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0074 - Das Grauen

Titel: 0074 - Das Grauen
Autoren: Unbekannt
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ergründen wollte, was der Mensch vor hatte."
    „Befreite das den Schimpansen aus dem Zimmer?" fragte Goldstein höhnisch.
    Er wartete anscheinend auf eine Antwort des Colonels. Doch Everson schwieg. Sein Gefühl für den Mutanten bestand aus einer Mischung von Furcht, Haß und Verachtung. Für einen Menschen mit Eversons inneren Qualitäten war Goldsteins Haltung nahezu unverständlich. Goldsteins Auffassungen lagen in einem Gebiet jenseits von Gut und Böse, in einer besonderen Existenzebene, die nur der Mutant selbst ganz überblicken konnte. Man konnte bei ihm keine normalen Maßstäbe anlegen, denn er war nicht normal. Er war eine neue Art Mensch, eine Art, die jetzt immer häufiger auftauchen konnte.
    Entsetzt dachte Everson an die Wahrscheinlichkeit, daß es weitere machtbesessene Mutanten geben könnte. Dieses Entwicklungsstadium der neuen Mutanten mußte beobachtet und gelenkt werden. Everson erkannte die vorausschauende Arbeit Rhodans auf diesem Gebiet, und er verstand jetzt manches, was ihm früher ein Kopfschütteln entlockt hätte.
    „Ich freue mich, daß Sie so intensiv nachdenken", meldete sich Goldstein. „Aber ich finde, daß Sie von unserem eigentlichen Problem abschweifen. Ich erwarte, daß Sie mir meine Frage beantworten."
    „Geben Sie mir noch etwas Zeit", sagte Everson. „Sie wissen genau, daß ich noch keinen Entschluß gefaßt habe."
    „Ich werde die Sache ein wenig forcieren", kündigte Goldstein an.
    In Erwartung einer neuen Teufelei ließ der Colonel von Weiß ab.
    „Sehen Sie zu dem Kadetten", forderte ihn Goldstein auf.
    Everson konnte beobachten, wie von Ramirez langsam die Starre wich, der Körper des Jungen erschöpft zusammensackte und dann allmählich hochkam. In Ramirez Augen stand eine tiefempfundene Angst. Halb aufgerichtet starrte er auf Goldstein; wenn sich der Mutant bewegte, folgte er ihm mit Drehen des Kopfes, als stünde er unter Hypnose.
    „Sie sehen, daß ich die Männer derzeit von der Lähmung befreien kann", bemerkte Goldstein.
    „Was haben Sie mit dem Jungen vor?"
    „Entscheiden Sie sich endlich", Goldsteins Stimme klang schrill und bösartig. „Ramirez wird darunter zu leiden haben, wenn Sie noch länger zögern."
    Ramirez stieß einen leisen Ruf aus. Es klang wie der Klagelaut eines verlorenen Tieres und erschütterte den Kommandanten mehr als alle Worte.
    „Lassen Sie Gonzales in Ruhe", sagte Everson. „Sie können das Schiff haben. Ich kann meine Gedanken nicht vor Ihnen verheimlichen. Deshalb wissen Sie, daß ich nur auf eine Gelegenheit warte, um Sie zu vernichten."
    Wider Erwarten enthielt sich der Mutant einer spöttischen Bemerkung. Statt dessen trat er ruhig an den Navigationstisch.
    „Allmählich nehmen Sie Vernunft an", sagte er. „ Nun können wir uns über alles Weitere unterhalten.
    Versuchen Sie nicht, mich zu hintergehen, ich würde es doch feststellen."
    „Stellen Sie Ihre Forderungen", verlangte der Colonel.
    „Werden Sie zu einem festgesetzten Zeitpunkt auf der Erde zurückerwartet?" fragte der Mutant.
    Bevor Everson die Antwort aussprach, wußte er, daß Goldstein sie bereits nachgeprüft hatte.
    „Nein, natürlich nicht", sagte Everson, „aber nach einer gewissen Zeit wird sich Rhodan fragen, wo wir geblieben sind."
    „Sie haben die Entwicklung der Dritten Macht zum Solaren Imperium fast von Anbeginn mitverfolgen können, Colonel. Was, glauben Sie, wird Rhodan nach einer längeren Frist unternehmen, um herauszufinden, was mit Ihnen und der Kaulquappe geschehen ist?"
    „Es bestehen verschiedene Möglichkeiten", antwortete Everson. „Man wird vermuten, daß wir auf Eppan Schwierigkeiten haben und dorthin ein Suchschiff ausschicken."
    „Anders ausgedrückt würde das bedeuten, daß die FAUNA dort am wenigsten gesucht würde, wo sie bald sein wird: In der Nähe der Erde", konstatierte Goldstein.
    „Das mag schon stimmen", gab Everson widerwillig zu. „Aber eine unbemerkte Landung ist unmöglich.
    Das Warn- und Suchsystem ist so dicht gestaffelt, daß kaum ein Insekt ungeortet umherfliegen kann."
    Goldstein sagte herablassend: „Ich weiß das alles. Es wird Ihre Aufgabe sein, einen Zufluchtsort für dieses Schiff zu finden, der so weit von Terra entfernt ist, daß man uns nicht aufspüren kann, gleichzeitig aber so nahe, daß man uns dort nicht vermutet. Rhodan soll ruhig auf Eppan nach uns suchen, das ist ein bedeutender Zeitgewinn für mich." Er grinste. „Versuchen Sie keine Tricks, Everson."
    Für einen kurzen Moment
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