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0062 - Wir fanden die geballte Ladung

0062 - Wir fanden die geballte Ladung

Titel: 0062 - Wir fanden die geballte Ladung
Autoren: Wir fanden die geballte Ladung
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ja unsere beiden Nachzügler«, sagte Señor Ferrerez, der Erste Offizier. »Darf ich die Herrschaften miteinander bekannt machen?«
    Wir ließen die Zeremonie über uns ergehen. Mit uns befanden sich neun Passagiere an Bord der Santa Cruz. Um eine Tischzahl von zwölf Personen zu erreichen, hatte der Kapitän angeordnet, dass außer ihm auch noch der Erste Offizier und der Erste Ingenieur an der Tafel teilnehmen sollten.
    Der Kapitän war ein kleiner, sehniger Bursche mit buschigen Augenbrauen, der während des ganzen Lunchs kaum mehr als fünf oder sechs Wörter sprach. Er hatte silbergraues Haar und sah in seiner adretten Uniform sehr wirksam aus, trotz seiner kleinen Gestalt. In seinen Augen konnte man erkennen, dass er es gewöhnt war, ständig auf weite, unendliche Flächen zu blicken.
    Der Erste Offizier hatte, wie sich erst jetzt herausstellte, eine schwarze Lockenpracht, die von den anwesenden Damen mit verstohlenen Blicken gewürdigt werden konnte, weil er bei Tisch natürlich keine Mütze trug.
    »Das ist Horst Blanke«, sagte Ferrerez und deutete auf einen weizenblonden Riesen, der ebenfalls Uniform trug und sich als Erster Ingenieur entpuppte. Er sprach das Englisch ziemlich gut, aber mit einem deutlich hörbaren deutschen Akzent.
    »Erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte er und reichte uns die Hand. Wir schüttelten sie kräftig und ließen uns neben ihm nieder, weil dort noch zwei freie Plätze waren.
    Man trug die Suppe schon auf, während sich Ferrerez als gewandter Gesellschafter entpuppte und zwanglos die Vorstellung fortsetzte.
    »Mister Cotton und Mister Decker sind Importkaufleute«, sagte er, weil er wohl dem glaubte, was wir in die Passagierliste eingetragen hatten. Sicher hätten wir uns ebenso gut als Beamte des FBI eintragen können, aber wir hatten keine Lust, wie Wundertiere bestaunt zu werden. Und wir G-men sind bei uns leider so etwas wie Wundertiere. Alle Welt erwartet von uns immer die tollsten Sensationen.
    »Sie sind im Importgeschäft?«, wandte sich ein dicker, grauhaariger Mann an uns, der am anderen Ende der Tafel saß. »Ich auch. Mein Name ist John Holsday, das ist meine Frau Susan.«
    Wir nickten einander zu, während wir alle schon die Servietten auseinanderfalteten.
    »Was für eine Branche vertreten Sie?«, wollte Holsday wissen.
    Auch das noch! Wenn wir jetzt etwas sagten, was zufällig auch seine Branche war, dann hatte er den Schwindel sicher bald durchschaut.
    Während ich noch überlegte, was ich antworten sollte, hatte Phil schon die richtige Idee.
    »Damenwäsche«, sagte er, ohne rot zu werden.
    Die Herren sahen auf. Einige schmunzelten. Die Damen senkten züchtig die Köpfe und befassten sich mit der soeben aufgetragenen Suppe.
    »Da kann ich leider nicht mitreden«, meinte Holsday zu unserer Erleichterung. »Ich habe es nur mit stinkendem Öl zu tun.«
    »Und dann Importkaufmann?«, fragte Phil. »Importieren die USA denn Öl? Haben wir nicht selbst genug davon?«
    »Wie scharfsinnig!«, nickte Holsday. Ich konnte ein Grinsen dabei nicht verbeißen. »Es ist so«, fuhr Holsday fort. »Die USA produzieren jährlich…«
    »Junger Mann!«, unterbrach ein sonorer Bass die Ausführungen des immerhin gut Fünfundvierzigjährigen. Ich sah in die Richtung und entdeckte eine edelsteinbehangene, außerordentlich korpulente Dame von schätzungsweise zwei- oder dreiundsechzig Jahren. Sie piekte mit dem Messer in Holsdays Richtung und brummte abgrundtief: »Halten Sie uns um Himmels willen keine Vorlesungen über dieses widerliche Ölzeug! Öl ist nur dazu gut, blanke Dollars zu machen, damit man sich damit schöne Steine kaufen kann. Jedenfalls ist es kein Gesprächsstoff bei Tisch!«
    »Entschuldigen Sie, Mrs…«, murmelte Holsday erschrocken.
    »Lady Lesfor«, brummte der Bass der alten Dame, dass man glaubte, eine Stimme spräche direkt aus dem Grab.
    Sie war derart mit kostbaren Steinen aller Edelsteingattungen behängen, dass es bei jeder leisen Bewegung von ihr klirrte wie in einem Porzellanladen, wo dauernd Kristall gegeneinander scheppert.
    Das Essen begann, nachdem wir mit allen Anwesenden bekannt gemacht worden waren. Außer dem Ehepaar Holsday und der edelsteinbehangenen Lady Lesfor waren noch vier andere Passagiere an Bord der Santa Cruz: ein 64jähriger, weißhaariger, Kaffeegroßhändler, ein verschlossener Kerl namens Luck Marvy, der von sich behauptete, Journalist zu sein, dann noch ein schwarzhaariger, ewig grinsender Lateinamerikaner namens Juan
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