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0071 - Knochensaat

0071 - Knochensaat

Titel: 0071 - Knochensaat
Autoren: Jason Dark
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schließlich wissen.
    Und so rankten sich weiter die Sagen und Legenden, wurde der Felsen zu einem Horror-Ort, den jeder mied, über den jedoch oft gesprochen wurde. Vor allen Dingen an den langen Abenden wußten Einheimische den Touristen die größten Schauergeschichten zu berichten, so daß eine Gänsehaut garantiert war.
    Was nun wirklich mit diesem Felsen los war, das wußte niemand.
    Doch die Menschen hatten recht. Es gab ein Geheimnis um den Stein. Das jedoch war schlimmer als die Geschichten, die sich die Dorfbewohner ausgedacht hatten. Denn der Felsen war ein Stützpunkt des Teufels!
    ***
    Mit einem entschuldigenden Lächeln wandte sich Otto Hirmer an den Totengräber. »Darf ich Sie dann bitten, für meine Mutter ein Grab auszuheben?«
    Der Pfarrer antwortete: »Natürlich macht er das. Und zwar heute abend noch. Nicht wahr?«
    Spatzek nickte.
    Der Pfarrer lächelte gütig und wandte sich wieder an den Bauern Hirmer, wobei sein Gesicht sofort wieder ernst wurde.
    »Darf ich Sie begleiten?« fragte er. »Ich möchte der Toten noch den Segen mit auf die lange Reise geben.«
    »Natürlich, Herr Pfarrer. Bitte kommen Sie.«
    Die beiden verließen das Pfarrhaus.
    Marie aber schüttelte den Kopf. »Die arme alte Frau Hirmer. Sie war doch immer so lebenslustig. Gott sei ihrer armen Seele gnädig.«
    Fred Spatzek hob nur die Schultern, was Marie, die Haushälterin, ärgerte. »Von dir kann man auch kein Mitgefühl verlangen«, schimpfte sie. »Du bist schließlich ein Säufer.«
    »Das eine hat ja mit dem anderen nichts zu tun. Außerdem hatte die Frau ihr Alter.«
    Empört holte die Haushälterin Luft. »Wie kann man nur so gottlos reden. Und so etwas wie du läutet in unserem Dorf die Glocken. Du müßtest dich schämen.«
    »Meinetwegen kannst du dich an den Strang hängen und bimmeln«, erwiderte Spatzek patzig.
    »Jetzt aber raus, du Subjekt!« keifte die Haushälterin. »Ich werde dem Pfarrer alles erzählen…«
    Fred winkte ab. »Ja, ja, quatsch du nur. Du hast sowieso nichts anderes zu tun.« Dann lief er aber schnell zur Tür, denn Marie war in ihrem Zorn unberechenbar. Einmal hatte sie den leichtgewichtigen Küster schon verdroschen. Daran dachte Fred Spatzek nicht gern zurück.
    Hart fiel die Tür hinter ihm ins Schloß.
    Spatzek stand vor dem Pfarrhaus. Es lag von der Kirche aus gesehen etwas versetzt. Ein plattierter Weg führte auf den Kirchhof und auch um das Gotteshaus herum und endete vor einem kunstvoll geschmiedeten Gittertor, das den Eingang des Friedhofs markierte.
    Man konnte die Grabstätte auch von der Kirche aus direkt durch eine schmale Tür erreichen, aber da Spatzek schon einmal draußen war, nahm er den normalen Weg.
    Das Tor war nicht verschlossen. Es quietschte in den Angeln, als es aufgedrückt wurde.
    Fred Spatzek betrat den Friedhof. Er ließ seinen Blick über das Gräberfeld wandern und suchte sich das älteste Grab aus.
    Der Friedhof war rechteckig angelegt. Genau in der Mitte wurde er von einem kiesbestreuten Weg geteilt. Rechts und links des Weges befanden sich die beiden Grabreihen.
    Zehn Gräber auf jeder Seite.
    Also zwanzig insgesamt.
    Ziemlich klein war dieser Friedhof, aber man konnte ihn wegen Platzmangels nicht ausweiten. Wenn jemand starb, so wie an diesem Tag, dann hatte der Totengräber die Aufgabe, das älteste Grab zu öffnen, die Knochen des Verstorbenen dort herauszuholen und sie mittels einer Rutsche in den Keller der Kirche zu schaffen. Dort war im Laufe der Zeit ein regelrechtes Beinhaus entstanden. Die Knochen der Verstorbenen häuften sich in den kalten Gewölben unterhalb der Kirche zu regelrechten Bergen aus bleichen Gebeinen. Ein schauriger Anblick…
    Selbst der Totengräber betrat dieses Beinhaus nicht gern, obwohl er im Laufe der Jahre durch seinen Beruf doch ziemlich abgebrüht geworden war. Aber das Beinhaus in den Gewölben der alten Kirche bereitete ihm Unbehagen. Als Routinejob empfand er das Öffnen eines Grabes. Doch daß er an diesem Abend noch arbeiten sollte, schmeckte ihm überhaupt nicht. Es sei denn, er beeilte sich mit seiner Arbeit und konnte danach noch ein Glas trinken gehen. Ja, dieser Gedanke gefiel ihm.
    Fred Spatzek schritt an den Gräbern vorbei. Sie waren äußerst gepflegt und auch mit Schmuck versehen. Auf einigen Gräbern brannten kleine Öllampen, die einen traurigen Schein verbreiteten, aber immer daran erinnerten, daß es dort, wo Licht ist, auch Schatten gibt. Und gleichzeitig waren diese Lampen Hoffnungsfunken für die
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