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0073 - Der Satansfjord

0073 - Der Satansfjord

Titel: 0073 - Der Satansfjord
Autoren: Richard Wunderer
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die Bodenfliesen zeichnete und mit weißmagischen Symbolen versah.
    Der. Untote war gefangen! Reglos stand er in der Ecke und starrte mir entgegen.
    Ich wollte von ihm erfahren, wie er ums Leben gekommen war, was überhaupt mit dem Kutter geschehen war und wo sich die Besatzung befand. Dazu hob ich das Kreuz und reckte es hoch empor. Lautlos sprach ich einige Beschwörungsformeln.
    Sie zwangen den Untoten in die Knie, doch er gab nicht auf. Die dämonischen Kräfte, die in seinem verunstalteten Körper wohnten, verliehen ihm ungeahnte Kräfte. Aus dem Stand schnellte er sich hoch.
    Ehe ich es verhindern konnte, packte er das Geländer der Treppe im ersten Stock. Mit unglaublicher Schnelligkeit zog er sich höher, frei über dem Treppenschacht schwebend.
    Ich biss die Zähne zusammen und hetzte die Stufe nach oben. Damit hatte ich nicht gerechnet!
    Ich erreichte eben den ersten Stock und beugte mich kurz über das Geländer, als es passierte.
    Der Untote hatte sich an einer senkrechten Strebe empor gehangelt. Doch nun war Schluß. Er schaffte es nicht mehr.
    Seine aufgedunsenen glitschigen Hände rutschten von der Querstrebe ab, an der er sich festklammerte. Er schrie nicht, als er abstürzte.
    Pfeifend sauste sein Körper an mir vorbei und prallte innerhalb der magisch abgesicherten Zone auf den Steinboden.
    Immer drei Stufen auf einmal, jagte ich wieder nach unten und näherte mich vorsichtig der Leiche.
    Auf den ersten Blick sah ich, daß es vorbei war. Das Geweih hatte den Fischer getötet und nun seinen lebenden Leichnam vernichtet. Beim Aufprall hatte es mit einem fürchterlichen Ruck das entsetzliche Werk vollendet. Das unnatürliche Leben war aus dem Körper gewichen.
    Mit einem tiefen Seufzer ließ ich das silberne Kreuz unter meinem Hemd verschwinden. Von diesem Dämonenopfer war nichts mehr zu erfahren.
    ***
    Ich verließ die Gerichtsmedizin und meldete Sir Powell, daß die Gefahr vorbei war.
    »Und was machen Sie jetzt, Sinclair?« fragte er nervös, nahm seine Brille ab und putzte sie hektisch. »Sie haben keinen Anhaltspunkt.«
    »Was soll ich schon machen, Sir Powell?« fragte ich achselzuckend. »Ich fahre nach Norwegen!«
    Er versuchte erst gar nicht, um die Spesen zu feilschen, sondern war mit allem einverstanden. Das war das sicherste Zeichen dafür, wie gefährlich er die Lage einschätzte.
    Sir Powell ließ sich von einem Streifenwagen zum Yard bringen, so daß ich auf direktem Weg nach Hause fahren und mich für die Reise vorbereiten konnte. Ich kam jedoch nicht dazu, denn als ich eben in meinen Bentley stieg, hielt ein roter Porsche hinter meinem Wagen. Grinsend blickte ich dem hochgewachsenen, dunkelhaarigen Mann mit dem jungenhaften Gesicht entgegen. Er war schon ein Typ, nach dem sich Frauen umsehen, mein alter Freund und Kampfgefährte Bill Conolly, von Beruf Reporter und nicht mehr so dicht an der Front gegen die Höllenmächte, seit ihn seine Frau Sheila und sein Sohn John an die Leine gelegt hatten.
    »Mann, John, ich habe es vor zehn Minuten im Rundfunk gehört!« rief Bill und blieb atemlos vor mir stehen. »Amokläufer in der Gerichtsmedizin! Der Nachrichtensprecher hat ein paar dunkle Andeutungen gemacht. Ich mußte sofort an dich denken. Ist etwas an der Sache dran?«
    »Ein Untoter, sozusagen der einzige Überlebende eines mysteriösen Schiffsunglücks«, antwortete ich. »Komm, ich erzähle dir, was ich weiß!«
    Wir setzten uns in den Bentley, wo wir ungestört waren. Die Schaulustigen drängten sich immer dichter, obwohl es gar nichts zu sehen gab. Ich schilderte Bill den Kampf, und er bekam noch nachträglich vor Aufregung leuchtende Augen.
    »Norwegen!« rief er, und in seiner Stimme schwang Sehnsucht nach Reisen und Abenteuern mit.
    »Vorsicht, Bill!« warnte ich lachend. »Sheila wird das gar nicht gern hören, wenn du wieder ausreißen willst.«
    »Sheila, richtig!« Er schlug sich an die Stirn. »Komm, John, fahren wir zu mir nach Hause!«
    »Ich wollte eigentlich packen und Suko oder Jane fragen, ob sie mich begleiten«, erwiderte ich.
    »Eben deshalb fährst du mit mir, John. Sie sind alle bei uns, ein kleiner Freundschaftsbesuch. Jetzt warten sie darauf, was aus der Sache hier wird.«
    Dagegen hatte ich nichts einzuwenden. Ich hängte mich an den roten Porsche und folgte Bill zu dem Bungalow im Londoner Süden. Die Conollys hatten das nötige Kleingeld auf der Bank, um sich das komfortable Haus mit den beiden Pools – einer draußen, einer drinnen – und das große
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