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0076 - Oase der Verfluchten

0076 - Oase der Verfluchten

Titel: 0076 - Oase der Verfluchten
Autoren: Walter Appel
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Platz.
    Zamorra wählte einen Dolch aus. Die beiden Gegner verbeugten sich voreinander, und der Schiedsrichter trat zurück. Scheich Abd el Bakr erhob sich und feuerte als Zeichen zum Beginn des Kampfes eine Vorderladerpistole in die Luft ab.
    Zamorras Gegner umkreiste ihn, sich auf den Fußballen wiegend. Trotz seiner Größe und seiner muskelbepackten Figur bewegte er sich leicht und geschmeidig. Seine Augen funkelten. Für Zamorra gab es keinen Zweifel: Dieser Mann war ein Killer, der ihn nicht schonen würde.
    »Giaur!« knurrte der Beduine und spie aus.
    Zamorra konzentrierte sich, machte seinen Geist leer, frei von Angst, Selbstsucht und allen Wünschen. Er dachte nicht einmal an den Sieg. Nach den Regeln des Zen-Karate, das Zamorra bei diesem Zweikampf anwenden wollte, war sein Körper eine lebende Waffe, die wie von selbst handeln würde.
    In der nächsten Minute würde Zamorra siegen oder sterben. Messerkämpfe dauerten nur im Film spektakulär lange. Ein Messer war eine tödliche Waffe, erst recht ein solch langer, haarscharf geschliffener Araberdolch.
    Der erste Zusammenstoß oder spätestens der zweite mußte die Entscheidung bringen. Dumpf pochte die Trommel. Zamorras Gegner fintierte und sprang vor. Zamorra parierte, doch etwas zu spät. Die Dolchklinge riß ihm die Seite auf.
    Der Beduine glitt geschmeidig zurück, wartete ab. Er wollte kein Risiko eingehen. Wenn der Gegner ausblutete und zusammenbrach, um so besser. Aber so schlimm war die Wunde nicht, wenn sie für die Zuschauer auch sehr übel aussah.
    Bill Fleming zitterte um seinen Freund, schloß die Augen. Er hörte einen Aufschrei der Menge, und als er die Augen wieder aufriß, sah er den hünenhaften Gegner Zamorras zusammenbrechen. Zamorra stand über dem Gefallenen, auf den sein Blut herabtropfte.
    Bill sprang auf und stürmte zu ihm hin. Er hatte die entscheidenden Augenblicke verpaßt. Später hörte er von Nabila, daß Zamorra bei einem Scheinangriff den Dolch mit der Breitseite ins Gesicht des Gegners geworfen hatte.
    Bill war fassungslos und außer sich vor Freude und Jubel.
    Aber er sagte nur zu Zamorra: »Das hast du ja wieder einmal spannend gemacht. Du wolltest wohl die Wettquoten in die Höhe treiben? Diesen Hänfling hätte ich in der halben Zeit erledigt, mit der linken Hand.«
    »Du verstehst eben nichts vom Showgeschäft«, antwortete Zamorra. »Die Leute wollen etwas sehen für ihr Geld.«
    Zamorras Gegner wachte eine halbe Stunde nach dem Knockout wieder auf und wußte immer noch nicht, wie ihm geschehen war. Zamorras Fleischwunde wurde verbunden und bereitete ihm weiter keine Beschwerden.
    ***
    Zamorra und Bill Fleming waren Ben Nafud geworden, Mitglieder des Beduinenstammes. Scheich Abd el Bakr mußte zu seinem Wort stehen, wenn auch mit saurem Gesicht. Zamorra und Bill erfuhren das Geheimnis der magischen Kugeln der Ben Nafud.
    In das Blei, aus dem die Kugeln gegossen wurden, wurde Knochenmehl eingerührt. Menschliche Gebeine bleichten in der Wüste Nefud genug. Das Blut eines schwarzen Tieres kam hinzu. Drei Tage mußte die Bleimasse sieden.
    Dann, in der Mitternachtsstunde einer Nacht, in der der Halbmond am Himmel stand, das Zeichen des Islams, wurden die Kugeln gegossen. Bestimmte Koransprüche mußten dazu gemurmelt werden. Ein weiser Imam, ein Todfeind der verfluchten Bruderschaft der Schwarzen Fakire, hatte die Ben Nafud vor über hundert Jahren diese Kunst der Kugelzubereitung gelehrt.
    Fakir, das war arabisch und hieß arm. Die Schwarzen Fakire hatten ihr gesamtes Leben den Zielen der Schwarzen Magie geweiht und ihre eigenen Interessen hinten angestellt. Das war auch der Grund für ihren Untergang geworden.
    Schon am Tag nach dem Zweikampf brachen Zamorra und Bill Fleming nach Sakaka auf, begleitet von den beiden ältesten Söhnen des Scheichs Abd el Bakr und dreißig Beduinen. Den Rest brauchte der Scheich, um die Oase der Ben Nafud zu schützen. Für Zamorras Pläne reichten die Männer.
    Mit einem Gewaltritt, der Bill Flemings strapaziertem Hinterteil das Äußerste abverlangte, erreichte die Reitergruppe noch in der Nacht die Stadt Sakaka. Knapp zwei Kilometer vor der Stadt lagerten die Männer. Späher wurden ausgeschickt.
    Am Morgen brachten sie gleich zwei Parlamentäre von Anwari al Dschabir. Sie wurden zu Zamorra geführt. Da kein Dolmetscher verfügbar war, wandte Zamorra den Verständigungszauber an. Die abergläubischen Beduinen sahen es staunend. Für sie war Zamorra längst zu einer Art Halbgott
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