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0071 - Knochensaat

0071 - Knochensaat

Titel: 0071 - Knochensaat
Autoren: Jason Dark
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sprechen.
    Der Fuß berührte den unteren Rand der Rutsche, und der nächste folgte.
    Und dann schritt das Gerippe entgegen allen physikalischen Gesetzen die Rampe nach oben.
    Auf Fred Spatzek zu.
    Der Totengräber stöhnte auf. Er öffnete den Mund, wollte schreien, doch seine Kehle war wie zugeschnürt. Keinen einzigen Laut brachte er hervor.
    Schritt für Schritt näherte sich ihm das grinsende Skelett.
    Immer höher – immer weiter…
    Jetzt bückte es sich, denn sonst wäre es mit dem kahlen Schädel gegen die Decke gestoßen. Das Skelett nahm nun die Hände zu Hilfe, um die Rutsche weiter hochzuklettern. Noch gut einen Meter war es von dem Küster entfernt.
    Da endlich erwachte Fred Spatzek aus seiner Erstarrung.
    Plötzlich konnte er sich wieder bewegen, seine Lähmung war gewichen. Er warf sich zur Seite, rollte einmal um die eigene Achse und sprang auf die Füße.
    Und dann rannte er.
    Er rannte, wie er noch nie in seinem Leben gelaufen war. Er nahm keine Rücksicht auf die Grabstätten, sondern hetzte quer darüber. Er warf Blumenkübel um und stolperte über die kleinen Steine der Randbefestigungen an den Gräbern. Doch das war ihm egal. Er wollte nur weg. Flucht! Nur dieser Gedanke beherrschte ihn.
    Das Skelett verließ das Gewölbe durch die Kelleröffnung. Es sah sich kurz um, schaute hoch zum Mond und schritt dann ohne Eile quer über den Friedhof.
    Es verschwand durch das kleine Tor in der Friedhofsmauer und lief rasch seinem neuen Ziel entgegen.
    Es war der geheimnisvolle Stein!
    ***
    Vor dem Gasthaus »Zur Eiche« parkte ein metalliclackierter Manta GT/E. Ein Geschoß auf vier Rädern mit über hundert PS, aber einem günstigen Spritverbrauch. Dieser Wagen gehörte Kommissar Mallmann. Der deutsche Kriminalbeamte, der beim Bundeskriminalamt arbeitete, hatte es geschafft und eine Woche Urlaub herausgeholt.
    Sieben Tage im Bayerischen Wald. Eine Woche Ruhe. Keine Verbrecher, keine Gangster oder Falschmünzer. Nur normale Menschen. Und auch keine Dämonen, das hoffte der Kommissar sehr, denn er hatte in der Vergangenheit doch manch üble Erfahrung mit den Dienern der Finsternis gemacht.
    Jetzt aber freute sich der gute Will auf wohlverdiente sieben Tage Ruhe.
    Aber so ruhig, wie er es sich vorgestellt hatte, waren die ersten beiden Tage doch nicht geworden. Schuld daran trugen nicht etwa Geister oder Dämonen, nein, sondern jemand ganz anderes. Eine Frau.
    Jawohl, Sie haben richtig gelesen. Der alte Junggeselle Will Mallmann hatte eine Frau kennengelernt, die ihn vom ersten Augenblick an faszinierte. Sie hieß Karin Becker.
    Auch ihr war der Kommissar mit dem leicht gelichtetem dunklen Haar nicht gleichgültig gewesen. Schon am ersten Abend hatten sie gemeinsam an einem Tisch gesessen und eine Flasche Wein geleert. Karin Becker, Junggesellin, Lehrerin und streßgeplagt, war aus dem gleichen Grunde in Urlaub gefahren wie der Kommissar. Sie wollte einfach nur ausspannen. Das allerdings über zwei Ferienwochen. Sie stammte aus Köln und unterrichtete dort in einer Grundschule. Nicht nur, daß die beiden gemeinsame Interessen hatten, nein, Karin Becker war auch noch eine außerordentlich hübsche Frau.
    Ihre zweiunddreißig Jahre sah man ihr wirklich nicht an. Zu zahlreichen Locken gedreht, fiel das lange, braunschwarze Haar bis auf die Schultern.
    Ihre dunklen Augen waren wie zwei reife Kirschen, und die Lippen hatten genau den Schwung, der auf eine gehörige Portion Sinnlichkeit hindeutete.
    Die Seite allerdings hatte der Kommissar bei Karin Becker noch nicht kennengelernt.
    Sie gab sich zwar freundlich, war aber in gewissen Dingen noch sehr reserviert, was wiederum dem Kommissar gefiel. Und er sah die Welt durch eine rosarote Brille. Noch nie in seinem Leben hatte er solch eine gute Laune gehabt. Wie im Flug waren die beiden ersten Tage vergangen, und auch der Montag war schon zu dreiviertel vorbei. Sie waren an diesem Tag mit Mallmanns Wagen zum Arber, dem höchsten Berg des Bayerischen Waldes, gefahren und hatten dort die phantastische Aussicht genossen. In einem kleinen Restaurant aßen sie zu Mittag, und auf das nachmittägliche Kaffeetrinken hatten beide verzichtet. Der Kalorien wegen. Dabei brauchte sich Karin Becker eigentlich keine Sorgen um ihre Figur zu machen. Sie war zwar nicht gerade schlank wie ein Mannequin, aber bei ihr saßen die Pfunde an den richtigen Stellen verteilt, wie der Kommissar wohlgefällig bemerkt hatte. Er und auch Karin Becker hatten Halbpension gebucht. Das heißt, sie
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