    »Bei dem Wetter kommt
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