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0087 - Die Schläfer der ISC

Titel: 0087 - Die Schläfer der ISC
Autoren: Unbekannt
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schüttelte sich in unaussprechlicher Angst. Im gleichen Moment wurde es dunkel. Die Beleuchtung setzte aus. Dunbee kauerte auf dem Stein und schluchzte.
    Das war also das Böse an der ISC! Stumm und apathisch vor Furcht kroch Dunbee unter einen der Behälter.
     
    *
     
    „Dunbee! Sie haben den Wächter zusammengeschlagen", rief die Stimme anklagend.
    „Ja, das habe ich!" brüllte Dunbee trotzig.
    „Hier spricht Clinkskale!" meldete sich ein anderer Mann. „Seien Sie vernünftig, Dunbee! Die Gesellschaft wird das Versagen Ihrer Nerven großzügig vergessen. Es werden Ihnen keine Nachteile entstehen."
    Dunbee lachte wild. „Wissen Sie, was ich dachte, als ich den Kerl unschädlich machte? Ich stellte mir vor, er besäße Ihr Gesicht, Clinkskale. Ihr verdammtes Verbrechergesicht!"
    „Sie sind ja verrückt", rief Clinkskale erregt.
    „Oh, nein!" Mit geballten Fäusten stand Dunbee da. „Ich habe Ihre feine Gesellschaft durchschaut. Wo sind die Schläfer in den Behältern? Wo, Mister Clinkskale?"
    „Sie bedeuten eine Gefahr für die ISC", erklärte Clinkskale. „Ihr Verstand ist umnebelt. Sehen Sie nicht, daß sich vor den Kammern Schutzblenden befinden, die den Blick auf die Schlafenden versperren?"
    Dunbee schüttelte drohend die Fäuste.
    „Kommt und holt mich!" forderte er. „Ich werde kämpfen, Clinkskale!"
    Er erhielt keine Antwort. Die schwache Beleuchtung wurde wieder eingeschaltet. Dunbee hatte sich weit von den Behältern entfernt. Als sie kamen, stand er inmitten der Höhle. In jeder Hand hielt er einen Stein. Es waren sechs! Sie trugen die blauen Kittel der ISC. Ihre Augen blickten entschlossen und grausam.
    In dieser Stunde, viele Meter unter der Erde, starb der Schwächling in Dunbee. In dieser Stunde seiner Niederlage wurde ein neuer Mann geboren: Maurice Dunbee, der Kämpfer!
     
    2.
     
    Die Treppe, die zu dem Büro hinaufführte, war mit dicken Teppichen belegt, die jedes Geräusch schluckten. Es war ein kühler, klarer Tag im April des Jahres 2044. Von der Straße klang gedämpfter Verkehrslärm herein.
    Mrs. Jeanne Dunbee nahm die letzte Stufe und stand vor jenem Namensschild, in dessen Besitzer sie all ihre Hoffnung setzte: RICHARD KENNOF Privatdetektiv. Für die äußere Aufmachung der Detektei war die Bezeichnung snobistisch noch ein milder Ausdruck. Ein antiquierter, kupfergeschmiedeter Klingelzug war neben der Tür angebracht. Buntglasscheiben mit grotesken Figuren verdeckten die Sicht in das Innere. Der Briefkasten war ein aus Holz geschnitzter Kopf, dessen geöffneter Mund den Einwurfschlitz darstellte. Für den Betrachter blieb nur die Vermutung, daß der Besitzer dieser Gegenstände entweder verrückt oder ein Angeber war.
    Mrs. Jeanne Dunbee dachte nichts dergleichen. Sie war zu sehr mit anderen Problemen beschäftigt. Ihre zierliche Figur schien unter der Last des grauen Kostüms zerbrechen zu wollen. Ihre dunklen Augen wurden von schwarzen Ringen umschattet, die von der Gesichtscreme kaum verborgen wurden.
    Das Haar war hochgesteckt und von einer einfachen Perlmuttspange gehalten. Ein objektiver Beobachter hätte sie auf etwas über vierzig Jahre alt geschätzt. Sie betätigte die Klingel und schrak unter dem entstehenden Gebimmel zusammen. Eine hagere Brünette mit moderner, wallender Tuzoraperücke öffnete. Ihre Augen musterten Mrs. Dunbee unwillig.
    „Ich bin angemeldet", sagte Jeanne. „Sie sind sicher Mrs. Dunbee", stellte die Hagere fest. „Kommen Sie bitte herein. Mr. Kennof wird Sie sogleich sprechen wollen. Er interessiert sich sehr für Ihre Angelegenheiten."
    Sie hatte Kennof von ihren Sorgen nichts erzählt, erinnerte sich Jeanne. Sie hatte ihn lediglich gefragt, ob er heute Zeit für sie aufbringen könnte, denn Kennof war ein vielbeschäftigter Mann. Wahrscheinlich war es eine übliche Höflichkeitsfloskel der Brünetten.
    Die Inneneinrichtung des Büros überbot die Geschmacklosigkeiten im Treppenhaus bei weitem. Drei Männer und zwei weitere Frauen saßen hinter nierenförmigen Tischen. An den Wänden hingen rote Teppiche mit greulichen Mustern. Die Decke war bemalt. Jeanne Dunbee gewann den Eindruck, in einer Art Panoptikum zu sein. Einige Gemälde, die man erst nach längerem Hinsehen als solche erkannte, verunstalteten den Hintergrund dieses Panoramas aus Plüsch und Kitsch.
    Den Gipfel bildete jedoch zweifellos eine monströse Vase von abgrundtiefer Häßlichkeit. Die Blumen darin schienen Ähnliches zu empfinden, denn sie waren kurz vor dem Verwelken.
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