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007a - Amoklauf

007a - Amoklauf

Titel: 007a - Amoklauf
Autoren: Dämonenkiller
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nicht dazu. Ihr Sohn richtete sich plötzlich auf. Die Augen hatte er noch immer geschlossen, sein Gesicht war eine häßliche Fratze. Er öffnete den Mund und stieß einen durchdringenden Schrei aus, dann ließ er sich wieder zurücksinken, drehte sich zur Seite, und sein Körper wurde von Krämpfen geschüttelt. Er fing zu toben an, brüllte wie verrückt und warf sich hin und her. Schaum stand vor seinem Mund. Doch so plötzlich der Anfall gekommen war, so plötzlich war er auch wieder vorüber. Richardson lag auf einmal wieder ruhig da und atmete regelmäßig. March rüttelte sanft an seiner Schulter, aber er wachte nicht auf.
    »Wo bleibt nur der Arzt?« fragte Gloria unruhig.
    Eine junge Eingeborene tauchte auf und meldete, daß das Abendessen bereitet sei. Ich schloß mich den Frauen an, die ins Speisezimmer gingen. March blieb neben seinem bewußtlosen Freund sitzen. Wir nahmen an einem kreisrunden Tisch Platz. Ich setzte mich zwischen Gloria und Barbara, mir gegenüber saß Grace. Die Stimmung war gedrückt; es wollte keine Unterhaltung aufkommen. Die Frauen löffelten lustlos die Suppe, die ausgezeichnet schmeckte. Ich hatte keinen Hunger; fühlte mich nur ziemlich müde nach dem langen Flug. Am liebsten wäre ich schlafen gegangen.
    »Sie leben seit zwanzig Jahren in Brunei?« fragte ich Grace.
    Sie legte den Löffel zur Seite und nickte. »Ja«, sagte sie. »Seit zwanzig Jahren. Ich lernte meinen Mann vor über fünfundzwanzig Jahren kennen. In London. Wir heirateten und fünf Jahre später zogen wir nach Brunei. Tony und Barbara kamen in England zur Welt, Gloria wurde schon hier geboren. Mein Mann hatte von einem entfernten Verwandten eine Importfirma in Brunei geerbt. Ursprünglich wollten wir nur ein Jahr bleiben, doch dann wurden zwanzig daraus.«
    »Was wollen Sie jetzt tun?« fragte ich. »Nach England zurückkehren?«
    »Ich weiß es noch nicht«, sagte sie. »Meine Kinder wollen hierbleiben, nur Gloria spielt mit dem Gedanken fortzugehen.«
    »Warum wollen Sie Brunei verlassen, Gloria?«
    Sie blickte mich an. Ihre großen Augen waren voller Leben. »Ich halte es hier nicht mehr aus«, stieß sie heftig hervor. »Mich bedrückt die Enge dieses Landes. Ich vertrage das Klima auch nicht. Und vor allem habe ich hier keine Entfaltungsmöglichkeiten. Hier heiratet man, bleibt dann schön brav zu Hause, setzt einige Kinder in die Welt und versucht sich einzureden, daß man dabei glücklich ist. Das ist nichts für mich. Ich will die Welt kennenlernen und etwas Nützliches tun.«
    Ich nickte und wandte mich Barbara zu. »Sie haben da wohl andere Ansichten, nicht wahr?«
    »Das kann man wohl sagen«, meinte Barbara. »Ich bin glücklich, daß ich William gefunden habe. Wir werden bald heiraten. Und ich freue mich darauf, ihm eine gute Frau zu sein.«
    Gloria lachte höhnisch auf. »Du hast eben ein einfaches Gemüt«, spottete sie. »Aber jeder soll auf seine Art glücklich werden. Stimmen Sie da mit mir überein, Mr. Stack?«
    »Hundertprozentig.«
    Das Eingeborenenmädchen räumte die Suppentassen ab, und ein anderes brachte eine riesige Reisplatte. Dazu wurde australischer Rotwein gereicht. Ich merkte, daß Barbara wütend war und sicherlich gern ihrer Schwester einige heftige Dinge gesagt hätte, aber meine Anwesenheit hinderte sie daran. Sie aß einige Bissen, schob dann den Stuhl zurück und stand auf.
    »Ich sehe nach Tony«, erklärte sie. »Und vielleicht will William etwas essen. Außerdem werde ich nochmal beim Arzt anrufen. Ich kann einfach nicht verstehen, weshalb er noch nicht da ist.«
    Sie ging aus dem Zimmer. Nach kurzer Zeit hörte Grace ebenfalls zu essen auf und verließ den Raum. Ich blieb mit Gloria allein.
    »Ich bin die Außenseiterin in der Familie«, sagte sie und schob sich eine Gabel Reis zwischen die Lippen. »Sie verstehen mich nicht, und ich verstehe sie nicht. Ich war schon als Kind schwierig. Ich folgte einfach nicht und brachte damit meine Mutter fast zum Wahnsinn. Mein Vater war ein hoffnungsloser Spießbürger, trotzdem mochte ich ihn noch am meisten von meiner Familie. Mit meiner Mutter stehe ich ständig auf Kriegsfuß, meine Schwester kann mich überhaupt nicht leiden und Tony beachtet mich nicht mehr. Er ignoriert mich. Für ihn habe ich Narrenfreiheit.«
    »Und wie steht es mit March?« fragte ich.
    Sie grinste. »Er ist schon lange mit Tony befreundet. Zuerst machte er sich an mich heran, doch ich ließ ihn abblitzen, daraufhin versuchte er es bei Barbara und hatte
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