Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0084 - Das Buch der grausamen Träume

0084 - Das Buch der grausamen Träume

Titel: 0084 - Das Buch der grausamen Träume
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
saß, wußte er genau, wo er sich befand. Er kannte das Gelände eben zu gut, weil er die Strecke oft genug gerudert war. Der etwas auffrischende Wind hatte die Dunstschleier über dem Wasser vertrieben. Die Luft wurde wieder klar. Nur der faulige Moorgeruch drang nach wie vor zu dem einsamen Ruderer hinüber.
    Einmal nur drehte er sich um. Ein kurzer Orientierungsblick, eine Korrektur mit dem Backbordruder, und im nächsten Moment schrammte der Bug über den Sand. McKenzie hatte sein Ziel erreicht. Der Alte nahm das Buch und stieg aus dem Boot. Seine Füße sanken in dem sumpfigen Boden ein, als er die Insel betrat. Rauhes Gras streifte über seine Kleidung.
    Aus dem Innern der Hütte ertönte eine keifende Stimme.
    »Kommst du endlich, Alter?«
    »Ja, ich bin hier.«
    Diese Hexe konnte es kaum erwarten, das Buch der grausamen Träume in den Händen zu halten.
    Gerald McKenzie schritt langsam auf die Hatte zu. Die beiden Wassermonster sah er nicht. Sie schützten wahrscheinlich die Umgebung und sorgten so dafür, daß sich kein Unbefugter der Insel nähern konnte.
    Der Alte betrat die Hütte.
    Augenblicklich wurde seine Gestalt von der roten Lichtfülle übergossen.
    Er wandte den Kopf, damit er die Hexe Ziita anschauen konnte.
    Sie hatte sich verändert.
    War aber trotzdem noch das Monster geblieben.
    Die sieben Köpfe lagen nicht mehr auf ihren ausgestreckten Händen, sondern waren mit ihrem Körper verwachsen. Sie saßen auf den Schultern, der Brust, dem Rücken und den Armen. Die Hexe bot ein Bild absoluter Scheußlichkeit. Auch ihr Körper hatte eine Veränderung durchgemacht. Er bestand nicht mehr aus Stein, sondern aus einer grauen, weichen Masse, die an noch nicht gehärteten Beton erinnerte. Dann schaute McKenzie in Zütas Gesicht.
    Es war schrecklich genug.
    Ihre Züge waren verzerrt, und sie zeigten einen teuflischen Triumph. Fauliger Atem strömte aus dem offenen Mund, die Augen blitzten im Widerschein der Hölle.
    Ziita hatte erreicht, was sie wollte.
    McKenzie war stehengeblieben. Er konnte seine Blicke nicht von den Köpfen wenden, und immer hatte er das Gefühl, als würden diese Augen in den Schädeln noch leben.
    »Gib es her!« forderte Ziita.
    Gerald McKenzie nickte. Er hatte das Buch jetzt mit beiden Händen gefaßt und legte es in die ausgestreckten Arme der Hexe.
    Ziita lachte gellend auf. »Darauf habe ich lange warten müssen!« zischte sie. »Viel zu lange eigentlich. Aber nun habe ich es, und die anderen werden sich wundern. Jetzt bin ich in der Lage, den Schwarzen Tod zu stürzen. Niemand wird ihm mehr gehorchen, alle werden nur noch auf mich hören. Das Dämonenreich gehört mir. Mir ganz allein!«
    Gerald McKenzie schaute die Hexe ernst an. »Übernimmst du dich da nicht, Ziita?«
    »Nein, sicher nicht. Aber eine andere Frage. Hast du oft in dem Buch gelesen?«
    »Kaum.«
    »Und warum nicht?«
    »Ich habe es nicht gewagt!«
    Ziita kicherte. »Du hattest Angst, wie? Ja, ich vergaß, du bist nur ein Sterblicher. Und daß du nur ein Sterblicher bist, werde ich dich spüren lassen. Geh jetzt!«
    McKenzie blieb. »Willst du mich nicht töten?« fragte er sie mit ruhiger Stimme.
    »Geh!«
    »Ja!« sagte McKenzie.
    Er warf noch einmal einen Blick auf die Hexe mit den acht Köpfen, wandte sich um und schritt davon.
    Wie eine Marionette verließ er die Hütte. Hinter sich hörte er die Hexe lachen. Sie hatte gewonnen.
    McKenzie schritt auf sein Boot zu. Noch geschah nichts.
    Er kletterte in den Kahn, faßte die beiden Ruder und tauchte sie ins Wasser. Jetzt fuhr er gegen die Strömung, und das bereitete mehr Mühe.
    Der Alte war so in Gedanken versunken, daß er nicht auf die Umgebung achtete. Deshalb sah er auch nicht die beiden Monster, die gar nicht weit entfernt aus dem Wasser tauchten.
    Die häßlichen Geschöpfe, die ihn einmal beschützt hatten, damit kein Unbefugter die Hand nach dem Buch der grausamen Träume ausstrecken konnte, hatten nun einen anderen Befehl erhalten.
    Einen Mordbefehl!
    Sie hoben ihre unförmigen Arme aus den Fluten. Die glitschigen Pranken hielten zwei Speere umklammert.
    Die Monster zielten genau.
    McKenzie ruderte weiter.
    Dann schleuderten die beiden Monster die Speere.
    Wuchtig und genau gezielt.
    Die Waffen trafen.
    Gerald McKenzie zuckte zusammen. Ein seltsamer Stöhnlaut drang über seine Lippen. Dann sank er langsam zur Seite.
    Die beiden Wassermonster aber verschwanden in der Tiefe.
    ***
    Wir schritten am Ufer entlang.
    Suko hatte die Führung übernommen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher