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0076 - Oase der Verfluchten

0076 - Oase der Verfluchten

Titel: 0076 - Oase der Verfluchten
Autoren: Walter Appel
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Soldaten der neuernannten Miliz Anwari al Dschabirs. Letztere hatten noch keine einheitliche Uniform, ihre Bewaffnung war zusammengestoppelt. Aber die Feuerkraft reichte bei einem direkten Angriff der Ben Nafud auf jeden Fall bei weitem aus.
    Ein Feuersturm würde jede Reiterattacke zusammenschmettern. Doch nicht moderne Feuerwaffen entschieden dieses Treffen. Der goldfarbene Cadillac näherte sich auf dem Weg Zamorras Standplatz. Hundert Meter vor ihm bog er seitlich vom Weg ab und wendete ihm die rechte Seite zu.
    Die getönten Scheiben glitten herunter. Zamorra sah drei Männer mit weißen Ghutras und Sonnenbrillen vor den Augen und zwei Mädchen im Wagen. Er erkannte Nicole und Amal. Sie saßen auf dem Rücksitz, gefesselt offensichtlich. Der Mann, der auf dem Beifahrersitz des protzigen Cadillacs saß, stieg aus und ging auf Zamorra zu.
    Er mußte Anwari al Dschabir sein. Der Cadillac fuhr weiter, zu Bill Fleming hinüber. Ein paar Meter von Bill und seinen beiden Begleitern entfernt hielt er an. Anwari näherte sich Zamorra. Zamorra betrachtete den hochgewachsenen Mann mit dem arroganten Gesicht und dem sorgfältig gestutzten Oberlippen- und Kinnbart.
    Außer einem Zierdolch im Gürtel trug Anwari keine sichtbaren Waffen. Aber Zamorra traute ihm nicht. Sicher hatte er mindestens eine automatische Pistole unter dem Burnus.
    »Salaam«, grüßte Anwari. »Ich bin Anwari al Dschabir, der Scheich von Asch Schamar, Herrscher von Sakaka.«
    »Professor Zamorra«, antwortete Zamorra knapp. »Ein solcher Aufmarsch von Bewaffneten war nicht vereinbart, Anwari.«
    Sie unterhielten sich auf Englisch. Anwari lächelte hinterhältig.
    »Wo sind denn Ihre restlichen Ben-Nafud-Beduinen, Zamorra? Sie lauern bestimmt irgendwo im Hinterhalt. Geben Sie mir Ihr Amulett. Wir wollen uns nicht unnötig lange aufhalten.«
    Anwari schaute sich um. In Zamorras Umgebung war das Gelände deckungslos. Keine Bodenerhebung konnte einen Mann verbergen.
    »Nicht so hastig«, sagte Zamorra. »Erst will ich Nicole und Amal bei Bill Fleming sehen. Er soll sich davon überzeugen, daß sie wohlauf sind.«
    Anwari zog ein weißes Tuch aus einer Brusttasche, hob den rechten Arm und schwenkte es. Nicole Duval und die zierliche Amal stiegen aus, gefolgt von einem hühnenhaften Palastgardisten. Zamorra sah, daß sie bei Bill Fleming stehenblieben. Die beiden Beduinen standen zwei Meter hinter Bill.
    Sie hatten nur alte Flinten, die beiden Palstgardisten am Cadillac dagegen ein Schnellfeuergewehr und eine Maschinenpistole. Spannung lag in der Luft. Bill Fleming sprach mit Nicole und Amal. Er blinkte mit einem Handspiegel dreimal zu Zamorra herüber.
    Zamorra setzte seine Sonnenbrille ab, steckte sie weg und holte das silberne Amulett unter seinem Burnus hervor. Anwaris Augen leuchteten gierig auf.
    »Da, Anwari. Jetzt sollen deine Männer Nicole und Amal übergeben.«
    Zamorra gab ihm den Talisman.
    Anwaris Linke umklammerte den Talisman fest. Er hatte ihn nur flüchtig betrachtet. Wieder winkte er mit dem weißen Tuch. Die zwei Palastgardisten stiegen in den Cadillac ein und fuhren zurück. Bill Fleming befreite die beiden Mädchen von ihren Fesseln.
    »Salaam«, sagte Anwari höhnisch und ging dem Cadillac entgegen.
    Der goldfarbene Wagen hielt fünfzig Meter von Zamorra entfernt. Anwari drehte sich um und rief ihm zu: »Zamorra, du Narr, ich habe deinen Talisman! Aber du und dein Freund und auch die beiden Mädchen werden mir nicht entkommen. Jetzt beginnt die große Jagd. Du wirst die Bekanntschaft von Samir, dem Grausamen, und seinen reitenden Mumien machen, hahaha! Ohne dein Amulett bist du doch nur ein Wurm!«
    »Das glaube ich nicht«, murmelte Zamorra.
    Er tastete nach dem echten silbernen Amulett in seiner Tasche. Anwari hatte er einen billigen versilberten Talisman gegeben, ein Sternzeichenamulett, das ihm der Bote des Silberschmieds Hadschi Kemal in der Nacht besorgt hatte.
    Anwari drehte seinen Siegelring zweimal nach links.
    »Söhne des Windes, erscheint!« rief er.
    Augenblicklich wirbelte Sand unter fauchenden Windstößen. Eine schwarze, drohende Wolke ballte sich, bewegte sich und rotierte um die eigene Achse. Fahl und geisterhaft leuchtete es aus dem Zentrum der Wolke. Glühendheiß war der Sturmwind, wie bei einem Samum.
    Es fauchte und heulte, als wolle die Welt untergehen. Doch urplötzlich verstummte das Heulen. Zwölf Reiter auf beinernen Pferden erschienen, in schwarze Burnusse gehüllt. Reglos hielten sie unweit des
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