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0065 - Gefangen in der Mikrowelt

0065 - Gefangen in der Mikrowelt

Titel: 0065 - Gefangen in der Mikrowelt
Autoren: Jason Dark
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und präzise.
    Ich war mir darüber klar, in welch einer schlimmen Lage ich mich befand und daß ich aus eigener Kraft mich nie mehr würde befreien können. Auf Suko konnte ich mich ebenfalls nicht verlassen, denn ihm ging es nicht anders als mir.
    Wir waren also zur Niederlage verdammt und mußten nur noch ums Überleben kämpfen. Überleben in einer Welt, die wir zwar kannten, die uns aber doch ungeheuer fremd sein würde.
    Eine Fliege konnte schon zum Monster werden…
    Allein der Gedanke an diese Dinge trieb mir den kalten Angstschweiß auf die Stirn. Sekundenlang flackerte die Panik in mir hoch. Ich hatte plötzlich das Gefühl, daß der Tod eine direkte Erlösung gegen das war, was uns noch bevorstand.
    Ich schrie.
    Meine eigene Stimme hörte ich laut und deutlich in den Ohren widerhallen, aber für andere war dieses Schreien wohl nicht mehr als ein dünnes Piepsen.
    Mein Mut sank…
    Ich nahm überhaupt nichts mehr wahr, nur noch dieses rote, allumfassende Meer, in dem ich gefangen war wie in einem fremden Universum.
    Plötzlich hörte das Ziehen auf.
    Der Verkleinerungsprozeß stoppte.
    War die Grenze erreicht?
    Sie war es in der Tat. Das rote Licht verschwand. Ich lag wieder unter der Kuppel, die mir so immens hoch erschien wie ein Wolkenkratzer dem normalen Menschen.
    Mein Atem ging schwer und keuchend. Ich war in Schweiß gebadet und wartete darauf, daß die Kuppel abgehoben wurde.
    Zwei gewaltige Hände faßten nach dem Glas. Sie kamen mir vor wie die Fäuste von Titanen.
    Die Kuppel verschwand.
    Frischere Luft strömte in meine Lungen, und ich atmete tief durch.
    Sie hatten mich eingekreist.
    All die teuflischen Zwerge standen um meine Liege herum, lachten, kicherten, geiferten. Ihre Laute dröhnten in meinen Ohren wider. Ich hielt sie mir zu und brüllte: »Aufhören, hört doch auf!«
    Sie hörten nicht auf. Die dämonischen Wesen tanzten um die Trage herum. Die Szene erinnerte mich an den Tanz um das Goldene Kalb. Auch da benahmen sich die Leute nicht anders.
    Sie triumphierten.
    Aus ihrer Sicht hatten sie allen Grund dafür.
    Ich krümmte mich auf dem gewaltigen weißen Laken, das mir jetzt wie eine unendliche Schneefläche vorkam. So glatt, so weiß und faltenlos. Immer mehr überfiel mich das Grauen. Immer stärker wurde ich mir meiner eigenen Hilflosigkeit bewußt.
    Es war kein Traum. Er war die Wirklichkeit. Die gemeine, gnadenlose Wirklichkeit.
    Und ich, der Geisterjäger John Sinclair, steckte mittendrin. Wie auch mein Freund Suko. Ihn sah ich nicht, da die Körper der Zwerge mir die Sicht nahmen.
    Ich wälzte mich auf den Bauch, versuchte davonzukriechen, wurde dann am Nacken gepackt, hochgehoben und wieder fallen gelassen. Besser konnte man mir die eigene Hilflosigkeit nicht demonstrieren.
    Auf dem Bauch blieb ich liegen.
    Fertig, ausgepumpt, leer…
    Ich schnappte nach Luft, keuchte und preßte mein kleines Gesicht gegen das helle Laken.
    War der Tod schlimmer?
    Dann hörte ich Belphegors Stimme. Das Organ eines Siegers. »Dreht ihn herum, den Würmling!« Er sagte Würmling, und mehr war ich nicht.
    Abermals faßte man nach mir, rollte mich auf den Rücken, und ich schaute wieder in die verzerrten, fremden Dämonengesichter der wütenden Zwerge.
    Dann kam seine Hand!
    Riesengroß erschien sie mir. Ich bekam Angst und hob abwehrend meine kleinen Arme. Die Hand wurde gedreht, und etwas blendete mich, so daß ich die Augen schloß.
    »Sieh her!« forderte mich eine laute Stimme auf.
    Ich öffnete die Augen wieder.
    Belphegor hielt mir einen Spiegel vors Gesicht. Ich sah mich, winzig, nicht größer als ein Bleistift.
    Ich, John Sinclair, war zu einem Mikromann geworden!
    ***
    Es dauerte Sekunden, bis ich mir über meine Lage im klaren war. Dann aber traf mich das Grauen mit voller Wucht. Ich kam mir vor wie ein Staubkorn, das jederzeit von einem Windstoß fortgeweht werden konnte.
    Der Spiegel zeigte mir mit gnadenloser Präzision mein wahres Aussehen. Er log nicht!
    Es ist mir unmöglich, die Schrecken zu beschreiben, die ich empfand. Niemand kann sich in meine Lage versetzen. Ich war so furchtbar allein, wie damals, als man mich in einen Sarg gesteckt und lebendig begraben hatte. Hier bekam ich zwar noch Luft, konnte atmen, mich ausdrücken. Aber ich würde bei meinen Gegnern keine Gnade finden. Sie wollten nur eins.
    Meinen Tod!
    Aber sie hatten sich etwas Besonderes ausgedacht, denn das war mir schon immer versprochen worden. Nicht einfach eine Kugel für John Sinclair, nein, wenn ich
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