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0062 - Guru der Toten

0062 - Guru der Toten

Titel: 0062 - Guru der Toten
Autoren: Friedrich Tenkrat
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mir einen Blick ein, der mich erdolchen sollte.
    Erst als ich der Frau meinen Dienstausweis zeigte, dämpfte sie ihre Wut und ließ mich eintreten. Wir begaben uns in ein Mittelklassewohnzimmer. Ich legte meinen Trenchcoat nicht ab, sondern knöpfte ihn nur auf, bevor ich mich in einen engen harten Sessel setzte.
    Die Frau begegnete mir mit großem Mißtrauen.
    Kein Wunder. Ich war Polizist. Sie setzte sich mir gegenüber. Ihre Hände waren ständig in Bewegung.
    Das hörte erst auf, als sie die Hände faltete, als wolle sie beten, und zwischen ihren Knien festklemmte.
    Mo Geezer hatte bestimmt einige Aufregungen hinter sich: der Tod ihres Mannes, die Gespräche mit der Polizei, Anrufe von Freunden und Bekannten, Fragen, Fragen, Fragen…
    Und wenn sie nicht ganz sauber war, dann mußte sie die ganze Zeit höllisch aufpassen, um sich mit keinem falschen Wort zu verraten.
    Irgend etwas störte mich. Ich fühlte mich beobachtet. Konnte es sein, daß Chump Geezer sich zuerst an seiner Frau rächen wollte? War er hier, ohne daß Mo Geezer davon wußte?
    Die Frau atmete tief durch und sagte dann angriffslustig: »Hören Sie, Oberinspektor, wie oft muß ich noch sagen, daß ich nicht weiß, wer meinen Mann ermordet hat, damit man mich endlich in Ruhe läßt. Ich habe weiß Gott keine leichte Last zu tragen. Aber darauf nehmen Sie und Ihre Kollegen ja keinerlei Rücksicht.«
    »Sollten Sie nicht ein bißchen mehr Interesse daran zeigen, daß der Mörder Ihres Mannes gefaßt wird, Mrs. Geezer?«
    »Ich kenne das Motiv für die Tat nicht. Ich war nicht dabei, als es passierte…«
    »Wo geschah es denn?« wollte ich wissen.
    »Auf der Straße. Jedermann in dieser Stadt kann es getan haben.«
    »Hat Sie sein Tod hart getroffen, Mrs. Geezer?«
    »Ich bin lieber ehrlich und sage Ihnen die Wahrheit: Chump und ich lebten nur noch wie Hund und Katze zusammen. Er tat alles, was möglich war, um mich zu ärgern und zu kränken. Ich habe ihm mehr als einmal den Tod gewünscht. Als es dann aber tatsächlich dazu kam, war ich doch ein bißchen entsetzt.«
    »Aber nur ein bißchen«, sagte ich.
    »Ja. Mehr war bei dieser Ehe eben nicht mehr drin. Tut mir leid!«
    »Wenn jemand ermordet wird, fragt sich die Polizei immer: Wem nützt das?«
    Mo Geezer schaute mir kalt in die Augen. »Und?«
    »Nun, Sie haben einen Geliebten, nicht wahr? Jetzt brauchen Sie ihn nicht mehr zu verstecken. Vielleicht war Ihnen beiden Chump Geezer im Wege. Das ist er nun nicht mehr…«
    Mo Geezer brauste mit funkelnden Augen auf: »Das ist eine unverschämte Unterstellung, Oberinspektor! Halten Sie mich für fähig, mit einem Beil auf nächtlicher Straße über meinen Mann herzufallen?«
    »Sie nicht…«
    »Und Clips Gazzarra hat für die Tatzeit ein unumstößliches Alibi! Ob Ihnen das nun paßt oder nicht!«
    »Oh, es freut mich für Mr. Gazzarra«, sagte ich mit einem kühlen Lächeln. »Aber könnte es nicht sein, daß Ihr Geliebter einen Killer angeheuert hat?«
    Mo Geezer sprang auf, als wäre ein Stromstoß durch ihren Sessel gefahren. Ich schien den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben.
    Kreidebleich war sie geworden, und ihr Atem ging so schnell, als wäre sie hundert Yard in Rekordzeit gesprintet.
    »Bitte, verlassen Sie meine Wohnung, Oberinspektor Sinclair!« verlangte sie eisig.
    Sie wollte mich hinauswerfen – und ich war noch nicht einmal beim eigentlichen Thema angelangt. Deshalb blieb ich sitzen.
    »Was auch immer Sie und Ihre Kollegen an Möglichkeiten durchspielen«, sagte die Frau zornig, »es stimmt nicht. Ich habe mit dem Mord an meinem Mann nichts zu tun. Auch Clips Gazzarra nicht. Und wir haben auch keinen Mörder angeheuert!«
    Plötzlich verstärkte sich das Gefühl in mir, daß jemand mich – beziehungsweise uns – beobachtete.
    Und dann war mir mit einemmal, als würden sich an der gegenüberliegenden weißen Rauhputzwand zwei faustgroße rote Flecken abzeichnen.
    Gleichzeitig erfüllte den Raum ein geheimnisvolles Singen. Die Flecken wurden größer, deutlicher, wölbten sich wie zwei Glutbälle vor.
    Auch Mo Geezer sah sie. Verwirrt starrte sie sie an. In der Mitte der glühenden Kugeln befand sich je ein schwarzer Punkt. Eine Pupille?
    Ja, es waren die Augen eines unbekannten Wesens, die uns feindselig anstarrten. Ich sprang auf und griff nach meiner mit geweihten Silberkugeln geladenen Beretta.
    Was war das für ein Wesen, mit dem ich es hier zu tun hatte?
    Ich zog meine Waffe.
    Die Glutaugen starrten Mo Geezer durchdringend
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