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0065 - Gefangen in der Mikrowelt

0065 - Gefangen in der Mikrowelt

Titel: 0065 - Gefangen in der Mikrowelt
Autoren: Jason Dark
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daß er durch das Glas und gleichzeitig mich anschauen konnte.
    Unsere Blicke trafen sich.
    Wir standen nur wenige Zoll voneinander entfernt und waren doch unerreichbar füreinander. Es war unmöglich, an der glatten Wand hochzuklettern. Wir würden sofort wieder hinabrutschen.
    Sukos Gesicht zeigte einen gequälten Ausdruck, doch ich glaubte auch, in seinen Augen einen unbändigen Willen zu lesen.
    Nur nicht aufgeben!
    Ich würde es nicht, sondern auch als Winzling kämpfen, solange noch ein Funken Leben in mir steckte.
    Ich tastete nach meinen Waffen.
    Pistole, Kreuz, Dolch, magische Kreide – es war alles noch vorhanden.
    Nur eben verkleinert, so daß ich gegen einen normalen Gegner damit nichts anfangen konnte. Es würde für meinen Widersacher ein leichtes sein, die Kugel aufzufangen, die ich aus meiner Mini-Beretta abfeuerte.
    Belphegor war verschwunden, und auch von den Zwergen sah ich nichts mehr.
    Dafür kam ein anderer.
    Ich sah ihn zwar nicht, doch ich spürte seine Aura. Es war, als würde mich trotz des Glaswandschutzes ein kalter, böser Hauch streifen. Etwas unbeschreiblich Grauenhaftes näherte sich.
    Der Schwarze Tod…
    Ich preßte mich eng gegen die Wandung, so daß ich besser durchschauen konnte.
    Da sah ich ihn.
    Belphegor ließ ihm großzügigerweise den Vortritt, wie der Schüler es dem Meister eben schuldig ist. Eine dunkle, massige Gestalt löste sich vor dem Rot der glosenden Wände und näherte sich dem Labortisch. Er kam in seiner typischen Haltung.
    Die Knochenhände hatte er in seinen langen Ärmeln versteckt. In seinem dunklen Gesicht – einer Skelettfratze – regte sich nichts, als er den Labortisch ansteuerte. Er trug wieder seinen bis zum Boden reichenden Mantel, und in den Augenhöhlen erstrahlten die Pupillen in einem matten Weiß.
    Vor dem Labortisch blieb er stehen. Dann streckte er einen Arm aus. Ich sah die Faust auf den Erlenmeyerkolben zukommen und erwartete, daß er ihn zerschmettern würde. Doch kurz davor öffnete er die Faust, und fünf skelettierte Finger umspannten den Hals des Kolbens.
    Er hob ihn hoch.
    Das geschah ruckartig, so daß ich das Gleichgewicht verlor und hinfiel.
    Der Schwarze Tod lachte.
    Es war ein dumpfes, drohendes, schadenfrohes Gelächter, wie es nur die Hölle selbst ausspeien konnte. Jetzt befand ich mich buchstäblich in seiner Hand. Wie oft hatte er sich das gewünscht. Wie oft mußte er mich verflucht haben, als ich ihm Niederlage auf Niederlage bereitete, ihn jedoch nicht so empfindlich treffen konnte, daß er vernichtet wurde.
    Nun dies.
    »John Sinclair!« Er sprach meinen Namen aus, betonte jede Silbe, und der Haß ließ seine Stimme klirren. »Endlich habe ich dich. Du bist in meiner Gewalt. Ich könnte den Kolben hochheben, ihn zu Boden schmettern und dich dann zertreten. Aber das schenke ich mir. So billig will ich meine Rache nicht. Ich will dich kämpfen und leiden sehen, bevor ich dich und deinen Freund, den Chinesen, dorthin schicke, von wo es keine Wiederkehr mehr gibt. Du wirst dort enden, wo auch die Seelen der Dämonen umhertreiben, wo ich zwar hinkann, doch machtlos bin, da ich keine Dämonenseele aus diesem Reich herausholen kann. Dort wirst du alte Bekannte treffen. Ich habe schon mit ihnen gesprochen. Sie freuen sich auf dich, und auch der Spuk hat bereits einen Platz für dich vorbereitet. Denn er ist der Hüter in diesem Reich, und er haßt dich ebenso wie ich. Das, John Sinclair, wird dein Schicksal sein – falls du überlebst. Denn es ist nicht so einfach. Wir haben uns für dich etwas Besonderes ausgedacht, glaube mir, Geisterjäger.«
    Ich nahm ihm jedes Wort ab, und ich wäre ein Lügner gewesen, würde ich behaupten, ich hätte keine Angst gehabt.
    Doch, ich hatte Angst.
    Verdammt große sogar. Denn es gab einfach für mich keine Möglichkeit, aus diesem gläsernen Gefängnis zu entwischen. Auf die Hilfe meiner Freunde konnte ich mich auch nicht verlassen. Sie hatten mir zwar oft das Leben gerettet, aber diesmal waren sie weit, weit weg.
    Nichts lief mehr…
    Der Schwarze Tod ging in die Knie. Übergroß sah ich sein Gesicht, und plötzlich wurden auch seine Augen rot und präsentierten mir ein Abbild des Höllenfeuers.
    Ich schauderte, winkelte den Arm an und hielt ihn vor meine Augen, um nicht in dieses kalte, mörderische Feuer hineinschauen zu müssen, wo das absolut Böse hauste.
    Der Schwarze Tod erhob sich wieder und wandte sich um. »Belphegor!« rief er.
    Der Dämon kam.
    »Hast du alles
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