Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0060 - Ich saß im Todesblock

0060 - Ich saß im Todesblock

Titel: 0060 - Ich saß im Todesblock
Autoren: Ich saß im Todesblock
Vom Netzwerk:
schweigend und regungslos vor Verblüffung gegenüber.
    Dann warf Bullen Jack die nutzlose Waffe weg.
    Mit einem Wutschrei stürzte er sich auf mich.
    »Du elender Bluthund!«, schrie er mich an. »Bist du Teufel auch dem Dynamit entkommen?«
    Einen Augenblick lang hatte ich an Schonung gedacht, an vorsichtigen Einsatz meiner Kräfte.
    Seine Worte brachten mir alles wieder ins Gedächtnis zurück.
    Die toten Wächter. Familienväter, Männer wie Sie und ich und tausend andere. Die Leichen der von ihm aufgestachelten Gangster. Junge Leute darunter, die nach ein oder zwei Jahren entlassen worden wären und vielleicht in ein normales Leben zurückgefunden hätten.
    Alles wegen des wahnsinnigen Plans dieses Gewaltverbrechers.
    Ich wich seinem unüberlegten Schlag aus. Dafür rammte ich ihm meine Faust in die Magengrube.
    Er stolperte zurück in den Flur.
    Ich setzte sofort nach.
    Eine in der Nähe stehende Vase zerschellte an der Wand, weil ich meinen Kopf gerade noch rechtzeitig zur Seite bekam.
    Er verpasste mir einen Schlag gegen das linke Ohr, dass es in meinem Kopf schlimmer als von einer Explosion dröhnte. Für einen Herzschlag lang sah ich rote Sterne vor meinen Augen tanzen.
    Er nutzte seine Chance und trieb mich unter einer Serie mörderischer Schläge rückwärts. Plötzlich gab der Boden unter meinem nach rückwärts strebenden Fuß nach. Ich hatte den Kopf mit hochgerissenen Armen vor dem Schlimmsten bewahren können.
    Jetzt flog ich die Treppe rückwärts hinunter. Ein Instinkt handelte in mir, als sich mein Körper automatisch krümmte und ich wie eine Kugel hinabrollte. Unten schlug ich mit dem Rücken gegen irgendetwas Hartes.
    Ich raffte mich auf. Der ganze Raum tanzte um mich herum.
    Aber etwas war, das sich festigte in diesem wirren Tanz: die Fratze Bullen Jacks, der die Treppe herunter gekommen war und von Neuem auf mich eindrang.
    Ich wusste, dass ich es keine fünf Minuten mehr machen konnte in diesem mörderischen Schlagwechsel. Schließlich hatte ich eine Explosion überstanden, während Bullen Jack von solchen Dingen verschont geblieben war.
    Als er meine Unsicherheit merkte, wurde er zu sicher.
    Er wollte einen Magenhaken anbringen und kümmerte sich dabei überhaupt nicht mehr um seine Deckung.
    Ich holte aus. Der Himmel weiß, dass ich alles hineinlegte, was ich je in meinem Arm an Kraftreserven verspürte. Der Schlag ging mir selbst durch und durch, als er sein Ziel traf.
    Bullen Jack überschlug sich. Er krachte rückwärts zur vorderen Tür hinaus und landete vier Schritte vor dem Kühler des Lastwagens.
    Ich ging ihm langsam nach, mit schwankenden Knien und blinzelnden Augen.
    Die Welt begann zu kreisen. Ich glaubte zum ersten Mal in meinem Leben wirklich zu sehen, dass sich die Erde drehte.
    Ein paar Schritte vor Bullen Jack gaben meine Knie nach, als wären sie aus Gummi. Ich fiel vor dem Gangster ins Gras.
    Die Schleier vor meinen Augen verdichteten sich, bis sie mein Bewusstsein in einem weichen Wattemeer davontrugen ins unbekannte Reich der Träume.
    ***
    Als ich wieder zu mir kam, sah ich zuerst Phils Gesicht verschwommen vor mir.
    »Da, Jerry«, sagte er und hielt mir eine Flasche an den Mund.
    Ich trank. Es war flüssiges Feuer. Sechzigprozentiger Rum. Er hätte einen Toten wieder zum Leben erweckt.
    »Was macht dein Bein?«, fragte ich und richtete mich zu einer sitzenden Stellung auf.
    »Es geht. Die Frau hat es mir ein bisschen verbunden. Aber wie geht es dir?«
    Ich versuchte zu grinsen. Es misslang aber kläglich. Ich fühlte mich wie von einer mittelalterlichen Folterung geschunden. Alle Muskeln meines Körpers schmerzten, und es gab keinen Quadratzoll Haut, der nicht brannte.
    »Was ist mit Long Mick?«, fragte ich.
    »Tot. Erschossen, bevor wir überhaupt hier ankamen«, erwiderte Phil.
    »Guy? Der Dicke, den ich in der Küche gefesselt habe?«
    »Liegt immer noch schön verschnürt inmitten dem roten Fruchtsaft aus einem zerbrochenen Einweckglas.«
    »Im Wohnzimmer habe ich einem Mann den Kopf mit einer Whiskyflasche beklopfen müssen. Was ist mit dem?«
    »Ich habe ihn gefesselt, aber er war noch nicht wieder bei Bewusstsein. Dafür hat er eine fast faustgroße Beule.«
    »Und der Italiener, den ich am Treppenaufgang anschießen musste, weil er mich sonst mit seiner Tommy Gun zersiebt hätte?«
    Phil zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, ob er durchkommen wird. Die Frau hat ihm zunächst einmal die Wunde am Arm und die in der Brust verbunden. Vielleicht übersteht er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher