Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

Titel: 0072 - Ich war kein Fraß für Tiger
Autoren: Ich war kein Fraß für Tiger
Vom Netzwerk:
worden.«
    »Ja, das hatte ich an sich auch nicht angenommen. Ich wollte mich nur vergewissern. Vielen Dank, das war alles, was ich wissen wollte. Nur noch eine Frage: Welche Polizeistelle hat sich um die Sache gekümmert?«
    »Das 79. Revier der Stadtpolizei, das für unseren Bezirk zuständig ist.«
    »Danke, das ist jetzt wirklich alles. Vielen Dank.«
    Ich legte den Hörer auf. Dann nahm ich noch einmal die Zeitung zur Hand. Die ganze Sache war tatsächlich sehr merkwürdig. Und auch ich fragte mich etwas ironisch:
    Können bengalische Königstiger morden?
    ***
    Irgendein Witzbold hatte beim FBI einmal gesagt: »Ein G-man ist nie außer Dienst, selbst wenn er außer Dienst ist.«
    Es trifft genau die Sache. Ich konnte mich nicht erinnern, in den letzten zwei Monaten schon einmal ein völlig dienstfreies Wochenende gehabt zu haben. Daran lag es auch, dass ich für diesen Samstag überhaupt keine Pläne hatte. Die freudige Mitteilung, dass Phil und ich an diesem Tag wirklich dienstfrei und nicht einmal bei der Zentrale eine Telefonnummer zurückzulassen hätten, unter der wir notfalls zu erreichen wären, hatte mich schon am Freitagmittag überrascht, als es schon viel zu spät war, noch irgendeinen Plan für die beiden Tage aufzustellen. Deswegen waren wir übereinandergekommen, dass wir bis zum äußersten Hunger ausschlafen wollten. Mein Freund Phil hatte mir sogar versichert, dass er vor zwölf Uhr nicht einmal einen Telegrammboten hereinlassen würde. Vom Telefon ganz zu schweigen.
    Als ich aber geduscht und angezogen war, zeigte die Uhr erst kurz vor elf. Weil ich Phil nicht wecken wollte, wenn er tatsächlich noch schlief, setzte ich mich in meinen Jaguar und zuckelte um 79. Polizeirevier. Es war kurz nach zwölf Uhr mittags, als ich dort ankam.
    Ich parkte meinen Jaguar auf dem Platz, der den Polizeifahrzeugen des 79. Reviers Vorbehalten war. Als ich ausstieg, schoss bereits ein Cop auf mich zu und zeigte auf das Schild mit dem Hinweis, dass hier nur Polizeifahrzeuge parken dürften. Er schnaufte, sagte aber kein Wort dabei.
    Ich holte meinen Dienstausweis aus der Tasche und zeigte wortlos auf das amtliche Dokument.
    Der Cop starrte darauf, dann wurde er plötzlich lebhaft. Er salutierte, als wenn ich der Präsident selbst wäre.
    »Okay, schon gut, Mann«, sagte ich. »Ich möchte zum Revierleiter. Können Sie mich führen?«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    Er brachte mich ins Revier. Es lag in einem alten Backsteingebäude, das schon reichlich mitgenommen aussah. Offensichtlich hatte hier sogar irgendwann einmal eine ganz schöne Schießerei mit Gangstern stattgefunden, denn an der vorderen Hauswand waren die typischen Kratzer im Verputz, die quer schlagende Kugeln verursachen. Eine ganz und gar ruhige Gegend schien das hier also nicht zu sein.
    Über einen mit abgetretenen Fliesen ausgelegten Flur kamen wir in die Wache. Hinter einer Barriere saßen zwei uniformierte Beamte der Stadtpolizei und tippten mit ernsten Gesichtern und vorwiegend mit zwei Fingern auf uralten Schreibmaschinen herum, entdeckten ihren Kollegen, der mich hereinführte, und tippten beruhigt weiter.
    »Warten Sie einen Augenblick, bitte«, sagte mein Begleiter, deutete auf eine alte Holzbank, die an der einen Wand stand, und verschwand nach vorsichtigem Klopfen, im Innern eines rückwärts gelegenen Raumes. Schon nach kurzer Zeit kam er wieder zum Vorschein und murmelte: »Der Lieutenant lässt bitten, Sir.«
    Ich tippte mit dem Zeigefinger zum Dank an die Hutkrempe und ging an ihm vorbei durch die halb offenstehende Tür. Es war nur ein verhältnismäßig kleiner Raum, den ich betrat, und er war obendrein vollgestopft mit Aktenregalen, einem Gewehrständer, in dem drei Karabiner und ein Gewehr zum Abschießen Tränengasgranaten standen sowie zwei Maschinenpistolen, einem großen Schrank, einem kleineren Tisch und einem großen, aber uralten Schreibtisch.
    Hinter dem Schreibtisch saß ein ungefähr fünfzigjähriger Mann. Er hatte ein eingefallenes, sorgenvolles Gesicht und dünnes, graues Haar. Außerdem trug er einen mächtigen Schnauzbart, der ihn früher einmal furchterregend gemacht haben mochte. Mich konnte er damit nicht erschrecken, denn ich sah in diesem Gesicht einen Ausdruck, den ich nur allzu gut kannte.
    Er stand nicht auf, als ich eintrat, sondern sagte nur: »Sie sind Cotton vom FBI?«
    Ich nickte wortlos.
    »Kann ich Ihren Dienstausweis sehen?«
    Schweigend reichte ich ihm die Zellophanhülle mit meinem Ausweis. Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher