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0078 - Der Todeszug

0078 - Der Todeszug

Titel: 0078 - Der Todeszug
Autoren: Walter Appel
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zurück, zuckend, langsam, wie widerwillig. Ein teuflisches Gelächter gellte schaurig durch die Abruzzen.
    Und eine Donnerstimme rief: »Das was Asmodis’ Hand!«
    Wieder dröhnte das Gelächter. Die Hand aber zog sich in den düsterroten Schein zurück und verschwand darin. Das Satanslachen verstummte. Der düsterrote Schein wurde blasser und schwächer, er nahm ab und verschwand endlich völlig.
    Ein Bild des Grauens blieb zurück. Der Güterzug war völlig zerstört, die Trümmer lagen in weitem Umkreis um die Schienen verstreut. Aus diesem katastrophalen Durcheinander aber kroch der Lokführer Aldo Tuzzi.
    Es war ihm irgendwie gelungen, sich aus der demolierten Lok zu befreien, er wußte selbst nicht wie. Hinter ihm prasselten bereits die ersten Flammen, fanden Nahrung und loderten höher.
    Aldo Tuzzi war furchtbar zugerichtet. Doch er schaffte es, dem Bereich des drohenden Feuers zu entkommen. Hinter einem Felsen, bei einem auf der Seite liegenden, völlig eingedrückten Güterwaggon blieb er bewußtlos liegen.
    ***
    Wir flogen über die Adria auf Rom zu. Bald würde die Aufforderung über den Bordlautsprecher ertönen, sich anzuschnallen und das Rauchen einzustellen. Ich saß auf dem mittleren von drei Sitzen in der 14. Reihe der BAG One-Eleven. Rechts neben mir Suko, der den Schlaf des Gerechten schlief, links eine blonde Schönheit mit korallenrot geschminktem Mund und blauen Lidschatten.
    Sie war so freundlich wie ein junges Kätzchen und sehr aufgeregt, denn es handelte sich um ihre erste Auslandsreise. Neunzehn Jahre war sie jung und fest entschlossen, in der römischen Filmstadt Cinecitta eine Karriere als Filmstar zu machen.
    Ein Londoner Agent hatte sie an einen recht bekannten italienischen Produzenten vermittelt. Die Kleine nannte sich Candice Bryant und plapperte in einem fort. Ihre Oberweite und die restliche Figur konnten sich sehen lassen. Das Gesicht unter der blonden gelockten Haarmähne war reizend.
    Aber die blauen Augen wurden von keiner überragenden Intelligenz getrübt.
    »Ssiessind ja ein toller Mann, Mr. Ssinclair«, sagte sie, denn sie stieß mit der Zunge ein wenig an. »Ssie jagen alsso richtige Gangsster?«
    Wir hatten uns während des Fluges unterhalten. Ich wußte, was Miß Bryant nach Rom führte, und sie kannte meinen Beruf. Allerdings nicht meine Profession als Geisterjäger. Ich hätte dienstlich in Rom zu tun, so hatte ich gesagt, und das stimmte auch zum Teil.
    »Das läßt sich bei mir nicht vermeiden, Miß Bryant«, antwortete ich. »Ich wünsche Ihnen viel Glück in Cinecitta. Wenn ich Ihren Namen später mal auf einem Filmplakat lese, werde ich mir den Film auf jeden Fall anschauen. Aber seien Sie auf der Hut, und glauben Sie nicht alles, was man Ihnen so erzählt. Die Filmbranche ist nicht ohne.«
    »Ich weiss, wass Ssie meinen, Mr. Ssinclair. Da jgibt ess viele Männer, die einem Mädchen wer weiss wass verssprechen, nur weilssie mit ihrsschlafen wollen. Aber ich gehe nur mit Männern inss Bett, die wirklich ernsste Absichten haben.«
    »Woran merken Sie das denn, Miß Bryant?«
    »Ich frage danach«, antwortete das blutjunge Filmstarlet mit entwaffnender Naivität.
    Au Backe! Da hatten die römischen Partylöwen ein gefundenes Fressen. Aber meine Aufgabe war es nicht, der knusprigen Candice Bryant moralinsaure Ratschläge mit auf den Weg zu geben. Sie mußte es entweder allein erleben und schaffen, oder nach London zurückkehren und als Friseuse arbeiten wie zuvor.
    Die Landeansage erfolgte. Ich drückte meine Zigarette im Ascher aus und gab Suko einen Rippenstoß. Mein chinesischer Freund grunzte und öffnete das linke Auge. Ich schnallte mich an.
    Candice Bryant fummelte hilflos mit den Gurten herum, ich mußte ihr helfen.
    Vor der Landung auf dem Flughafen in Fuimicino fragte ich Miß Bryant noch: »Entschuldigen Sie, es geht mich vielleicht nichts an. Aber wird Ihnen Ihre Sprache nicht etwas hinderlich sein beim Film?«
    Sie lächelte strahlend.
    »Ssie meinen, weil ich ein bisschen lisspele? Ssie haben ess alsso bemerkt? Dass macht gar nichtss, dass wird alless wegssynchronissiert, hat mein Agent gessagt.«
    »Na, dann steht dem ja nichts im Weg, daß Sie eine zweite Monroe werden, Miß Bryant.«
    Das Kompliment machte sie glücklich. Die Maschine von British Airways setzte nun am Boden auf und rollte zum Flugsteig. Wir standen auf und nahmen unser Handgepäck. Ich riet Miß Bryant, ihren Mantel, den sie in London noch dringend gebraucht hatte, erst gar nicht
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