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0080 - Ich und die Zeitungshyänen

0080 - Ich und die Zeitungshyänen

Titel: 0080 - Ich und die Zeitungshyänen
Autoren: Ich und die Zeitungshyänen
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hatte schon einmal ein Verfahren der Box-Kommission am Bein, weil er einen Mann außerhalb des Ringes zusammengeschlagen hat.«
    »Schöne Aussichten«, brummte ich.
    Cooley grinste. »Für einhundertundfünfzig Dollar in der Woche müssen Sie schon ein wenig leisten, Deen.«
    ***
    Der windschiefe Ted Runt holte mich am Abend gegen zehn Uhr von der Pension ab. Er war mit einer Menge Kamerakram ausgerüstet. »Hoffentlich haben Sie ein Teleobjektiv dabei, damit wir weit genug vom Schuss bleiben können«, sagte ich.
    »Hätte kaum Zweck«, brummte er. »Unsere einzige Chance, eine Aufnahme zu bekommen, haben wir, wenn sie aus dem Haus kommen. Also Blitzlicht! Und auf mehr als zwanzig Schritt wirkt kein Blitzlicht. Eine Magnesiumbombe, wie die Flieger sie haben, können wir leider nicht verwenden.«
    Er steuerte seinen Thunderbird in die 116. Straße, in die Nähe des Jefferson Parks. Dort nahmen wir vor einem großen, einzeln stehenden Haus Aufstellung.
    »Hier wohnt er«, sagte Runt.
    Mir gefiel die Gegend wenig. Sie war zu einsam. Obwohl es gerade elf Uhr abends war, war kein Mensch mehr auf der Straße zu sehen. Die gegenüberliegende Seite war unbebaut. Sie gehörte bereits zum Jefferson Park.
    »Warum stellen Sie den Wagen so weit weg?«, fragte ich Runt.
    »Könnte immerhin sein, dass sie sich vergewissern, ob jemand auf sie wartet«, antwortete er einsilbig. »Der Wagen könnte sie warnen.«
    Runt schien viel kaltblütiger zu sein als Decrom. Er stellte sich nur zehn Schritte vom Hauseingang entfernt auf und rauchte gelassen eine Zigarette.
    Er hatte diese Zigarette kaum aufgeraucht, als sich auch schon die Haustür öffnete und die Gestalten von zwei Männern erschienen.
    Es ging dann sehr schnell. Runt sprang vor, riss seine Kamera hoch und drückte auf den Auslöser. Das Blitzlicht flammte zweimal auf, dann drehte sich Runt um und lief davon.
    Im aufzuckenden Blitzlicht hatte ich die Gesichter und Gestalten der beiden Männer deutlich erkannt. Beide waren ungefähr gleich groß. Der Ältere hatte ein breites, brutales, aber verfettetes Gesicht, der Jüngere hingegen die verdrückte Boxervisage Andy Brews, die ich von Fotos und von den beiden Kämpfen, in denen ich ihn gesehen hatte, kannte.
    Runt hatte kaum zum zweiten Mal auf den Auslöser gedrückt, als Brew wie ein Explosivgeschoss angezischt kam. Der Fotoreporter war immerhin schon zwei oder drei Schritte vom Schauplatz getürmt. So stieß Brew zunächst auf mich. Ehe ich eine Gegenbewegung machen konnte, hatte er mich bei den Jackenaufschlägen gepackt, mir bei dieser Gelegenheit den Schlips zerrissen und schüttelte mich hin und her.
    »Was mm… acht… ihr?«, heulte er. »W… a… s? Ich w… erde euch h… elfen, z… z… z… u fotografieren.«
    Wie viele Boxer, so litt auch Brew an Sprachstörungen.
    »Lassen Sie los, Brew«, sagte ich und legte meine Hände an seine Hand.
    Er ließ los, aber nur, um einen Haken abzuschießen. Ich bekam gerade noch eine halbe Hand zwischen seine Faust und mein Gesicht, die die Wucht des Schlages ein wenig bremste. Immerhin lag genug Dampf dahinter, um mich, der ich in diesem Augenblick ohnehin nicht richtig auf den Füßen stand, gegen die Hauswand zu schleudern.
    Ich erinnere mich, dass ich dachte: Nun wird er Runt nachsetzen, und du bist aus dem Spiel. Ich gebe zu, ich dachte es mit einer gewissen Erleichterung. Leider schien Brew an den zweiten Mann überhaupt nicht mehr zu denken, sondern er schnaubte wie ein Stier gegen mich an.
    Ganz instinktiv nahm ich die Arme hoch und zog den Kopf ein. Brew ließ ein halbes Dutzend Schläge los, die alle auf die Deckung knallten. Dann hielt er für eine Sekunde inne, erstaunt darüber, dass ich noch stand, und wahrscheinlich auch deswegen, weil ihm die Knöchel der Hände vom Zusammenprall mit meinem Ellbogen schmerzten.
    Die Straße war hell genug beleuchtet, um mich Brews Gesicht erkennen zu lassen. Viel war darin nicht zu lesen. Verdrückte Boxergesichter sind im Allgemeinen nicht sehr ausdrucksfähig. Brews kleine Augen lagen tief in den Höhlen und ihr Ausdruck war stumpf. Es war bekannt, dass Andy Brew alles andere als ein intelligenter Mann war. Er verstand außer seinem Handwerk, dem Boxen, wenig.
    Dieses Handwerk aber verstand er. Er nahm die Faust so tief herunter, dass ich wusste, er wollte meinen Magen und meine Rippen treffen. Ich senkte die Deckung und fing den Haken ab, aber die nachfolgende Gerade, die meinem Kopf galt, konnte ich nicht mehr ganz
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