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0062 - Wir fanden die geballte Ladung

0062 - Wir fanden die geballte Ladung

Titel: 0062 - Wir fanden die geballte Ladung
Autoren: Wir fanden die geballte Ladung
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das Deck.
    Endlich war ich an der Stelle, wo eine kleine Treppe auf das Dach eines kleinen Kastens führte, auf dem der vordere Ladebaum stand. Ein kräftiges Tau lief an einer Seite des breiten Mastes hinauf.
    Ich griff mit beiden Händen das Seil.
    Ich zog mich hoch, krampfte die Knie und die Knöchel fest ans Seil. Griff weiter, zog mich höher, riss die Füße nach, griff höher, zog den Körper nach…
    Der Schweiß lief mir in Strömen von der Stirn. In den Augen biss es vom ätzenden Schweiß.
    Unten schrien Conder und Phil irgendetwas.
    Ich hörte es nicht.
    Das Blut sauste in meinen Ohren. Noch drei Minuten, sagte etwas in meinem Gehirn. Vielleicht sogar nur noch zwei…
    Der Mast neben mir wurde schmaler. Der Korb, hoch über dem Deck, rückte mir näher.
    Aus meinen Händen sickerte Blut. Ich fühlte es nicht. Das raue Seil zerriss mir die Handflächen, ich spürte es überhaupt nicht.
    Endlich sah ich den Korb ungefähr drei Yards über mir.
    Meine Muskeln schmerzten wie die Hölle. Ich griff wieder einen halben Yard höher, zog mich nach, drückte die Beine ins Seil, griff weiter.
    Dann hatte ich den Korb erreicht. Ich zog mich an ihm hoch.
    Da war die Bescherung. Im Korb lagen drei Rucksäcke. Obenauf stand ein Zeitzündergerät. Von dem Zeitzünder führte ein elektrischer Kontakt zu einem kleinen Döschen von Würfelzuckergröße. Dieses winzige Döschen saß an dem Seil, das den Mastkorb auf dieser Höhe hielt.
    Ich begriff. Die Sache war so raffiniert wie einfach. Zur eingestellten Zeit brachte der Zündmechanismus einen elektrischen Impuls an das Döschen. Darin war vermutlich Schießpulver enthalten, das elektrisch gezündet wurde. Im Handumdrehen hatte die Stichflamme des gezündeten Schießpulvers das Seil durchgebrannt, und der ganze Mastkorb mit seiner tödlichen Ladung sauste aus fünfzehn Meter Höhe auf das Deck. Bei seinem Gewicht würde er sich durch die obersten Planken bohren und wahrscheinlich erst im ersten Oberdeck wirklich zur Explosion kommen. Wenn ein Aufprallzünder mit leichter Verzögerung in der Sprengmasse saß, war die ganze Sache überraschend fachgemäß…
    Vielleicht war Verez während des Krieges einmal Spezialist für solche Dinge gewesen. Er wäre nicht der Einzige, der sich nach dem Krieg nicht mehr in dieser verrückten Welt zurechtfand.
    Ich sah mit weit aufgerissenen Augen, dass der Zeiger des Zeitzünders einen Teilstrich vor der Zwölf stand.
    Mir stiegen die Haare zu Berge, als ich das leise Ticken hörte, das aus dem Gerät kam.
    Dann ließ ich mit der rechten Hand das Seil los, schwang mich auf den Rand des Korbes und klammerte mich mit den Beinen fest.
    Ich ließ auch die linke Hand vom Seil und fasste vorsichtig das Zeitzündergerät. Hier oben spürte man deutlich den Wellengang der See. Das Schiff rollte leicht in der mäßig bewegten See. Und jede Bewegung wurde hier oben natürlich dreifach stärker deutlich.
    Ich wusste nicht, ob es ein Kontaktschalter, ein Impulsschalter oder ein ganz besonders raffiniertes Zeitzündergerät war. Aber ich wusste, dass ich noch knappe sechzig Sekunden Zeit hatte und keinen Atemzug länger.
    Wenn es ein Kontaktschalter war, war alles verloren. Dann flogen wir auch in die Luft, wenn ich den Draht herausriss. Aber eine andere Möglichkeit gab es überhaupt nicht mehr.
    Einmal tief Luft geholt.
    Dann riss ich.
    Ich spürte einen brennenden Schmerz durch meine Handfläche schneiden. Aber der Draht rührte sich nicht.
    Von meiner Hand lief das Blut in Strömen. Ich krampfte sie noch einmal um den Draht. Riss noch einmal.
    Ich flog zurück.
    Und flog mit dem Rücken gegen den Mast.
    Sonst wäre ich fünfzehn Meter tief gestürzt. In meiner blutenden Hand hielt ich den zerrissenen Kupferdraht…
    Dann ließ ich mich mit schmerzenden Händen am Mast hinab.
    Phil fing mich auf. Mir sackten die Beine weg, als ich seine Arme spürte. Etwas Warmes, Nasses, tropfte mir ins Gesicht. Es kam aus Conders Augen. Er hatte die abgerissenen Kupferdrahtenden in meiner rechten Hand bemerkt.
    »Mein Schiff«, murmelte er immer wieder, »mein Schiff…«
    Phil schob mir eine Zigarette in den Mund.
    ***
    Mit einer Signalrakete rief Conder die Boote zurück. Matrosen montierten vorsichtig den Mastkorb ab und holten die gefährliche Ladung herab.
    Einen Tag später stand Mr. High, unser Distriktchef von der New Yorker FBI-Behörde, am Kai.
    Er winkte, als er uns an der Reling ausmachte.
    Wenige Minuten später standen wir vor ihm.
    »Na, wie war
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