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0083 - Der Spinnen-Dämon

0083 - Der Spinnen-Dämon

Titel: 0083 - Der Spinnen-Dämon
Autoren: Richard Wunderer
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Toten. Daher merkte er nicht, daß sich Harry Patter langsam aufrichtete.
    Die Polizisten oben auf der Straße schrien. Der Sergeant fuhr herum.
    Zu spät erkannte er die Gefahr! Er konnte nicht ausweichen, weil ihn das Moor festhielt.
    Verzweifelt ruderte er mit den Armen durch die Luft, verlor das Gleichgewicht und fiel rücklings in ein Schlammloch.
    Ich war noch mindestens zehn Schritte entfernt und konnte nicht eingreifen. Der Sergeant wäre bestimmt untergegangen und ertrunken, hätte nicht der Untote nach ihm gegriffen. Harry Platter packte den jungen Polizisten am Arm und riß ihn zu sich heran.
    Sergeant Steedman schrie vor Entsetzen. Er versuchte, den Untoten abzuwehren, doch seine Schläge kamen kraftlos. Seine Fäuste glitten an der Lederkluft ab.
    Kein Muskel zuckte in Harrys Gesicht. Es blieb maskenhaft starr, als er mit fürchterlicher Kraft den Sergeant ins Moor drückte. Steedmans Kopf verschwand in der schwarzbraunen Brühe.
    Trotz der beißenden Kälte lief mir der Schweiß in Bächen über die Stirn. Mit aller Kraft zog ich die Beine aus dem Schlamm und watete weiter, aber ich konnte es nicht schaffen. Bis ich den Untoten erreicht hätte, wäre der Sergeant längst ertrunken!
    Gedankenschnell packte ich den silbernen Dolch an der Spitze, zielte und schleuderte ihn los.
    Wie ein leuchtender Pfeil sauste er durch die Luft und traf den Untoten. Das Gesicht der lebenden Leiche verzerrte sich zu einer Maske des Grauens, erschlaffte und entspannte sich. Der Tote sank zurück und ging langsam unter. Seine Hand löste sich von dem Sergeanten.
    Mit matten Bewegungen kam Steedman wieder an die Oberfläche. Er hustete und spuckte das morastige Wasser aus. Es hätten nur noch wenige Sekunden gefehlt, und er wäre nicht mehr aufgetaucht.
    Endlich bekam ich festeren Boden unter die Füße und arbeitete mich zu Steedman vor, packte ihn unter den Schultern und gab dem Polizisten oben auf der Straße einen Wink.
    Sie griffen zu und zogen uns langsam aus dem Sumpf. Einige von ihnen kletterten den Abhang herunter und streckten uns die Hände entgegen, als wir uns dem Damm näherten.
    Während sie uns an Land zogen, ging Harry Platters Leiche vollständig unter… und mit ihr mein silberner Dolch!
    Ich hatte Sergeant Bill Steedman vor dem sicheren Tod gerettet, aber der Preis war hoch. Die unersetzliche Waffe war verloren!
    ***
    Jane Collins ließ sich von einer Krankenschwester Coras Zimmer zeigen. Sie legte das Mädchen, das völlig mit den Nerven fertig war, auf das Bett und schloß die Tür.
    »Ich bin Jane Collins, nennen Sie mich Jane«, sagte sie und setzte sich zu ihr auf das Bett. »John Oberinspektor Sinclair und ich, wir sind extra aus London gekommen, um Ihnen zu helfen.«
    Cora schüttelte verzweifelt den Kopf. »Sie halten mich doch auch für verrückt, genau wie die anderen«, murmelte sie erstickt.
    »Irrtum, Cora!« versicherte Jane. »Wir haben diesen unheimlichen Kerl gesehen. Er wollte mich ins Moor ziehen. John hat mich im letzten Moment gerettet, sonst wäre ich nicht hier!«
    Cora schlug die Hände vor das Gesicht. »Ich konnte Harry nicht helfen!« rief sie schluchzend. »Ich bin sogar weggelaufen!«
    Jane ließ sie reden. Cora erzählte ihr nächtliches Erlebnis in allen Einzelheiten. Es tat ihr offenbar gut, daß sie sich den ganzen Schrecken von der Seele redete. Hinterher streckte sie sich erleichtert aus.
    »Sie konnten nichts für Ihren Freund tun«, erklärte Jane Collins beruhigend. »Das war kein lebender Mensch, das war ein Dämon!« Sie schilderte ein paar Fälle des Geisterjägers, beschrieb die Spezialwaffen gegen das Böse und tat alles, damit sich Cora keine Vorwürfe mehr machte.
    Das Mädchen schien zuletzt auch einzusehen, daß Kräfte aus dem Jenseits am Werk waren. »Aber wieso habe ich vorhin anstelle dieses Sergeanten Harry gesehen?« fragte sie zögernd.
    »Der Dämon hat Ihnen vorgegaukelt, Ihr Freund wäre zurückgekommen.« Jane zuckte die Schultern. »Den Grund dafür kenne ich auch nicht.«
    Sie verschwieg ihre wahren Gedanken, um Cora nicht zu beunruhigen. Sie hielt es nämlich für ein schlechtes Zeichen. Die Mächte der Finsternis streckten ihre Klauen offenbar auch nach dem Mädchen aus, das ihnen in der Nacht entgangen war.
    »Ich bin so müde«, sagte Cora Fillyhan leise. »Ich möchte ein wenig schlafen.« Sie ergriff Janes Hand. »Danke für alles«, sagte sie schlicht. »Jane, ich habe noch eine große Bitte. Können Sie dafür sorgen, daß man mich
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