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0062 - Guru der Toten

0062 - Guru der Toten

Titel: 0062 - Guru der Toten
Autoren: Friedrich Tenkrat
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verließ, stand ich bereits mit beiden Beinen in einem verflixt heißen Fall, der für mich voller Gefahren sein sollte.
    ***
    Nackt war Chump Geezer durch die dunklen Straßen gelaufen. Niemand hatte ihn bemerkt, denn er wußte sich immer wieder blitzschnell zu verstekken, wenn jemand des Weges kam.
    Unweit vom St. George Hospital entfernt war Chump Geezer dann in eine Boutique eingebrochen und hatte sich so unauffällig wie möglich eingekleidet.
    Seine Kopfwunde verdeckte er mit einem breitkrempigen Hut.
    Anschließend hatte er die Geschäftskasse geplündert. Wechselgeld in Höhe von dreihundert Pfund fiel ihm in die Hände.
    Das war zwar nicht umwerfend viel, aber für den Anfang reichte es.
    Unbemerkt verließ er die Boutique. Er war zu einem seltsamen Wesen geworden. Sein Herz stand still. Er atmete nicht. Und er warf kaum einen Schatten.
    In seinem Kopf hatte nur ein einziger Gedanke Platz: Rache!
    Und ein Name war da: Hondu! Ihm verdankte er sein zweites Leben. Von Hondu kam die Kraft, die seine Muskeln härtete. Hondu konnte er anrufen, wenn er Hilfe brauchte, denn Hondu war der Mann, der im verborgenen seine dünnen Fäden zog.
    Alles, was geschah, war Hondus Wille!
    Chump Geezer eilte die Straße entlang. Er hielt Ausschau nach einem Taxi, doch es ließ sich keines blicken, das er an den Bürgersteig heranwinken hätte können.
    Geezer kam an mehreren Auslagen vorbei, und plötzlich trat ihm aus einer dunklen Nische ein grell geschminktes Mädchen entgegen.
    Er blieb irritiert stehen.
    Die Nutte strich sich mit den Händen über die breiten Hüften und blies gleichzeitig ihren Brustkorb auf, um mit ihrem üppigen Busen Eindruck auf den Mann zu machen.
    »Na, Süßer, wie wär’s mit uns beiden?« fragte sie und ließ ihre Zunge über die Lippen tanzen.
    Der Schatten der breiten Hutkrempe fiel tief in Chump Geezers Gesicht.
    Nun hob er langsam den Kopf, und der dunkle Schatten wanderte langsam nach oben. Als die Frau Geezers tote Augen sah, erschrak sie zutiefst. Sie zog die Luft geräuschvoll ein, wich entsetzt zurück und stammelte: »Großer Gott, steh mir bei!«
    Dann wirbelte sie wie von der Natter gebissen herum und rannte davon, so schnell sie nur konnte.
    Chump Geezers Gesicht verzog sich zu einem breiten, satanischen Grinsen. Der Effekt, den er mit seinem Aussehen erzielt hatte, gefiel ihm.
    Die Menschen sollten Angst vor ihm haben. Sie sollten sich vor ihm fürchten und gruseln. Er gehörte nicht mehr zu ihnen.
    Er war nun Hondus Geschöpf, und Hondu liebte es, wenn er Angst und Grauen in der Stadt verbreitete.
    Er setzte seinen Weg fort. Zwei Straßen weiter erwischte er ein Taxi.
    »Wohin?« brummte der Fahrer. Er versuchte einen Blick unter die Hutkrempe zu werfen, doch das gelang ihm nicht.
    Chump Geezer nannte Clips Gazzarras Adresse, und das Taxi fuhr an.
    Zwanzig Minuten später war Geezer da.
    Er bezahlte die Fahrt, gab dem Mann jedoch kein Trinkgeld, worauf dieser maulte: »Ein paar so knickrige Fahrgäste, und ich muß zu Hause ans Eingemachte gehen.«
    Der Mann ahnte nicht, daß er mit seinem Leben spielte.
    Geezer hätte es nicht das geringste ausgemacht, ihn zu töten.
    Der Wiedergänger warf die Taxitür wortlos zu und drehte sich auf den Absätzen um. Vor ihm ragte ein Einfamilienhaus auf. Nicht sehr groß. Auf einem Grundstück, auf dem gerade für einige wenige Zierbüsche Platz war.
    Nirgendwo im Haus brannte Licht.
    Das Garagentor war offen.
    Clips Gazzarra, der Mann, den der Wiedergänger zuerst treffen sollte, war nicht zu Hause, aber das machte Chump Geezer nichts aus.
    Gazzarra würde heimkommen. Ahnungslos. Das war sicher.
    Und dann würde Chump Geezer das tun, weshalb Hondu ihn aus dem Reich der Toten zurückgeholt hatte…
    ***
    Die Frau sah krank und zerbrechlich aus. Sie war dennoch hübsch, hatte tizianrotes Haar und salzwassergrüne Augen, leicht schräggestellt.
    Selbst wenn ich nicht gewußt hätte, daß sie sich neben ihrem Mann einen Liebhaber gehalten hätte, hätte ich sie für keine Heilige angesehen.
    Da war etwas in ihrem Blick, das mir verriet, daß unter der kalten Eisschicht, mit der Mo Geezer überzogen zu sein schien, ein gefährlich heißes Feuer loderte, an dem sich jeder Mann gehörig die Finger verbrennen konnte.
    Ich fragte sie, ob ich sie sprechen dürfe.
    Sie wollte mir die Tür vor der Nase zuschlagen, ohne zu wissen, worüber ich mit ihr reden wollte. Damit meinem Profil nichts passierte, stellte ich meinen Fuß blitzschnell vor.
    Das brachte
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