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0073 - Der Satansfjord

0073 - Der Satansfjord

Titel: 0073 - Der Satansfjord
Autoren: Richard Wunderer
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beiden Zivilisten –, daß die Züge kaum noch zu erkennen waren. Trotzdem wußte ich genau, wen ich vor mir hatte.
    »Die Leichen von Captain Cunning und Paul Stockyard von der NORGE«, flüsterte ich Suko zu.
    Cunning erkannte ich an den ungebändigten roten Haaren und dem verwilderten Bart, Stockyard an seiner schwarzen Augenklappe. Ich hatte ihre Beschreibung von Sir Powell erhalten. Die beiden anderen mußten die vermissten Marinesoldaten sein.
    Es erinnerte mich an einen Fall, der noch nicht lange zurücklag. In Schottland hatte ich mit Bill Conolly und Suko gegen das Ungeheuer von Loch Morar gekämpft. Die Opfer dieses Ungeheuers hatten ähnlich schauderhaft ausgesehen wie die lebenden Toten vor uns. Im Loch Morar hatte der Schwarze Tod seine Knochenhand im Spiel gehabt, und es sollte mich nicht wundern, wenn er auch hier die Fäden zog.
    Doch darüber konnte ich im Moment nicht nachdenken, denn um uns herum brach die Hölle los. Die Soldaten verloren die Nerven…
    »Deckung!« brüllte ich Suko zu und versetzte ihm einen Stoß, der ihn flach zu Boden schleuderte.
    Die Kugeln pfiffen haarscharf an uns vorbei. Die Soldaten hörten nicht auf die Befehle der Offiziere, sondern schossen wild um sich. Um ein Haar hätten sie uns erwischt!
    Bei einem solchen Anblick konnte man aber auch die Beherrschung verlieren!
    Von allen Seiten wurden die Untoten von Kugeln durchbohrt, zeigten jedoch kaum Wirkung. Unter der Wucht der Einschläge zitterten sie, das war auch schon alles.
    Sekunden später erstarben die Schüsse, ohne daß einer der Offiziere es befohlen hätte. Auch das konnte ich mir erklären. Die Soldaten wurden von Entsetzen gepackt. Sie hatten keine Erklärung dafür, warum diese vier Männer sich auf den Beinen hielten.
    Vorsichtshalber blieb ich einen Moment liegen und hielt auch Suko auf dem Boden fest, damit wir nicht von einem Nachzügler getroffen wurden.
    Meine Augen hatten sich in der Zwischenzeit an das grelle Licht gewöhnt. Ich erkannte, daß die Untoten mehrere Gegenstände in den aufgedunsenen Händen hielten und an sich preßten. Was es war, konnte ich nicht erkennen.
    »Los, John!« zischte Suko mir zu. »Bringen wir es hinter uns!«
    Ich hob die Beretta. »Keiner rührt sich von der Stelle!« rief ich so laut, daß es die Soldaten hörten. Bestimmt verstanden die meisten von ihnen Englisch.
    Ich zog den Abzug durch. Scharf knallte der Schuss durch die Nacht. Die Silberkugel traf den Untoten mit der Augenklappe.
    Ein klagender Laut drang durch das Lager. Die drei anderen lebenden Leichen brüllten wütend auf.
    Ich erwartete, daß sie uns angreifen würden, aber ich täuschte mich. Sie bückten sich blitzschnell, so daß mein nächster Schuss daneben ging. Ich hatte auf eine der uniformierten Wasserleichen gezielt. Die hastige Bewegung rettete das Scheusal.
    Die Untoten rafften die Gegenstände auf, die der Kerl mit der Augenklappe fallen ließ. Bevor ich zu einem weiteren Schuss kam, ergriffen sie die Flucht und verschwanden außerhalb der hellen Zone in der absoluten Dunkelheit. Die Scheinwerfer hinderten mich daran, ihnen noch eine von meinen Silberkugeln nachzuschicken.
    Ich stand auf und ging auf den Untoten zu. Er verwandelte sich rasend schnell. Zwar blieb das Aussehen der Wasserleiche erhalten. Paul Stockyard hatte immerhin eine Woche im Wasser gelegen. Aber das unnatürliche Leben wich aus den Augen.
    Innerhalb einer knappen Minute lag eine normale Leiche vor mir.
    Suko stand die ganze Zeit neben mir und sah genauso fasziniert wie ich zu, obwohl wir so etwas schon oft erlebt hatten. Aber noch jemand kam aus dem Staunen nicht heraus, und das waren Captain Farraer und Lieutenant Gulbranson.
    »Was bedeutet das, Mr. Sinclair?« rief der Captain fassungslos. »Wieso haben unsere Kugeln nichts ausgerichtet, während ein Schuss aus Ihrer Pistole…«
    Ich winkte ab. »Es ist noch nicht zu Ende«, murmelte ich.
    Diese Leiche hatte sich in der Gewalt der Hölle befunden. Das Silber zerstörte daher mehr als das dämonische Leben.
    Die Haut des Toten trocknete ein. Die Wangen und die Augen sanken ein. Über den Händen spannte sich runzelige Haut, die wie Pergament knisterte, sich gleich darauf mitsamt der Kleidung auflöste und den Blick auf das Skelett freigab.
    Die Luft war von einem unheimlichen Knacken und Zischen erfüllt. Sekunden später zerbröckelte auch das Skelett. Die einzelnen Bruchstücke lösten sich ebenfalls noch auf, bis zuletzt nichts mehr übrig war.
    Nur ein Abdruck in
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