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0087 - Die Schläfer der ISC

Titel: 0087 - Die Schläfer der ISC
Autoren: Unbekannt
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Wenigstens waren sie echt und nicht aus Kunststoff.
    Jeanne, die eine Steigerung solcher Abnormitäten nicht für möglich gehalten hätte, mußte ihre Meinung revidieren, als man sie in Kennofs Privatzimmer brachte. Zunächst war da Kennof selbst, der, in einen gelben Hausmantel gehüllt, in einem Sessel thronte. Nach allem, was Jeanne von seinen Taten vernommen hatte, wirkte er auf ganzer Linie enttäuschend.
    Er war korpulent, fast aufgeschwemmt. Seine Augen verschwanden beinahe hinter dicken Bulldoggenlidern. Sie hatten die Farbe grauen Staubes. Kennofs Haar war sorgfältig gescheitelt. Der Detektiv war ziemlich groß. Er sah schwerfällig aus. Ein Doppelkinn trug nicht dazu bei, sein Äußeres zu verschönern. Er mochte dreißig Jahre alt sein. Dieser Mann, so wurde gemunkelt, hatte früher einmal in Staatsdiensten gestanden. Im Augenblick war Jeanne bereit, das Gegenteil zu beschwören.
    Am Boden neben Kennof lag ein altersschwacher Kater mit zerbissenen und eingeschlitzten Ohren auf einem geblümten Kissen. Das Tier hatte sich eingerollt und schnurrte behaglich.
    Der Raum selbst war ein Alptraum aus grellen Farben und patriarchalischen Gegenständen. Besondere Attraktion war ein Bronzeelefant mit von innen beleuchteten Augen und einem Rüssel, der in keinem Verhältnis zum übrigen Körper stand. Sein Anblick, der jedem anderen Menschen ein spöttisches Lachen entlockt hätte, mußte Kennof unentbehrlich vorkommen, denn er hatte ihn direkt vor sich auf dem Tisch stehen.
    Später stellte Jeanne fest, daß die Figur ein Tischfeuerzeug war.
    „Guten Tag, Mrs. Dunbee", sagte Richard Kennof mit einer vollen, angenehmen Stimme. Er erhob sich, um sie zu begrüßen. Er bot ihr einen Stuhl an, der sich durch eine gewisse Normalität auszeichnete.
    Kennof deutete mit einem Daumen auf den Kater.
    „Das ist Buster, ein ungewöhnliches Tier", sagte er liebevoll.
    Buster streckte sich, machte einen Buckel, gähnte und wandte sich dann ostentativ ab. Jeanne fragte sich vergeblich, was an Buster wenn man von einer goldenen Halsbinde absah - ungewöhnlich sein mochte.
    „Wie kann ich Ihnen helfen, Madam?" erkundigte sich der Detektiv, nachdem Jeanne Platz genommen hatte.
    Jeanne hatte sich genau ausgedacht, was sie sagen wollte. Aber jetzt, in diesem Augenblick, brachte sie nur hervor: „Mein Mann ist verschwunden!" Kennof sah sie verständnisvoll an. Er verschränkte die Finger und ließ ihre Gelenke knacken.
    „Sie wollen, daß ich feststelle, ob es einen Grund für eine Scheidung gibt", meinte er sachlich. Er zog eine reich verzierte Zigarettendose hervor. „Rauchen Sie?"
    Als Jeanne ablehnte, bediente er sich selbst und jonglierte mit seinem ungefügen Feuerzeug, bis die Zigarette schließlich brannte.
    „Es hat nichts mit einer anderen Frau zu tun", erzählte Jeanne mit leiser Stimme. „Er ist nach Wyoming, um sich bei der ISC für dreihundert Jahre einschläfern zu lassen." Kennof stieß einen leisen Pfiff aus. „Die Schlafgesellschaft", brummte er, „die Freunde geplagter Menschen."
    Jeanne reichte ein Blatt Papier über den Tisch.
    „Das ist sein Abschiedsbrief. Ich wollte ihn eigentlich niemand zeigen, aber Sie sollen Maurices Beweggründe kennenlernen."
    Kennof las den Brief schweigend und sorgfältig.
    „Ein tief unglücklicher Mensch", sagte er mitfühlend. „Ärger mit der Arbeit, Angst, daß Sie ihn nicht lieben und achten könnten, und eine gehörige Portion Minderwertigkeitskomplexe."
    Jeanne fuhr sich mit der Hand über die Augen.
    „Er hat immer geglaubt, er müßte etwas Besonderes leisten, um mir zu imponieren. Wenn es ihm nicht gelang, war er oft tagelang nicht ansprechbar. Er dachte, ich würde ihm seine Mißerfolge übelnehmen. Sicher, ich hätte ihm besser darüber hinweghelfen sollen."
    „Lieben Sie Ihren Mann, Mrs. Dunbee?" erkundigte sich Kennof ernst. „Ja", erwiderte sie einfach. Der berühmte Detektiv nickte. Er beugte sich etwas zur Seite, um Buster an den narbenbedeckten Ohren zu kraulen.
    „Was soll ich für Sie tun?" fragte er.
    „Finden Sie ihn", bat Jeanne mit zitternder Stimme. „Fahren Sie nach Wyoming, um ihn zu suchen. Holen Sie ihn bei der ISC heraus, denn ich bin sicher, daß er es jetzt schon bereut, was er getan hat."
    Kennof nahm einen tiefen Zug aus der Zigarette und blies den Rauch gegen die Decke.
    „Ich helfe jedem Menschen, der zu mir kommt, Mrs. Dunbee. Aber ich muß eine gesetzliche Handhabe besitzen. Die Erde, Teil und Mittelpunkt des Solaren Imperiums,
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