Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0062 - Der tödliche Zauber

0062 - Der tödliche Zauber

Titel: 0062 - Der tödliche Zauber
Autoren: Michael Kubiak
Vom Netzwerk:
Serviette zusammen und lehnte sich mit einem zufriedenen Seufzer zurück. Ihr Blick schweifte durch den Speisesaal des Hotels. Außer einer soeben erst angekommenen Gruppe Touristen waren sie, Zamorra und Bill Fleming die einzigen, die noch am Frühstückstisch saßen.
    »Dein Erlebnis heute morgen scheint dich ja ziemlich mitgenommen zu haben«, sagte sie und schaute Zamorra mit einem prüfenden Blick an. »Ist mal ganz was Neues, den großen Meister so verwirrt und ratlos zu sehen.«
    Zamorra versuchte ein säuerliches Lächeln, was ihm nicht so ganz gelingen wollte. Er hatte kaum etwas angerührt und nur dem vorzüglichen Kaffee reichlich zugesprochen. Er goß sich soeben seine fünfte Tasse ein.
    »Dann leiste du mal jemand Erste Hilfe, von dem du meinst, er wäre so alt, daß er ohnehin bald den Löffel abgibt, und laß dich dann von ihm aufklären, daß er eigentlich noch im besten Mannesalter steht. Meine Überraschung bei dieser Eröffnung könnt ihr euch sicherlich gut vorstellen. Natürlich habe ich bei dem armen Kerl sofort nachgehakt, doch war aus ihm nichts mehr herauszubekommen. Im Moment ist ein Arzt bei ihm. Der Manager muß ihn in aller Herrgottsfrühe irgendwo aufgetrieben haben. Bin mal gespannt, was dieser Landmedizinmann zu berichten hat. Bis dahin sind wir vorerst auf Vermutungen angewiesen.«
    Bill Fleming ließ sich durch die Unterhaltung nicht dabei stören, noch ein knuspriges Frühstückshörnchen in sich hineinzuschieben.
    Schließlich war er von seinen Freunden eingeladen worden und verbrachte hier in diesem Nest einen kurzen und, wie er meinte, sicher langweiligen Urlaub.
    Den wollte er sich nicht durch irgendwelche mysteriösen Abenteuer verderben lassen. Es war wohl mal wieder soweit, daß er seine Elefantennatur herauskehrte, von der erfahrungsgemäß alles abprallte, was ihm nicht in den Kram paßte.
    Für Bill Fleming hatte alles seine logische Erklärung. So auch dieser Vorfall. Wahrscheinlich hatte dieser geheimnisvolle alte Kerl zu tief ins Glas geschaut, war gestürzt und bekam nun wohl keine Ordnung in sein Oberstübchen.
    Insgeheim mußte Bill Fleming über seinen »akademischen Freund«, wie er ihn ab und zu nannte, lachen. Wo er auch hinkam, gab es mit tödlicher Sicherheit irgendwelche »Geheimnisse«, die er aufklären mußte.
    Nun gut, ihm sollte es recht sein, wenn man ihn nur in Ruhe ließ.
    Nicole Duval schaute »ihren« Professor prüfend an. Außer den mageren Informationen hatte er von seinem nächtlichen Abenteuer und seinen Vermutungen noch nichts erzählt. Für sie war das Beweis genug, daß Zamorra wieder einmal etwas ausbrütete. Und was dabei herauskam, hatte sie schon oft genug am eigenen Leibe erfahren müssen. In den meisten Fällen war sie nämlich die Leidtragende.
    »Jetzt zerbrich dir nicht unnötig den Kopf.« Sie legte dem Professor eine Hand auf den Oberschenkel und streichelte ihn zärtlich.
    »Immerhin ist der alte Mann ja nicht ganz hilflos. Sogar ein Arzt kümmert sich schon um sein Wohlergehen. Wenn du dich wieder in ein neues Abenteuer stürzen willst – dann bitte ohne mich!«
    Zamorra nickte geistesabwesend.
    »Ist schon gut. Aber du weißt ja, wie das ist, wenn einem das Geheimnisvolle zum Alltäglichen wird, dann kann man sich einfach nicht davon losreißen. Ich verspreche dir, daß ich mich bessern werde. Sobald ich weiß, was mit dem Verletzten los ist, werde ich die ganze Affäre zu den Akten legen.«
    Ihre Diskussion wurde durch das Erscheinen des Arztes unterbrochen, der sich um den Verletzten gekümmert hatte. Seine von einem schmalen weißen Haarkranz umgebene Glatze verlieh ihm das Aussehen eines wohlwollenden Klosterbruders.
    Diesem Eindruck widersprach allerdings der Gesichtsausdruck des Mannes.
    In den Augen stand das nackte Entsetzen und Ratlosigkeit.
    Kopfschüttelnd und mit hastigen Schritten steuerte der Doktor auf den Tisch der drei zu.
    Mit einem gequälten Seufzer lehnte Nicole Duval sich zurück.
    »Jetzt ist es wohl aus mit unserem Urlaubsfrieden. So wie der aussieht, hat er bestimmt keine Freudenbotschaft für uns. Und so wie ich unseren Meister des Übersinnlichen kenne, wird er gleich loslegen und scharenweise Dämonen und anderes Geistergetier aus irgendeinem Winkel zaubern.«
    Zamorra blickte auf. Ehe er etwas sagen konnte, hatte der Landarzt sich schon einen Stuhl herangezogen, Zamorras Tasse mit Kaffee gefüllt und sie in einem Zug hinuntergestürzt.
    »Entschuldigen Sie«, murmelte er verstört. »Fabeau, Doktor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher